Schwierige Bedingungen zum Auftakt, aber ­wenigstens f(v)iel Schnee

Martell war weltmeisterlich und Südtirol war dabei

Publiziert in 3 / 2007 - Erschienen am 31. Januar 2007
Groggalm in Martell – Bei einer Lufttemperatur von minus 0,5 Grad, bei böigem Wind und zum Teil dichtem Schneetreiben begann der erste Wettkampf der ersten Weltmeisterschaft im Vinschgau. Nach Ridnaun 2002 war das Martelltal 2007 der zweite Südtiroler Austragungsort einer Veranstaltung, an der sich 34 Nationen mit 348 Athleten und 163 Betreuern beteiligten und die dem Tal – Schlachtenbummler mitgerechnet – mindestens 10.000 Übernachtungen brachte. 87 Biathleten der Jahrgänge 1988 und jünger bemühten sich im ersten Wettkampf der Meisterschaft um die Medaillen im Einzellauf. Am Ende sprach man auf den Medaillenplätzen vor allem polnisch, russisch und französisch und ein bisschen Deutsch. Aus heimatlicher Sicht überraschte der Deutsch sprechende Italiener Lukas Hofer aus Antholz mit einem achtbaren Laufergebnis. Zu seinen und seiner Landsleute Schießergebnissen hätte der Hofer Ander gesagt: „Ach, wie schießt ihr schlecht!“ Und bei den Junioren hätte er sich gar entsetzt abgewandt. Presseleiter Luis Mahlknecht schrieb über das Abschneiden der Junioren mild von einer „herben Enttäuschung“ und vom Tag der „Scharfschützen“. Der einzige Lichtblick der Einzelwettkämpfe war bei der weiblichen Jugend eine unbekümmerte, junge Dorothea Wierer aus Niederrasen, die im ersten liegend Schießen fehlerfrei blieb und vier Minuten hinter der siegreichen Französin Laure Bosc auf dem 10. Rang ins Ziel lief. Ihre Landsfrau aus Antholz-Niedertal, Monika Messner, landete mit neun Fehlschüssen auf Rang 63 von 78 Konkurrentinnen. Eher durch bescheidene Laufleistungen als durch Fehlschüsse landeten die Juniorinnen Christa Perathoner und Renate Zingerle bei den Juniorinnen auf den Plätzen 29 und 36 von 57 gestarteten Teilnehmerinnen. Stimmungs- und zuschauermäßig begann die WM erst so richtig mit den Sprintwettkämpfen am Samstag, 27. Wieder war es die Malser Sportoberschülerin Dorothea Wierer, die den nötigen Lichtblick aus „italienischer Sicht“ lieferte. Fehlerfrei liegend ließ sie beim ersten Schießen zwei Klappen stehen und kam im engen Starterfeld nur eine Minute und 38 Sekunden hinter der Dauersiegerin Laure Bosc ins Ziel. Monika Messner musste sechs Mal in die 150 Meter lange Strafrunde und wurde 46. von 83 Starterinnen. Nicht nach Wunsch lief es den Südtiroler Juniorinnen, Renate Zingerle auf Rang 40 und Christa Perathoner auf Platz 46; beide schossen besser als im Einzelwettkampf, beide hatten beim Laufen Probleme. Die Südtiroler Jugend sicherte sich mit Lukas Hofer aus St. Lorenzen einen respektablen 29. und mit Mario Demetz einen 43. Rang von 88 Teilnehmern. Ähnlich die Situation bei den Junioren, wo Claudio Mussner wie der deutsche Sieger Christoph Stephan sich zwar ebenfalls fünf Fehlschüsse leistete, aber läuferisch weit dahinter lag. Treffsicherer, aber läuferisch noch schwächer war Harald Egger auf Platz 60 von 85 Startenden. Mit den Zeitdifferenzen aus dem Sprint gingen am Sonntag, 28. Jänner die Biathleten an den Start. Endlich wurde die Atmosphäre spektakulärer; die Fan-Gruppen aus Italien, Norwegen, Deutschland, Österreich und Frankreich waren eingetroffen und Einheimische säumten ebenfalls die Loipe. Der Sonntag wurde durch das Abschneiden der männlichen Jugend und Junioren eindeutig zum „Deutschen Tag“ ernannt. Sechs der 12 zu vergebenden Medaillen gingen an die Bundesrepublik. Der Südtiroler „Superstar“ Dorothea Wierer begann bei der Jugend sensationell mit einer Null-Serie, ließ Hoffnung aufkeimen mit nur einem Fehlschuss beim zweiten Schießen und hätte bei gleich bleibender Laufleistung auch mit den Ergebnissen bei beiden stehend Schießen noch sensationell abschließen können. Aber irgendwann rächen sich Versäumnisse in der Vorbereitungsphase; unterm Strich kam der respektable 16. Rang heraus. Jede Hoffnung auf eine anständige Platzierung begraben musste Monika Messner mit zehn Fehlschüssen und dem 56. Platz von 57 Konkurrentinnen. Bei den Juniorinnen wurde Renate Zingerle mit anständiger Schießleistung 28. und Christa Perathoner 51. von 55 Konkurrentinnen. Ähnliche Situation bei der männlichen Jugend. Der Jüngste, Lukas Hofer, war der unbekümmertste und landete mit manierlicher Schussleistung auf Platz 22; 37. von 57 wurde Mario Demetz. Bei den Junioren vermasselte sich Claudio Mussner mit sieben Fehlschüssen eine bessere Platzierung als den 22. Rang. Harald Egger hatte Probleme in der Spur und kam auf Rang 46 von 58 gewerteten Athleten. Im Urteil eines Nicht-Experten: die Südtiroler hielten den Erwartungshaltungen bei einer WM im eigenen Land nicht stand. Bezeichnenderweis waren es immer die Jüngeren unter ihnen, die recht forsch auftraten, aber sehr häufig entweder beim letzten Schießen oder an der Laufleistung scheiterten.
Günther Schöpf
Günther Schöpf

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