„Mein langfristiges Ziel ist der Weltcup“
Publiziert in 10 / 2008 - Erschienen am 19. März 2008
Schluderns – Der Name Pirmin ist schon einmal ein gutes Omen, ein erfolgreicher Skifahrer zu werden; denkt man dabei nur an das Schweizer Idol Pirmin Zurbriggen, einer der besten Rennläufer aller Zeiten.
Primin Anstein aus Schluderns ist neben dem mittlerweile groß in die Schlagzeilen gekommenen Hagen Patscheider ein weiterer Vinschger, der sich ganz klar auf dem sportlichen Vormarsch befindet. Der Schludernser war bereits mit drei, vier Jahren auf den heimischen Pisten unterwegs. Bei den verschiedensten Jugendrennen war er stets im Spitzenfeld zu finden. Mit dem Besuch der Sportschule in Mals begann Pirmin dann so richtig professionell zu trainieren und das Resultat dieser harten Arbeit kann sich bisher ohne Zweifel sehen lassen. In dieser Saison machte der Slalom- und Riesentorlaufspezialist bei den Italienmeisterschaften mit zwei Silbermedaillen wiederholt auf sich aufmerksam.
Wie sich seine Karriere fortsetzt, wird sich aber wohl erst in den nächsten entscheidenden zwei bis drei Jahren im Europacup zeigen. In dieser knallharten Rennserie kann man bekanntlich nur gewinnen oder verlieren. Wie Pirmin diese zukünftigen Herausforderungen in Angriff nehmen will und was er zum tragischen Sturz des Österreichischen Abfahrers Matthias Lanzinger zu sagen hat, verrät er im folgenden Interview mit dem „Vinschger“.
„Der Vinschger“: Wie zufrieden bist du mit der langsam aber sicher zu Ende gehenden Wintersaison?
Primin Anstein: Mein Start in diese Saison war perfekt. Nachdem wir uns zu Beginn dieses Winters in Norwegen vorbereitet haben, gewann ich dort auch das erste ausgetragene FIS-Rennen. Es folgten weitere gute Resultate. Leider hatte ich nach dem Jahreswechsel einen Durchhänger. Ich war mit meinen Leistungen nicht mehr zufrieden und verspürte aufgrund meines starken Saisonauftaktes einen gewissen Druck und konnte einfach nicht mehr befreit meine Rennen bestreiten. Mein Ziel, bei der Junioren-WM eine Medaille zu machen, habe ich leider verfehlt.
Was ist bei der Junioren-WM schief gelaufen?
Pirmin Anstein: Leider stürzte ich gleich zu Beginn dieser WM im Trainingslauf auf der Abfahrtsstrecke schwer. Ich habe mir dabei den Rücken gezerrt, bemerkt habe ich dies allerdings erst am nächsten Tag. Als ich auf dem Weg zum Slalomrennen war, verspürte ich plötzlich starke Schmerzen im Rücken. Trotzdem versuchten mich die Betreuer noch rechtzeitig fürs Rennen fit zu spritzen, doch es hatte letztlich keinen Sinn. Ich ging dann direkt zum Therapeuten, doch auch im Riesentorlauf konnte ich nicht an den Start gehen und musste somit enttäuscht die Heimreise antreten. Es ist wirklich sehr schade, denn hätte ich mir vor allem in den technischen Disziplinen doch reelle Chancen auf einen Podestplatz bei meiner letzten Junioren-WM ausgerechnet.
Was sagst du zum neuen Abfahrtsweltmeister Hagen Patscheider?
Pirmin Anstein: Respekt vor Hagen! Logisch gehört das nötige Glück dazu, um einen derartigen Erfolg einzufahren, aber es war auch eine super Leistung. Ich habe ihn schon vorne erwartet, aber das eigentlich überraschende für mich war, dass er in der Kombination Dritter wurde. Er hat eben das nötige Glück gehabt, ich hatte leider Pech. So ist des im Sport nun mal.
Was geht einem jungen Rennläufer durch den Kopf, wenn man das Schicksal des ehemaligen Österreichischen Skirennläufers Matthias Lanzinger mitverfolgt?
Pirmin Anstein: Es hat mich schon brutal mitgenommen, das ist eine extreme Tragödie. Ich habe mir vorgestellt, was ich tun würde, wenn mir so etwas passieren würde. Andererseits dürfen einen solche Gedanken auf der Piste nicht beeinflussen, da muss man einfach hart sein. Auch wenn bei einem Rennen beispielsweise ein Läufer vor dir stürzt, darf man sich nicht gleich aus dem Konzept bringen lassen.
Wie schätzt du dein Potenzial eigentlich selbst ein?
Pirmin Anstein: Wenn mir ein Lauf gelingt, habe ich einiges drauf. Mit vorderen Nummern bin ich überzeugt, dass ich auch im Europacup mithalten kann. Ich hatte heuer bereits einige Vergleiche mit Weltcupfahrern und habe gesehen, dass ich von diesen Athleten nicht mehr allzu weit entfernt bin. Ich hoffe sehr, dass ich in der nächsten Saison gleich die Chance bekomme, bei den ersten Europacuprennen an den Start zu gehen, um mich so mit guten Resultaten in der Startliste nach vorne zu kämpfen, da man beispielsweise im Slalom mit hohen Nummern eigentlich keine echte Chance mehr auf einen Spitzenplatz hat.
Deine Ziele für die Zukunft?
Pirmin Anstein: Ich möchte den Sprung ins Nationalteam schaffen und natürlich auch in einer Sportgruppe aufgenommen werden. Weiters wäre es logischerweise sehr wichtig, verletzungsfrei zu bleiben. Sollte mir ein guter Start in die nächste Wintersaison gelingen, dann ist sehr viel möglich. Es sind im Europacup fast alle auf demselben Level und wenn alles zusammenpasst, dann ist auch für mich alles drinnen. Das langfristige Ziel heißt natürlich Weltcup. Schade ist nur, dass ich derzeit noch keinen fixen Sponsor habe, das erschwert natürlich meinen sportlichen Werdegang. Vielleicht ergibt sich diesbezüglich in Zukunft aber noch etwas.
Interview: Rudi Mazagg
Steckbrief
Name: Pirmin Anstein
Geburtstag bzw. Geburtsort:
16.04.1988 in Schlanders
Wohnort: Schluderns
Größe und Gewicht: 1,93m und 93kg
Hobbys: Alles was mit Sport zu tun hat,
vor allem aber Klettern
(mit Stefan Thanei)
Letzte Erfolge: 2008 zweifacher
Vize-Italienmeister
2006 dritter Platz bei den
Italienmeisterschaften
Rudi Mazagg