Mit Austria Salzburg in den Profifußball
Der Laatscher Mathias Theiner ist Kapitän beim violetten Traditionsverein.
LAATSCH/SALZBURG - Es war ein Spiel, das die Fußballfans weit über die Salzburger Landesgrenzen hinaus elektrisierte: Austria Salzburg gegen Red Bull Salzburg. Erstmals traf der wiedergegründete Traditionsverein aus der Mozartstadt auf das „Konstrukt“ Red Bull, ein Klub sozusagen auf seinen „Totengräber“, wie viele Fans betonten. Die Hintergründe: 2005 hatte der Getränkehersteller die Salzburger Austria übernommen, aus violett wurde rot-weiß, der FC Red Bull war geboren, ein neuer Klub, ohne Geschichte, wie es damals seitens des Konzerns hieß. Proteste der Fans stießen auf taube Ohren. Die Anhänger gründeten ihren Verein, den Sportverein Austria Salzburg von 1933 schließlich neu – und starteten von ganz unten. Während Red Bull dank der vielen Millionen Euro schnell zur Nummer 1 in Österreich wurde und international spielt, begann die stolze violette Austria, immerhin dreifacher Österreichischer Meister in den 1990er Jahren (zuletzt 1996/1997) und UEFA-Cup Finalist 1994 (im Finale unterlag man Inter in 2 Spielen mit jeweils 0:1) 2006/2007 in der niedrigsten Spielklasse, der siebten Liga, neu. Jahre im Amateurfußball, Aufstiege, finanziell schwierige Zeiten, die Rückkehr 2015 in den Profifußball und die 2. österreichische Liga – und gleichzeitig Wiederabstieg und Insolvenz – folgten. Nach turbulenten Jahren ist Austria Salzburg derzeit in der Regionalliga West (3. Liga) ganz vorne mit dabei und traf am 26. September erstmals auf Red Bull.
Mittendrin: Mathias Theiner. Der Laatscher ist Kapitän bei der Salzburger Austria, seit 2019 steht der Innenverteidiger bereits bei den Violetten unter Vertrag. Nach einem intensiven Spiel musste sich der Drittligist dem österreichischen Serienmeister Red Bull – mit einem Kaderwert von rund 200 Millionen Euro - erwartungsgemäß mit 0:4 geschlagen geben. „Wir sind schon sehr zufrieden mit unserer Leistung. Es sind schließlich 2 Klassen Unterschied und sie sind Champions-League-Teilnehmer. Wir haben aber gut mitgehalten und alles reingehauen“, analysiert Theiner im Gespräch mit dem der Vinschger.
Im historischen Spiel siegte auch die Austria
Mehr als das Ergebnis zählte aber ohnehin das historische Duell mit Red Bull. Schon allein, dass es überhaupt zu einem Pflichtspiel des wiedergegründeten Vereins gegen die Millionentruppe komme, sei ein Sieg, hieß es von vielen Austria-Fans. Die über 4.100 Zuschauer im restlos ausverkauften Stadion im Salzburger Vorort Grödig (die Austria musste ausweichen, weil ihr derzeitiges Stadion in Maxglan nicht die Anforderungen für das Spiel erfüllte), bis auf die knapp 400 Red-Bull-Sympathisanten allesamt violette Fans, sorgten für eine grandiose Stimmung. „Das war schon bombastisch. Wenn man ins Stadion rein ist, dann herrschte Gänsehautatmosphäre. Die Motivation stieg dadurch“, so Viola-Kapitän Theiner. Bereits das Abschlusstraining in Grödig sei ein Höhepunkt gewesen. „Hunderte Fans waren beim Training dabei und machten uns Mut“, sagt Theiner. Ohnehin ist dies ein Markenzeichen des Salzburger Traditionsvereins. Auch in der Regionalliga wird das Team auswärts und daheim regelmäßig von zahlreichen Fans unterstützt, die Stimmung ist freilich bundesligareif, die Fankultur mit den vielen verschiedenen Fanklubs, die in den 1990er Jahren bereits zur Austria fuhren, etwas Besonderes. Schließlich waren es vor allem die aktiven Fans, unter ihnen Fanklubs wie die Tough Guys Salzburg 1992 und die Ultras der Union ‚99, die maßgeblich zur Wiedergründung und dem Weiterbestehen des violetten Sportvereins beigetragen haben. „Am liebsten würde ich mit der Austria in den Profi-Fußball aufsteigen, allein schon aufgrund dieses gewaltigen Supports. Das wär schon cool“, so Theiner.
Arbeit bei Porsche
Der heute 25-Jährige hat in der Mozartstadt sein neues Zuhause gefunden, wohnt im Vorort Wals-Siezenheim und arbeitet in der Bank des Autohändlers Porsche in der Bonitätsprüfung. Auch seine Freundin, die 23-jährige Österreicherin Julia Kastner, ist Fußballerin. Sie spielt in der ersten österreichischen Liga beim FC Bergheim, genauso wie Theiner in der Innenverteidigung. Die Arbeit bei Porsche gefällt und fordert den jungen Südtiroler. Ein zweites Standbein neben dem Fußball war ihm schon immer wichtig. Darauf wurde auch im Fußballinternat im bayrischen Bad Aibling, welches er besuchte, großer Wert gelegt. Dort absolvierte er auch das Fachabitur in Wirtschaft.
Vom Stürmer zum Innenverteidiger
Theiner, der in der U17 und U19 bei Unterhaching spielte, anschließend zum FC Kufstein in die Regionalliga wechselte und im Juli 2019 bei Austria Salzburg anheuerte, war in seiner Kindheit eigentlich Stürmer. Verlernt hat er das Toreschießen aber nicht, allein in dieser Saison erzielte der Innenverteidiger in 11 Spielen 4 Treffer. Mit dem Fußball begonnen hat er bereits im Alter von 3 Jahren in Laatsch. „Zum Verteidiger umgeschult wurde ich aber erst mit 15 im Internat“, erzählt er. Als er mit der U13 der SPG Obervinschgau im Cupfinale Schlanders mit 4:0 bezwang – und alle 4 Treffer erzielte – war auch die Jugendabteilung des FC Südtirol auf ihn aufmerksam geworden. Dennoch habe er sich gemeinsam mit seinen Eltern im Alter von 14 Jahren für den Schritt nach Deutschland entschieden. Mit dabei im Internat in Bad Aibling waren damals übrigens auch der Glurnser Lukas Mazagg, der Partschinser Olaf Stark und der Prader Leonard Kahlert. Mazagg spielt heute für Hoffenheim 2 in der deutschen Regionalliga, Stark und Kahlert bei Partschins in der Oberliga.
Semiprofessionelle Strukturen
Nach Hause in den Vinschgau kommt Theiner nur selten, schließlich stehen an den Wochenenden meist Spiele auf dem Programm. Die Zeit, die er daheim in Laatsch verbringt, etwa in der Winterpause, genießt er dafür umso mehr. Der Beruf lasse sich derzeit mit dem Fußball gut vereinbaren, auch wenn quasi täglich Trainingseinheiten auf dem Programm stehen, schließlich arbeitet ein Top-Verein der 3. österreichischen Liga, wie es Austria Salzburg einer ist, durchaus mit semiprofessionellen Strukturen. So stehen Vereinsarzt, Physiotherapeuten, Co-Trainer und Videoanalysten zur Verfügung. Die 2. Liga wäre dann schon offiziell eine Profi-Liga. Dahin will Theiner. Bei einer passenden Offerte aus einer professionellen Spielklasse könne sich der Austria-Kapitän einen Wechsel vorstellen. Einige Angebote anderer Vereine gab es bereits in dieser Saison. Am liebsten würde der Vinschger aber mit den violetten Salzburgern in den Profifußball – so schnell wie möglich.