Radikalkur zum Auftakt der Hockey-Saison
Publiziert in 27 / 2010 - Erschienen am 14. Juli 2010
Latsch – Wenn schon Neubeginn, dann klar und radikal. Im Vinschger Eishockey wird ein neues Kapitel eröffnet. Der AHC Vinschgau Eisfix hat sich von seinem bisherigen Trainerstab getrennt und versucht nun einen Qualitätssprung. „Wir müssen was Neues wagen“, meinte ein entschlossener Patrick Holzknecht. „Die Burschen brauchen neue Reize“, erklärte der Präsident des AHC dem Vinschger und gab die „Radikalkur“ im Hockeywesen bekannt. Mit der Verpflichtung des Slowaken Ivan Cerny, Jahrgang 1959, aus Bratislava glaubt der Vorstand des AHC, einen Glücksgriff getan zu haben. Der A-Lizenz-Jugendtrainer war selbst auf höchstem Niveau tätig, hat über 500 Begegnungen in der einstigen CSSR-Eliteliga hinter sich und vor 20 Jahren als Legionär auf dem Ritten erstmals Südtiroler Luft geatmet. 1992 begann seine Trainerausbildung an der renommierten Hockey-Schule von Bratislava (Breslau). Cerny wurde Co- aber auch Head-Trainer in der slowakischen Extraliga (bei HK Skalica und Slovan Bratislava). Von 2007 bis 2009 leitete er das Training des HC Pustertal Junior und erhielt damit prägende Einblicke in die Mentalität und Spielweise der Südtiroler. Des Glücksfalls nicht genug, wird die Stelle eines Assistenz-Trainers ein waschechter Vinschger einnehmen. Gabriel Wunderer aus Prad hat 2008 seinen Trainerschein in Deutschland erworben und kennt die Situation im Vinschgau als Spieler in den Reihen der Eisfix. Wunderer wird sich dem Jugendbereich widmen und Cernys rechte Hand sein. Präsident Holzknecht war voller Aufbruchsstimmung, als er den Wechsel bekannt gab: „Es ist für jeden Verein ideal, wenn Spieler aus den eigenen Reihen nach der Laufbahn als Aktive dem Verein als Trainer zur Verfügung stehen.“ Von Aufbruchsstimmung sei auch der Vorstand erfasst, teilte Holzknecht mit, der am vergangenen Sonntag das Höhen-Trainingslager am „Töbrunn“ beendet hatte und bis zum ersten Eis Ende August das Trockentraining der Mannschaften Serie C, U15, U13 und U10 gestaltet. „Wir haben sehr viel Zeit und Geld in die Rekrutierung von Jugendlichen investiert“, erzählte Holzknecht. „Im Herbst werden Jugendliche aus Müstair, Tartsch, Prad, Gemeinde Latsch, aus Schnals und Meran bei uns spielen. Kontakte nach Schlanders, Kortsch und Naturns sind geknüpft. Die Verbindungen können aber nicht mit einem personalaufwändigen Shuttle-Dienst kreuz und quer durch den Vinschgau vier Mal die Woche betreut werden, sondern müssen über Fahrgemeinschaften und über den Vinschgerzug gestaltet werden. Unsere Aufgabe wird sein, die Spieler vom Bahnhof in Latsch zum Eisstadion und zurück zu bringen.“
„Sonst macht der Verein einen Schritt zurück“
Das Thema Transport vom und zum „IceForuam“ spielte auch eine Rolle in der jüngsten Latscher Gemeinderatssitzung. Sportreferent Walter Theiner hatte den Ausbau von zwei weiteren Kabinen für erforderlich erachtet, damit auch die verschiedenen Mannschaften ihre Ausrüstung an Ort und Stelle lassen können. Freiheitlichen-Sprecher Sepp Kofler, einst selbst Eiswart, erachtete dies für nicht notwendig, weil man früher bei mehr Tätigkeit mit weniger Platz ausgekommen sei. Patrick Holzknecht meinte dazu: „Es ist sonderbar, dass Kofler jetzt gegen den Eissport und gegen den Verein arbeitet. Wir machen einen Schritt zurück in unserer Jugendförderung, wenn wir die Jugendlichen und ihre Ausrüstung nicht in einer eigenen Kabine unterbringen können. Wenn dazu Eisstunden auch noch verkauft werden sollen, wo sollen wir und wo sollen die fremden Mannschaften dann bleiben. Man kann einfach nicht die Umstände vor 15 Jahren mit den heutigen Verhältnissen vergleichen. Es ist viel schwieriger geworden, Jugendliche zum Eishockey zu bringen.“
Günther Schöpf