Weltreisender in Sachen Badminton
Publiziert in 43 / 2007 - Erschienen am 5. Dezember 2007
Mals – Eine der wichtigsten – vielleicht die wichtigste Eigenschaft eines erfolgreichen Badmintonspielers ist die Fähigkeit, blitzschnell aus der Verteidigung in den Angriff umzuschalten. Diese extreme Anpassungsfähigkeit hat der 18jährige Malser Manuel Batista sicherlich mit in die Wiege gelegt bekommen. Schon fünf Jahre, nachdem Mama Sabine den Zehnjährigen mit in die Halle genommen hatte, spielte der Bengel mit der italienischen Jugendnationalmannschaft im chinesischen Olympia-Stützpunkt von Tschengdu Badminton auf Weltniveau. Seither kennt sein Reisekoffer kaum noch Ruhephasen und seither ist der Oberschüler des neusprachlichen Lyzeums in Schlanders mit allen Sinnen dabei, sich als Badmintonspieler fortzubilden, fortzubilden und noch einmal fortzubilden. Und er hatte auch noch das Glück des Tüchtigen auf seiner Seite. Zwar sah man dem beweglichen Buben sein Talent schon sehr früh an, aber entscheidend für Entwicklung und zukünftige Laufbahn wurde die Tatsache, dass gerade in seinen ersten „Badminton-Jahren“ die chinesische Trainerin Wang Yu Yu in Mals trainierte. Coach Mary – wie die Trainerin im Puni-Dorf familiär gerufen wurde – blieb Manuels körperliche Zähigkeit, gepaart mit Willenskraft und Ehrgeiz nicht verborgen. Als die besten italienischen Nachwuchsspieler wieder einmal zum Sommertrainingslager nach Rom gerufen wurden, ging dem 14jährigen der Knopf auf. Damals - nicht untypisch für jemand, der im Sternzeichen des Löwen geboren ist - schmiedete er die ersten kühnen Pläne als Badmintonspieler und versuchte, sich bei internationalen Turnieren zu bewähren. Nach dem Abgang seiner chinesischen Entdeckerin gab ihm die Betreuung durch Claudia Nista und Maria Luise Mur wieder Schwung und Motivation. 2006 gelang es ihm, ein Auslandsstudienjahr in der Badminton-Hochburg Dänemark zu absolvieren. Beim Training mit einem dänischen Club oder als Teilnehmer an der „Danish Badminton Academy“ wurde ihm auch bewusst, warum die Dänen so erfolgreich sein konnten. Er war beeindruckt, wie sehr und vor allem wie früh sich der Nachwuchs mit Taktik beschäftigt und wie mental stark die Nordländer waren. 2006 brachte aber nicht nur Aufbruchstimmung, die Italienmeisterschaft 2006 war auch seine schlimmste Niederlage. Seine ganze Umgebung, aber auch er selbst, war voller Erwartungen. „Mensch, du hast jetzt in Dänemark trainiert, du bist jetzt spitze“, hieß es damals von allen Seiten. Ja und dann kam die Italienmeisterschaft in Rom und die traurige Erkenntnis, dass man nach einem monatelangen Aufbautraining nicht so nebenbei auch Wettkampfpraxis haben kann. Dem jungen „Ikarus“ aus dem Badminton-Dorf Mals waren plötzlich die Flügel geschmolzen und das Ausscheiden bereits im Viertelfinale wurde zu Manuels bitterster Erfahrung. Inzwischen hat der Malser im Trainingscamp mit dem dänischen Sportdirektor Kenneth Larsson sein inneres Gleichgewicht und sein Selbstvertrauen wieder gefunden und wertvollste Erfahrungen gesammelt in den „Skanska Ungdomsspelen“ anfangs September in Malmö, dem „Torneo Internazionale“ in Mailand eine Woche später, dem „Head Lousanne Youth International“ zu Monatsende und dem „TOM Slovenia Junior International“ in Mirna anfangs Oktober. Den jüngsten Erfolg konnte Manuel Batista in seinem Heimatort Mals verbuchen. Erst nach spektakulären drei Sätzen musste er sich im nationalen Ranglistenturnier der Gruppe A gegen den Sizilianer Giovanni Greco mit der Silbermedaille begnügen. (s)
Der junge Manuel bei einem Sommercamp vor acht Jahren
„Deis miasat ma olls hobn, nor isch ma dr perfekte Badmintonspieler“, meinte Manuel:
Ein Badmintonspieler sollte verfügen über die Ausdauer eines Marathonläufers, die Schnelligkeit eines Sprinters, die Sprungkraft eines Hochspringers, die Armkraft eines Speerwerfers, die Schlagstärke eines Schmiedes, die Gewandtheit einer Artistin, die Reaktionsfähigkeit eines Fechters, die Konzentrationsfähigkeit eines Schachspielers, die Menschenkenntnis eines Staubsaugervertreters, die psychische Härte eines Arktisforschers, die Nervenstärke eines Sprengmeisters, die Rücksichtslosigkeit eines Kolonialherren, die Besessenheit eines Bergsteigers sowie über die Intuition und Phantasie eines Künstlers.
Zwei Talente
prallen aufeinander
Mals – Das 18jährige Talent Manuel Batista aus Mals musste sich dem 17jährigen Talent aus Sizilien, Giovanni Greco, in drei Sätzen geschlagen geben. Zum ersten Mal konnte das Malser Badminton-Aushängeschild die Erfahrungen aus dem Dänemark-Aufenthalt in die Praxis umsetzen. Der „Kampf der Titanen“ mit Einzel- und Doppel fand im Rahmen der Nationalen Ranglistenturniers in Mals statt. Der Obervinschger Hauptort war als Austragungsort der beiden höchsten Stufen A und B ausersehen worden. Die Ranglisten C und D wurden in Brixen und die der Gruppen F und H in Prad aufgemischt. Maria Luise Mur konnte sich in der höchsten Gruppe einen fünften und im Doppel mit Verena Leiter aus Meran einen zweiten Rang erspielen. Die B-Rangliste gewann die Praderin Lisa Pitscheider für den ASV Mals vor Kathrin Thanei und C. T. vom selben Verein. Ebenfalls siegreich blieb Marcel Strobl in der Gruppe C in Brixen.
Günther Schöpf