20 Jahre Notarztdienst
Publiziert in 38 / 2013 - Erschienen am 30. Oktober 2013
Unverzichtbarer Dienst zum Wohl der Bevölkerung
Schlanders - Seit 20 Jahren gibt es im Vinschgau ein gut funktionierendes Notarztsystem. An den Aufbau sowie die stete Weiterentwicklung des Notarztdienstes wurde am 20. Oktober bei einer Jubiläumsfeier in Schlanders erinnert. Im Anschluss an einen Festgottesdienst in der Pfarrkirche fand auf dem Kulturhausplatz ein schlichter Festakt statt. Primar Anton Theiner, der ärztliche Leiter des Krankenhauses Schlanders, spannte einen geschichtlichen Bogen. 1964 war es bei einem Einsatz noch so, dass der Krankenhausportier Leo Tumler alleine mit einem Fiat 1100 losfuhr, um zu einem Motorradunfall nach Eyrs zu gelangen. Bei der Fahrt durchs Dorf trifft er einen Freund, den er um Mithilfe bittet und der daraufhin mitfährt. Im Spital stellt Professor Hans von Elzenbaum beim verunglückten Motorradfahrer ein epidurales Hämatom fest. Er eröffnet den Schädel und räumt die Blutung aus, und zwar ohne Computertomographie. Zwischen dem damaligen und heutigen Ablauf der Rettungskette liegen Welten.
Während der Anfangszeit musste versucht werden, den Ärztemangel mit Arztkollegen aus Nordtirol auszugleichen. Hilfe und Unterstützung fanden die Gründerväter des Notarztdienstes Vinschgau bei Freunden in Bayern, etwa bei der Ausbildung der Mitarbeiter des Weißen Kreuzes. Während sich vor allem in 90er Jahren an Wochenenden Verkehrsunfälle „mit schauriger Regelmäßigkeit ereigneten, so sind heute die internistischen Indikationen weit in der Überzahl“, so Anton Theiner. Helmut Fischer, Sektionsleiter des Weißen Kreuzes Schlanders von 1993 bis 2006, legte ein besonderes Augenmerk auf die Ausbildung. 1994 kam Kurt Habicher zum Notarztteam dazu. Heute wird der Notarztdienst von den Ärzten Nicole Ritsch, Werner Calliari, Kurt Habicher, Georg Hofer, Karl Ungericht, Hugo Daniel und Anton Theiner versehen. Ausgehend von Brixen fasste die Notfallseelsorge auch im Vinschgau Fuß. Im Jahr 2000 wurde das erste Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) angeschafft. Die vor wenigen Jahren in den Dienst gestellten Fahrzeuge WK 109 und WK 105 wurden am 20. Oktober von Dekan Josef Mair gesegnet. Ein besonderer Dank ging an die Fahrzeugpatinnen Tilla Fischer und Maria Eder. Gruß- und Dankesworte an alle, die bei der Gründung und der weiteren Entwicklung des Notarztdienstes mitgewirkt haben, überbrachten Edmund Gurschler, Sektionsleiter des Weißen Kreuzes Schlanders, Bürgermeister Dieter Pinggera im Namen aller Vinschger Gemeinden sowie der Vizepräsident des Feuerwehrbezirks Untervinschgau, Thomas Tecini, in Vertretung des Präsidenten Franz Tappeiner. WK-Präsident Georg Rammlmair erinnerte daran, dass der Notarztdienst in der Anfangszeit ehrenamtlich versehen wurde. Rammlmair stellte auch die ERC/IRC- Initiative „VIVA“ vor, die das Weiße Kreuz am 20. Oktober landesweit zum Anlass nahm, um die Bevölkerung mit dem Thema Herz-Kreislauf-Stillstand bzw. mit der Wichtigkeit der Soforthilfe durch Laien zu konfrontieren. Landesrat Richard Theiner verwies in seiner Festrede darauf, dass dem Notarztdienst Vinschgau auch deshalb eine besondere Bedeutung zukommt, weil das Einzugsgebiet groß ist und es im Vinschgau viele, teils lange Seitentäler gibt. Die treibende Kraft beim Aufbau des Notarztdienstes sei Primar Anton Theiner gewesen. „Ebenso wichtig wie das Notfallsystem ist auch das einzige Krankenhaus, das wir im Tal haben“, sagte der Primar und bat Richard Theiner, weiterhin auf das Krankenhaus zu schauen. Geschichtliches und Wissenswertes über den Notarztdienst Vinschgau sowie nützliche Informationen zum Verhalten im Notfall sind in einer Broschüre zu finden, die anlässlich des Jubiläums „20 Jahre Notarztdienst Vinschgau“ herausgebracht wurde. Musikalisch umrahmt haben den Festakt der Krankenhaus-Chor „Einklang“ und eine Bläsergruppe der Laaser Böhmischen. Zu den Ehrengästen zählten unter anderen Abt Markus Spanier, der Leiter der Landesnotrufzentrale, Manfred Brandstätter, sowie Vertreter mehrerer WK-Sektionen, des Sanitätsbezirks, der Feuerwehren, der Bergrettungsdienste und vieler öffentlicher Behörden. sepp

Josef Laner