4.200 Waggon weniger Tafelware
Frost und Hagel führen zu starken Einbußen.
Vinschgau - Jetzt steht es fest: Die heurige Apfelernte im Einzugsgebiet der VI.P fiel mengenmäßig ziemlich schlecht aus. Laut dem VI.P-Direktor Josef Wielander wurden im Vergleich zu 2016 rund 4.200 Waggon weniger Tafelware von den Bäumen geholt.
der Vinschger: Herr Wielander, es stand heuer schon vor der Ernte fest, dass es sowohl von der Menge her als auch bezüglich der Qualität der Äpfel Einbußen geben wird. Wie stark haben sich Frost und Hagel auf die Erntemenge im Vergleich zu anderen Jahren ausgewirkt?
Josef Wielander: Leider hat sich alles bewahrheitet, was seit Ende April vermutet wurde. Wir konnten aufgrund von Frost und Hagel heuer noch weniger ernten als im Vorjahr. In Zahlen ausgedrückt haben wir heuer um 1.100 Waggon mehr an Industrieware angeliefert bekommen und um 4.200 Waggon weniger an Tafelware, immer im Vergleich zu 2016, wobei zu bedenken ist, dass bereits im Vorjahr im Vergleich zu einer normalen Ernte rund 20% dem Frost und Hagel zum Opfer gefallen sind. Das schmerzt. Weh tut es vor allem jenen Produzenten, die ihren Grund und Boden im Epizentrum von Frost und Hagel haben. Aber so ist es eben in der freien Natur. Es hilft nichts, mit ihr zu hadern, sondern wir müssen nach vorne schauen und hoffen, dass wir in den nächsten Jahren wieder an die Mengen früherer Zeiten anknüpfen können.
Wie sieht es mit der Qualität aus?
Abgesehen vom Hagel fiel die Qualität heuer in der Ausfärbung, im Geschmack und auch in der Fruchtgröße wesentlich besser aus. Wir sind daher unter dem Strich zuversichtlich, zumindest die eingelagerte Ware gut vermarkten zu können.
Wirkt sich die geringere Menge auch auf die Arbeitsplätze in den Mitgliedsgenossenschaften aus?
Ja, das ist das nächste sehr große Thema. Wir werden leider sicher nicht in der Lage sein, während der gesamten Saison den gewohnten Stundenplan einzuhalten. Auch unser Mitarbeiterstab wird entsprechend reduziert werden müssen.
Was ist vom Absatz bzw. den Preisen der neuen Ernte zu erwarten? Im Nonstal fiel die Ernte bekanntlich sehr schwach aus: des einen Freud, des anderen Leid?
Wir sind bestimmt nicht froh, wenn andere einen noch größeren Schaden erleiden. Auch im Nonstal geht es um fehlende Arbeitsplätze und das Wohlergehen der Bauern. Tatsache ist, dass im gesamten europäischen Raum infolge der Wetterkapriolen um ca. 30% weniger Äpfel geerntet werden konnten. Im Nonstal fehlt im Vergleich zu einer Normalernte sogar mehr als die Hälfte. Es steht uns somit ein sehr turbulentes Jahr ins Haus. Es gilt, mit der geringen guten Ware gut durchdacht und korrekt hauszuhalten, um in Zukunft keine Kunden zu verlieren. Preislich dürfte es schon so sein, dass durch das Fehlen des Gleichgewichtes zwischen Angebot und Nachfrage die Äpfel teurer und somit die Erlöse pro Kilogramm höher sein werden als in normalen Jahren.
Wie hoch ist der Anteil der Bio-Ernte?
Der Anteil der Bio-Äpfel beläuft sich auf rund 10% der gesamten Ernte im Vinschgau. Die Tendenz ist eindeutig steigend.
Wie groß ist eigentlich der Preisunterschied zwischen Äpfeln aus dem integrierten und biologischen Anbau?
Gemessen an den Erlösen pro Kilogramm sind die Preise der Bioware, je nach Sorte, in etwa doppelt so hoch wie jene der integrierten Ware. Gemessen am Erlös pro Hektar ist der Unterschied zwar kleiner, aber immer noch sehr deutlich.
Gehen Sie davon aus, dass sich der Bio-Trend weiter fortsetzen wird?
Unsere Bio-Bauern haben den Anbau gut im Griff. Weil Bio grundsätzlich bei sehr vielen Konsumenten gut ankommt, unabhängig von der Art des Produkts, dürfte sich dieser positive Trend sicher fortsetzen.
Läuft bezüglich des Vorhabens, die Bio-Ware künftig von der Genossenschaft JUVAL aus zu vermarkten, alles nach Plan?
Die Weichen sind gestellt und ich bin zuversichtlich, dass wir wie geplant mit der Ernte 2019 die gesamte Bio-Ware des Vinschgaus in der Genossenschaft JUVAL sortieren, verpacken und verladen werden. Der Verkauf erfolgt wie bisher über die VI.P.
Schreitet die Umstellung von Golden auf rote Sorten zufriedenstellend voran?
Ja, wir können mit der Einsatzfreudigkeit unserer Produzenten bezüglich der Umstellung auf neue Sorten sehr zufrieden sein. Auch dieses Projekt läuft nach Plan.
Was haben die Landwirte, die ihre Anlagen nicht versichert und auch nicht mit Hagelnetzen geschützt haben, vom heurigen Jahr gelernt?
Es hatten sicher die allermeisten Bauern eine Hagelversicherung abgeschlossen und viele zusätzlich auch, vor allem wegen der Vorkommnisse 2016, eine Versicherung gegen Frostschäden. Der Anteil der mit Hagelnetzen geschützten Flächen wird sicher zunehmen. Eine Erweiterung der Frostberegnungsflächen in Lagen, wo das technisch machbar ist, wäre sicher wünschenswert, hängt aber wesentlich davon ab, ob die Ausgaben dafür gestemmt werden können.
Interview: Sepp Laner
