60 Jahre Fraktion Laas
Publiziert in 9 / 2017 - Erschienen am 15. März 2017
Plädoyer für den Weiterbestand der Eigenverwaltungen
Laas - 31 Fraktionsverwaltungen gibt es im Vinschgau. Landesweit sind es 116. Schon allein diese Zahl belegt, welchen Stellenwert die Eigenverwaltungen im Vinschgau haben. Die Eigenverwaltung Laas feiert heuer ihr 60-jähriges Bestehen. Zur gut besuchten Auftakt-Veranstaltung am 9. März im Josefshaus in Laas konnte Fraktionspräsident Oswald Angerer den Vizepräsidenten der Region, Sepp Noggler, sowie den Vorsitzenden des Arbeitskreises „Bürgerliche Nutzungsrechte“ im Südtiroler Bauernbund, Matthias Oberhofer aus Latsch, besser bekannt als „Moler Hias“, begrüßen. Noggler sicherte zu, dass er weiterhin für die Eigenständigkeit und den Fortbestand der Eigenverwaltungen kämpfen werde. Als ehemaliger Bürgermeister der Gemeinde Mals, in der es 9 Fraktionen gibt, wisse er, welche Bedeutung den Fraktionsverwaltungen zuzumessen sei.
„Gemeinsam gegen Auflösung“
Zusätzlich zur klassischen Verwaltung der Nutzungsrechte, sprich Weide, Holz, Wasser und viele andere Bereiche mehr, erfüllen die Fraktionen auch eine soziale Funktion, schütten Beiträge an Vereine aus und setzen weitere Maßnahmen, die der Allgemeinheit zu Gute kommen. „Wir müssen gemeinsam gegen das Ansinnen einer langsamen Auflösung der Fraktionsverwaltungen und gegen eine Übertragung von Rechten und Vermögen der Fraktionen an die Gemeinden kämpfen“, sagte Noggler. Wie schon Oswald Angerer hob auch Noggler die Verdienste von Matthias Oberhofer um die Eigenverwaltungen im Vinschgau und im ganzen Land hervor. Es sei der „Moler Hias“ gewesen, auf dessen Betreiben 2009 der Arbeitskreis „Bürgerliche Nutzungsrechte“ im Bauernbund gegründet wurde. Auch die Herausgabe des Buchs „Gemeinschaftlicher Besitz – Geschichte und Gegenwart der Bürgerlichen Nutzungsrechte in Südtirol und im Trentino“ sei auf seine Initiative zurückzuführen.
„Gemeinschaftlicher Besitz“
Das Buch wurde im Herbst 2016 im Beisein des Präsidenten des Verfassungsgerichtshofes, Paolo Grossi, in Trient vorgestellt. Es gilt als die bisher bedeutendste Publikation über Bürgerliche Nutzungsrechte in Südtirol und im Trentino. Wie Matthias Oberhofer ausführte, werden im Buch die Geschichte, die Anwendung und die rechtlichen Aspekte der Nutzung der nach wie vor wichtigen Gemeinnutzungsgüter, vor allem Weiden und Wälder, beleuchtet. Die Bürgerlichen Nutzungsrechte seien seit Jahrhunderten untrennbar mit der Bewirtschaftung des ländlichen Raumes und der bäuerlichen Kultur verbunden. Mehrfach hingewiesen hat Oberhofer auf den Beitrag, den die Fraktionen für den sozialen Frieden leisten, „weil alle Bürger nach vierjähriger Ansässigkeit nutzungsberechtigt sind.“ Auch Oberhofer rief dazu auf, gemeinsam für den Fortbestand der Fraktionen einzutreten. Er plädierte auch für eine gute Zusammenarbeit mit den Gemeinden und für vernünftige Kompromisse. Es sei gut, dass es gelungen ist, die Eigenverwaltungen in Form eines Arbeitskreises zusammenzuführen: „Jetzt sind wir organisiert.“ Bestimmte Dinge kann sich der „Moler Hias“ allerdings nicht vorstellen, so etwa eine unentgeltliche Abtretung von Grundflächen oder Gebäuden an Gemeinden oder an das Land.
„Wanderprediger“
Oswald Angerer verwies darauf, dass die Fraktion einen soliden Kassastand aufzuweisen habe. An der Schrägbahn für den Abtransport des Marmors halte man weiterhin fest. Verteidigt hat der Fraktionspräsident den Ankauf des Strimmhofs für 700.000 Euro. Dieser Preis sei nicht zu hoch. Die Fraktion habe ein Darlehen aufgenommen, das mit Erlösen aus Grundstücksverkäufen zurückgezahlt werde. Es gebe bereits Anfragen von Interessierten, die den Strimmhof pachten möchten. Aufgeräumt hat Angerer mit Gerüchten und Lügen, wonach die Fraktion hoch verschuldet sei: „Solche und andere Lügen werden von bestimmten Leuten in Kneipen verbreitet. Ich nenne sie ‚Wanderprediger’ und ich rate ihnen, bei der Neuwahl der Fraktionsverwaltung im Mai nicht als Kandidaten anzutreten.“ Als weitere Höhepunkte im Jubiläumsjahr kündigte Angerer die Eröffnungsfeier auf der Unteren Laaser Alm im August an, wo die Arbeiten vor dem Abschluss stehen, sowie die Herausgabe einer Chronik zum 60-jährigen Bestehen der Fraktion Laas zum Jahresende. Sepp
Josef Laner