Die SVP-Kammerabgeordneten Manfred Schullian, Renate Gebhard und Albrecht Plangger (v.l.) mit der Patt-Kollegin Emanuela Rossini (2.v.r).
Beim Kongress „Life WolfAlps“ in Trient wurde der Wolf laut Albrecht Plangger „mehr verehrt als die heiligen Kühe in Indien.“
Mit Händen und Füßen wehren sich Albrecht Plangger (im Bild) und sein Mitarbeiter Horst Gasser gegen den „Befehl“, ihr bisheriges Büro zu verlassen.

Abi’s Start…

…in die neue Legislaturperiode im römischen Parlament

Publiziert in 13 / 2018 - Erschienen am 10. April 2018

Rom/Vinschgau -  „Für meine Partei ist das Wahlziel erreicht. Alle Kandidaten und Kandidatinnen sind gewählt, im Gegensatz zum Trentino, wo alle Kandidaten unserer befreundeten Parteien abgewählt wurden. Mit einer solch katastrophalen Wahlbeteiligung, vielen weißen und ungültigen Stimmen, hätte es ja auch bei uns noch schlechter gehen können. Persönlich habe ich viele Tage mit dem nicht zufriedenstellenden Wahlergebnis ‚gehadert’. Der Wähler aber hat immer Recht, damit muss man sich abfinden und die Schuld bei sich selbst suchen. Es ist mir einfach nicht gelungen, die Wähler ausreichend anzusprechen und für die Wahlen zu begeistern.“ So kommentiert der Vinschger Kammerabgeordnete Albrecht „Abi“ Plangger den Ausgang der Parlamentswahlen vom 4. März.

Mit neuem Elan

Aus dieser Sackgasse komme man schlussendlich nur heraus, „wenn man sich mit neuem Elan der Sachpolitik zuwendet, die Themen aufbereitet und dafür Lösungen sucht“, die man im Wahlkampf „ins Auge gefasst“ oder versprochen hat. „Und besser machen kann man es immer“, so Abi. Die Liste der Themen, die man als Parlamentarier aufgreifen soll, ist groß „und das ist gut so. Es gibt genügend interessante Themen, kleine und große, die für die Bürger wichtig sind.“  Vor 5 Jahren fuhren alle Südtiroler Parlamentarier am 13. März gemeinsam im Zug nach Rom. Heuer war das nicht so. Die Senatoren fuhren schon am 20. März nach Rom, obwohl die ersten Sitzungen im Senat und in der Abgeordnetenkammer erst für den 23. März angesagt waren.

Wolf regelrecht „angebetet“

Albrecht Plangger zog es vor, im Land zu bleiben und erst zur konstituierenden Sitzung nach Rom zu fahren. Er besuchte daher am 19. und 20. März in Trient den internationalen Kongress „Life WolfAlps“. 500 Teilnehmer aus ganz Europa zogen eine Bilanz der letzten 5 Jahre über die Wiederansiedelungs-Maßnahmen des Wolfs in den Alpen. Abi: „Was da in den Referaten ‚verzapft’ wurde, ist für mich, der für ein wolfsfreies Südtirol kämpft, jenseits von Gut und Böse. Der Wolf wurde regelrecht ‚angebetet’ und mehr verehrt als die heiligen Kühe in Indien. Mich interessierten aber vor allem die Stimmung insgesamt und die Argumente dieser Wolfsliebhaber.“ So traf er mit Leuten aus dem Ministerium in Rom zusammen, mit Fachleute aus den wolfsreichen Nationalparks im Apennin, mit den Bären- und Wolfsbeauftragten aus Österreich und Deutschland, „aber mit keinen Politik-Kollegen.“ Beeindruckt war Plangger vom Referat eines jungen holländischen Rechtsanwaltes, „der behauptet hat, dass es im Rahmen der staatlichen Wolfsmanagementpläne heute schon aufgrund der ‚Berner Konvention’ und der ‚Habitat-Richtlinie der EU’ möglich wäre, bestimmte Regionen als ‚wolfsfrei’ zu zonieren, wie z.B. Südtirol zum Schutz der extensiven Alm-und Weidewirtschaft. Im Saal hätten zwar alle die Nase gerümpft, „aber ich habe einem Vertreter des Umweltministeriums, der vor mir saß, auf die Schultern geklopft und ihm gesagt, dass dies wohl die Problemlösung für Südtirol sein könnte.“ Unmittelbar nach dem Referat hat Abi dem Anwalt und Universitätsprofessor mitgeteilt, „dass er von uns hören wird.“ Das Zustandekommen dieser Bekanntschaft sei mehr wert gewesen, „als nach Rom zu fahren, um sich zur Wiederwahl gratulieren und ‚abbusseln’ zu lassen.“

„Bärenkongress“ 

Am Tag nach dem „Wolfskongress“ stand in Trient ein „Bärenkongress“ auf dem Programm, um die aktuelle Situation der Trentiner Bären im Adamello-Gebiet zu beleuchten. Zumal auch Piero Genovese, der oberste Wildbiologe der ISPRA in Rom, angereist war, packte Abi diese Gelegenheit beim Schopf und organisierte kurzfristig ein Treffen mit Genovese und Ultner Gemeindevertretern. Ziel war es, den Weg für eine Rotwildentnahme auch im Ultner Anteil des Nationalparks zu ebnen und über einen „Feldversuch“ für eine Frühjahrsentnahme im Mai/Juni zur Wildschadensverhütung in der Landwirtschaft zu diskutieren. Damit sollte laut Plangger ein flächendeckendes Einzäunen der Mähwiesen im Parkgebiet verhindert werden. Beim Treffen mit Genovese, der auch in Südtirol wildbiologisch gut und schlecht Wetter macht, waren natürlich auch der Parkdirektor und der Ultner Parkförster mit dabei, sowie der Marteller Bürgermeister als Südtiroler Mitglied im Koordinierungsausschuss des Nationalparks. Abi: „Das Ergebnis des Treffens war sehr gut und könnte zu einem schönen Geburtstagsgeschenk werden, wenn es einmal schriftlich vorliegt.“ Geburtstagsgeschenk deshalb, weil Abi am 21. März 58 Jahre alt wurde.

„Räumungsbefehl“

Kein schönes Geburtstagsgeschenk war am Abend des 21. März die Fahrt nach Rom: Zuerst ging es mit einem „Schnaggele-Zug“ nach Verona, dann mit einem weiteren „Schnaggele-Zug“ nach Padua und schließlich mit einem Nachtzug nach Rom. Zumal es weder einen „posto letto“, noch eine „cuccetta“ gab, musste Abi den Geburtstag 7 Stunden lang in einem überfüllten Abteil „ausklingen“ lassen. Eine ungute Überraschung gab es auch in Rom: Plangger erhielt prompt einen „Räumungsbefehl“ für sein Büro im „Palazzo Montecitorio“, doch er befolgte die Order nicht. „Ich habe mich dann am Vormittag für die neue Legislaturperiode ‚registrieren’ lassen und einen neuen Parlamentarierausweis und neue Passwörter für die Computer erhalten. Dann habe ich im Parlament nach ‚Überlebenden’ der letzten Legislaturperiode gesucht. Rund zwei Drittel waren neue Gesichter, aber das Wiedersehen mit den Wiedergewählten war herzlich und aufregend.“ Den Magen gehörig verstimmt haben dem Abgeordneten einige Parlamentsbedienstete, die am Nachmittag erneut mit dem „Räumungsbefehl“ vorstellig wurden. Das Büro werde nun „höchstwahrscheinlich von einem Vertreter der 5-Sterne-Bewegung besetzt.“ Ab dem 23. März, dem Tag der konstituierenden Sitzung, war Abi effektiv Abgeordneter der neuen Legislaturperiode.

„Fico ist mir sympathisch“

Im Vorfeld der Wahl des neuen Parlamentspräsidenten musste Plangger feststellen, dass auf seinem angestammten Platz ein Kollege der 5-Sterne-Bewegung aus Bari saß, der sich nicht vom Platz rührte. „Der neue Parlamentspräsident Roberto Fico ist mir persönlich sympathisch. Wir hatten über all die Jahre den gleichen Zugang zum Sitzplatz in der ‚Aula’ und haben uns oft täglich mehrmals gekreuzt und gegrüßt.“ Jetzt sei in der Abgeordnetenkammer alles anders. Die 5-Sterne-Bewegung habe sich „überbreit gemacht“ und die zentralen Plätze eingenommen.

PD ein „armseliges Häuflein“

Der Partito Democratico sei zu einem wahrlich „armseligen Häuflein“ geschrumpft, „während die Lega-Leute von 18 auf über 100 Kollegen angewachsen sind.“ Unübersehbar auch die 5 Trentiner Lega-Abgeordneten, „die brav nebeneinandersitzen und miteinander im Gleichschritt durch den ‚Transatlantico’ marschieren.“ Die größte Freude im Parlament war für Plangger die Wiederwahl seines Kollegen Enrico Borghi aus Domodossola, „der schon mein Präsident der Gruppe ‚amici della montagna’ mit ca. 150 Mitgliedern und der Gruppe ‚Amici dei Frontalieri’ war.“ Erfreut ist er auch über den Wechsel des PD-Senators Mauro Del Barba aus der Provinz Sondrio in die Kammer: „Mit ihm habe ich in der Vergangenheit sehr viel zusammengearbeitet.“ In der Provinz Sondrio wurde auch der enge Mitarbeiter der lombardischen Landeshauptmannes Roberto Maroni, der Lega-Mann Ugo Parolo, gewählt. Er hatte den Stilfser-Joch-Nationalpark über und ist im Vinschgau gut bekannt. „Sollte die Lega Regierungsverantwortung übernehmen, dann wird dieser Parolo ganz vorne mit dabei sein“, mutmaßt Abi. Ebenfalls erfreulich sei die Wiederwahl des PD-Kollegen Roger De Menech aus Belluno: „Somit bin ich bei den Südtiroler Nachbarn in Belluno und Sondrio versorgt. Und mit den Trentinern werden wir schon noch ein Auskommen finden.“ Weniger erfreulich gewesen sei das erste Zusammentreffen mit der Kollegin Michaela Biancofiore: „Sie schaute demonstrativ zu Boden, um mich nicht grüßen zu müssen.“ Gelohnt hat sich indessen der „Kampf“ um das Büro. Abi’s Mitarbeiter Horst Gasser hat es bis zum Abend des Karfreitages „verteidigt“, „und jetzt sind wir nach Ostern immer noch dort. Vielleicht vergisst man uns wirklich und wir dürfen bleiben“, hofft Plangger, „und somit dürfen sich vielleicht immer noch alle Vinschger, die zu Besuch nach Rom kommen, auf einen Panoramablick auf dem Dach des Parlaments bei einem ‚Mortadella-Brot’ und einem ‚Frascati’ freuen.“ 

Einfacher „Soldat“

Abi wird ein einfacher „Soldat“ in der Parlamentsgruppe bleiben „und wieder den vielen kleinen Dingen nachlaufen“: Geburtenstationen in der Peripherie, Grenzpendler, Gemeindekompetenzen, Nationalpark, Post, Sanität, Bär und Wolf, GSE usw. „Es gibt viel zu tun und ich möchte den Wahlauftrag ernst nehmen und mir wieder ‚meine Suppe verdienen’“, verspricht der treue Oberländer.

Josef Laner
Josef Laner

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