Abschied von Peppi Plangger

Publiziert in 16 / 2014 - Erschienen am 30. April 2014
Graun - Wenn seinem Bergfreund der Abstieg vom Ortler zu sehr in die Knie ging, nahm er ihm den Rucksack ab. Er tat es gerne und mit lachendem Gesicht. Jahre später wird er seinen Bergfreund bei einer Marende daran erinnern und noch einmal ein ­Lächeln aufsetzen, dieses Mal aber ein verschmitztes. Und zugleich ein gutmütiges, denn der Peppi Plangger aus Graun war durch und durch gutmütig. Ein feiner Mensch. Selbst wenn manchmal eiskalte Winde wehten und sich das Leben von rauester Seite zeigte, vermochte es nichts und niemand, den Peppi wirklich aus der Bahn zu werfen. Einer Zirbe gleich, die an der Baumgrenze zu Hause ist und alle Stürme überlebt, war Peppi in seiner Heimat Graun verwurzelt. Groß ist die Lücke, die sein plötzlicher Tod in die Familie und Dorfgemeinschaft riss. Er war noch in bester körperlicher Verfassung und hatte erst am 5. März seinen 81. Geburtstag gefeiert, als er am 11. April an den Folgen einer starken Hirnblutung starb. Eine große Menschenmenge aus nah und fern war am 15. April nach Graun gekommen, um Peppi Plangger auf seinem letzten Weg zu begleiten. Beim Sterbegottesdienst erinnerte sein Schwiegersohn Albrecht „Abi” Plangger an Höhen und Tiefen im Leben des leidenschaftlichen Jägers und Freundes der Berge. Peppis Mutter war die „Mihlhonseppa Agnes”. Sein Vater war ein italienischer Finanzbeamter aus Genua, den Peppi erst irgendwann im Alter kennenlernen konnte. Er wuchs somit als „Lediger” und mit roten Haaren, die er vom Vater geerbt hatte, mit seinen Onkeln und Tanten auf. Seine Mutter war gezwungen, auswärts zu arbeiten. Unter den damals schweren Umständen hat auch Peppi gelitten. Ebenfalls erst im Alter lernte er einen Stiefbruder kennen, doch dieser verlor wenige Zeit nachher bei einem Arbeitsunfall das Leben. Zusammen mit seiner Mutter baute Peppi in Neugraun ein kleines Haus. Die Mutter starb bald nachher mit nur 44 Jahren. Mit Peppi Plangger ist übrigens auch einer der letzten wahren Zeitzeugen von Alt-Graun von uns gegangen, welche die Seestauung nicht als Kinder, sondern Erwachsene miterlebt haben. Vor über 50 Jahren heiratete Peppi seine Erna aus Graun. Es kamen Sieglinde, Hubert und Raymund auf die Welt und später noch Petra. Peppi war mehrere Jahre lang Fraktions- und dann über 2 Jahrzehnte lang Gemeindearbeiter und als solcher auch der erste Bademeister im Grauner Schwimmbad. Auch als Schulwart bleibt er vielen in Erinnerung. Weit über seine Heimatgemeinde hinaus bekannt war Peppi als Jäger. Die Jagd war ihm in die Wiege gelegt worden. Zum 57sten Mal hätte er heuer die Jagdkarte abholen können. 16 Jahre lang war er Revierleiter im Oberland und arbeitete auch im Bezirksjagdausschuss mit. Zudem war er Mitbegründer der Jagdhornbläsergruppe Hirschruf, die ihn in der Kirche gebührend empfangen und auf dem Friedhof würdevoll mit einem letzte „Halali” verabschiedet hat. Ein schwerer Schicksalsschlag war für Peppi Plangger und seine Lieben der Jagdunfall seines Sohnes ­Raymund, der vor 15 Jahren bei der Steinbockjagd den Tod fand. Er war Jagdaufseher und der Nachfolger von Alois Stecher, des besten Freundes von Peppi, der 1987 ebenfalls bei einem Jagdunfall auf der Grauner Alm das Leben verloren hatte. Trotz allem hat Peppi seine Lebensfreude nie verloren. Neben vielen glücklichen Zeiten in der Familie und in der Dorfgemeinschaft zehrte Peppi vor allem von jenem Glück, das einem nur die Berge der Heimat vermitteln können. Seine Begeisterung für die Berge leuchtete in seinen Augen. Nicht weniger kraftvoll, wie das Herz-Jesu-Feuer auf dem „Joggl”, das er über Jahrzehnte mit entfacht hat. Ebenfalls über Jahrzehnte hinweg zugewinkt hat er den Graunern immer am Neujahrstag vom Gipfel des „Endkopfs“ aus. Er grüßt die Seinen und seine Heimat noch immer, jetzt aber von viel weiter oben. Red/sepp
Redaktion

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