Alles okay im Stall?
Fruchtbarkeit als Schwerpunktthema des Berglandwirtschaftstages
Burgeis - Die ersten 100 Tage der Laktation – Von der Kalbung bis zur erfolgreichen Trächtigkeit: So lautete das Thema der 4. Auflage des Vinschger Berglandwirtschaftstages, der am 17. November an der Fachschule für Land- und Forstwirtschaft Fürstenburg stattgefunden hat. Es ging um Fruchtbarkeit, Tiergesundheit, Tierkomfort, Fütterung und weitere Themen. Rund 150 Bäuerinnen und Bauern aus dem Vinschgau und weit darüber hinaus sowie auch Schülerinnen und Schüler nutzten die Gelegenheit, Fachreferate anzuhören sowie Tipps, Anregungen und Vorschläge mit nach Hause zu nehmen. Die Schuldirektorin Monika Aondio, Landesrat Arnold Schuler sowie Markus Stocker als Vertreter des Bauernbundbezirks Vinschgau freuten sich über die rege Teilnahme und hoben die Bedeutung des Vinschger Berglandwirtschaftstages hervor.
Beratung und Information
Zumal die Leistungssteigerung auch in der Milchwirtschaft an ihre Grenzen gestoßen sei, gelte es laut Schuler auch in diesem Bereich neue Konzepte zu entwickeln, um einerseits die Betriebskosten zu senken und andererseits mit Qualitätsprodukten höhere Markpreise zu erzielen. Luft nach oben gebe es z.B. bei der Schiene Heumilch. Das Um und Auf sind laut Schuler die Beratung und die Information, wie sie der Beratungsring Berglandwirtschaft BRING anbietet. BRING habe bisher gute Aufbauarbeit geleistet. Das Thema der Fruchtbarkeit sei in der Milchwirtschaft derzeit das wichtigste überhaupt, gab sich Markus Stocker überzeugt. Wie Johann Gasteiner von der Bundeslehr- und Forschungsanstalt Raumberg-Gumpenstein in Österreich ausführte, wird die Fruchtbarkeit bei Milchkühen zu etwa 40% vom Management, zu 30% von der Fütterung und zu jeweils 15% von Hygiene und den erblichen Anlagen des jeweiligen Tieres bestimmt.
Optimale Bedingungen für die Tiere schaffen
Gasteiner rief die Tierhalter dazu auf, optimale Bedingungen für die Tiere zu schaffen. Am wichtigsten seien dabei Haltung, Stallung, Fütterung, Pflege und Tierbeobachtung. Stoffwechselerkrankungen wie Ketose, Milchfieber und Pansenübersäuerung können die Fruchtbarkeit stark negativ beeinflussen. Um die Fruchtbarkeit zu verbessern, seien die Umweltbedingungen für die Kühe zu optimieren und Stressfaktoren möglichst zu unterbinden. BRING-Berater Simon Volgger referierte zum Thema „Die frischlaktierende Kuh, eine Herausforderung in der Fütterung“. In der Praxis wird laut Volgger oft zu wenig auf die besonderen Bedürfnisse in der Fütterung dieser Tiere geachtet. Die Grundsteine eines erfolgreichen Laktationsverlaufs werden schon vor dem Laktationsbeginn gelegt. Besonders wichtig sei es, die Tiere gut zu beobachten, um z.B. Stoffwechselstörungen frühzeitig zu erkennen. Unter dem Motto „Schritt für Schritt“ zum Erfolg stand das Referat von Melanie Reger, BRING-Beraterin und Landwirtin des Wackerhofes in Spinges. Der als reiner Familienbetrieb geführte Wackerhof mit 21 ha Grünland gehört zu größeren Betrieben in Südtirol. 2005 wurde der neue Laufstall für ca. 35 Melkkühe in Betrieb genommen. 2015 wurde der Laufstall erweitert. Es entstanden Bereiche für Jungtiergruppen und Trockensteher.
Vier Treppen zum Erfolg
Als Treppen zum Erfolg nannte Reger die Kälberaufzucht, den Tierkomfort, die Melkhygiene und die Fütterung. Oft führen laut Reger auch kleine Maßnahmen zu merklichen Verbesserungen: „Weil wir auf die Trockenstehzeit und den Laktationsstart ein besonderes Augenmerk gelegt haben, konnte die Tagesleistung pro Tier in 2 Jahren um etwa 6 Liter verbessert werden.“ Der Tierkomfort wurde deutlich erhöht, die Kälbersterblichkeit verringert und die Tiergesundheit konnte ebenfalls verbessert werden, besonders was die Eutergesundheit betrifft. Die derzeitige Durchschnittsleistung der Fleckviehherde liegt bei 35 Liter pro Tier und Tag. Mitunterstützt wird der Vinschger Berglandwirtschaftstag auch von den Raffeisenkassen des Vinschgaus. Markus Moriggl, der Direktor der Raiffeisenkasse Obervinschgau, hob die Bedeutung der Tagung hervor, von der immer wieder wertvolle Impulse und Anregungen ausgehen. Moriggl sprach zum Thema „Genossenschaftliche Partnerschaft“ und ging dazu auf 4 Inhalte ein: Reden, Ehrlichkeit, Wohlwollen und faires Streiten. BRING-Obmann Daniel Gasser zog abschließend ein positives Resümee und beendete die Tagung mit dem Leitsatz: Nur wer sät, kann ernten.
