„Alltag hat sich komplett verändert“
Situationsbericht aus dem Krankenhaus Schlanders
Schlanders - Auch im Krankenhaus Schlanders hat die Corona-Krise die gewohnten Abläufe zum Teil vollständig auf den Kopf gestellt. Das geht aus einem Situationsbericht des ärztlichen Direktors und Primars Robert Rainer vom 30. März hervor, den wir vollinhaltlich veröffentlichen: „Von einem Tag auf den anderen hat sich unser Alltag im Krankenhaus Schlanders komplett verändert. In den Mittelpunkt getreten ist dieses Virus mit seiner hohen Ansteckungsgefahr und mit der z.T. schweren Verlaufsform. Ausgehverbote und Quarantäne verändern unseren Tagesablauf und schränken unser Leben sehr ein. Das ist im Moment auch unbedingt notwendig, damit wir im Krankenhaus auch weiterhin die Akutversorgung von COVID- infizierten Mitmenschen garantieren können. Der Zugang zum Krankenhaus ist nur über das Prä-Triage-Zelt möglich, ein Wachmann der Ronda Atesina reguliert den Zugang. Wir haben zwei Wachmänner, überaus freundlich und kompetent, die wir mittlerweile alle kennen- und auch schätzen gelernt haben. Vielleicht sollten wir uns diese auch noch für das Nachher behalten. Im Prä-Triage-Zelt wird Fieber gemessen, Hände werden desinfiziert, eine Anamnese auf Symptome und Herkunft wird durchgeführt. Patienten für eine dringende Visite bzw. eine geburtshilfliche Visite dürfen passieren und werden an die entsprechende Ambulanz verwiesen. Das Personal der Prä-Triage entscheidet, ob Patienten der grünen Ersten Hilfe (COVID frei) oder zur weiteren Abklärung der roten Ersten Hilfe zugewiesen werden. Die Abklärung in der roten Ersten Hilfe zeigt, ob ein Abstrich, die Aufnahme auf eine Isolationsstation bzw. eine häusliche Quarantäne notwendig sind. Die Grundversorgung der Patienten, eigentlich unsere Hautaufgabe im Vinschgau, ist im Moment nur sehr eingeschränkt möglich. Notfälle werden jedoch jederzeit behandelt, Notoperationen werden durchgeführt, ebenso dringende Visiten und notwendige Kontrollvisiten. In der Geburtshilfe ist fast alles gleichgeblieben. Die Vorsorgeuntersuchungen werden wie geplant gemacht. Frauen werden vor, während und nach der Geburt wie immer betreut. Verlegungen nach Bozen werden nur aus geburtshilflicher Indikation durchgeführt. Frauen mit einer COVID positiven Infektion oder auch mit einem Verdacht einer solchen, können in Schlanders entbunden werden. Wir haben dafür einen eigenen Raum mit allen Sicherheitsvorkehrungen vorbereitet. Die medizinische und die chirurgische Abteilung ist mit Personal besetzt, das alle betreuungsbedürftigen Patienten versorgt. Besucher werden nur reduziert und mit einer Sonderregelung zugelassen. Die notwendigen Visiten der Kinder sind gesichert, die Abteilung kann nach Bedarf auch belegt werden. Die nephrologische Abteilung betreut unsere Dialysepatienten wie immer. Das gesamte Personal des Krankenhauses ist im Einsatz oder in Bereitschaft. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden bei Bedarf auch in andere Aufgabenbereiche eingeschult bzw. werden dort eingesetzt, wo sie gebraucht werden. Es gibt kaum Klagen, alle sind motiviert. Die größte Herausforderung im Moment liegt an unserer Intensivstation. Seit Beginn der Corona-Krise sind unsere vier Intensivbetten dauernd besetzt. Aus allen Landesteilen werden Patienten zugewiesen. Das Personal ist sehr gefordert, sehr motiviert, aber auch sehr gut vorbereitet. Ihm gebührt das größte Kompliment. Von der Vinschger Bevölkerung sind im Vergleich zu anderen Landesteilen nur relativ wenige Mitmenschen betroffen. Es halten sich die meisten an die strikten Vorgaben, nicht das Haus zu verlassen und das soll auch noch weiterhin so bleiben. Unbedingt! Ich hoffe auf ein baldiges Ende dieser Pandemie, wir bereiten uns schon vor, nach Ende dieser dramatischen Situation wieder mit Vollgas für unsere Grundversorgung im Vinschgau zu sorgen.“