Arno on Tour

Publiziert in 8 / 2015 - Erschienen am 4. März 2015
In Glurns ging es um Pestizide, Golfplatz, Sanität und mehr Zumal er im Mai als Bürgermeister ausscheidet, blickte Erich Wallnöfer bei der außer­ordentlich gut besuchten Bürgerversammlung am 25. Februar in Glurns auf gleich drei Amtsperioden zurück. Die Liste der von der Stadtverwaltung von 2000 bis jetzt durchgeführten Projekte ist lang. Sie reicht vom Kindergartenbau, der Schaffung von Parkplätzen und dem Um- und Neubau des Sportgebäudes bis hin zum Fernwärmenetz, der Sanierung von Grund- und Mittelschule, der Erweiterung der Feuerwehrhalle, der Sanierung des Schallerhauses und Söleserhauses im Rahmen einer landesweit einzigartigen Revitalisierung des Ortskerns, zu neuen Gewerbezonen, zum Glasfasernetz und zu weiteren Projekten. „Wir haben versucht, für alle Schichten und Sparten etwas zu tun. Insofern sehe ich für die Zukunft von Glurns nicht schwarz“, schloss Erich Wallnöfer. „Es ist nicht alles schlecht“ Er wolle keineswegs alles schönreden, „aber es ist nicht alles schlecht, was in Südtirol bisher geleistet wurde“, sagte Landeshauptmann Arno ­Kompatscher. Unser Land stehe in vielen Bereichen nach wie vor gut da. „Dank der Autonomie konnten und können wir vieles selbst entscheiden.“ Die Autonomie gelte es weiter auszubauen, die Europaregion Tirol mit konkreten Inhalten zu füllen. Eine „Abkürzung“ im Sinne der Ausübung des Selbstbestimmungsrechtes „würde geradewegs in den Abgrund führen.“ Die neue Finanzregelung mit dem Staat gebe dem Land Planungssicherheit. Ein großes Anliegen sei der Landesregierung die Stärkung des ländlichen Raums. Eine wichtige Maßnahme dazu sei ein schnelles Internet, „und zwar hin bis zur letzten Ecke“. „Bioregion braucht Zeit“ Zur Frage, wie er zu einer Bioregion Obervinschgau als neues Modell für den Erhalt der Landschaft und für nachhaltiges Wirtschaften insgesamt stehe, meinte Kompatscher: „Diese Entscheidung muss die Region treffen und das hoffentlich im Dialog mit allen Beteiligten.“ Dafür brauche es Zeit. Das, was in Mals passiert ist, sei vom Grundgedanken her nachvollziehbar, aber die Wahl des Mittels, sprich die Fragestellung der durchgeführten Volksabstimmung, sei nicht adäquat gewesen. Die Fragestellung hätte nicht auf ein Verbot hinauslaufen sollen, „denn privates Eigentum hat zwar rechtlich gesehen auch einen sozialen Charakter, aber Eigentum ist auch Eigentum und es gibt dazu klare Grundregeln.“ Er habe aber vollen Respekt für den Willen, den das Volk zum Ausdruck gebracht hat. Die Politik auf Gemeinde-, Bezirks- und Landesebene sei zum Handeln aufgefordert. Die von der Landesregierung genehmigten Abstandsregelungen nannte Kompatscher als „kleine Revolution“. Die Einhaltung und auch die Kontrollen seien natürlich zu garantieren. Von ideologisierenden Ansätzen sollten beide Seiten Abstand nehmen. Thema Golfplatz Zum heißen Eisen Golfplatz in der „Oberen Au“ in Glurns meinte Kompatscher, dass es nicht legitim wäre, seine persönliche Ansicht dazu zu äußern: „Es ist ein Verfahren zur Unterschutzstellung als Biotop im Gang und es wurde auch ein Verfahren für die Abänderung des Bauleitplans in die Weg geleitet. Es stehen alle Möglichkeiten für Stellung­nahmen und Einwände offen. Sobald die Verfahren beendet sind und der Gemeinderat entschieden hat, werden wir als Landesregierung eine definitive Entscheidung treffen.“ „Kein Mensch denkt an Schließung“ Viel Applaus aus dem Publikum gab es für den Gemeindearzt Helmut Rauner, der zu bedenken gab, „dass die medizinische Versorgung im Vinschgau ohne Krankenhaus zusammenbricht.“ Von einer Aufwertung der Basis­medizin und des Territoriums werde zwar seit langem viel geredet, doch geschehen sei bisher so gut wie nichts. Die Hausärzte im Vinschgau seien überlastet. Bezüglich Geburtenstation wartete Rauner mit einer persönlichen Erfahrung auf: „Ohne die Geburtenabteilung in Schlanders wären meine Tochter und Enkeltochter nicht mehr da.“ Niemand denke laut Kompatscher an eine Schließung des Krankenhauses. Dieses bleibe mit bettenführenden Abteilungen erhalten. Zu den Geburtenstationen in peripheren Krankenhäusern hielt Kompatscher fest, dass man an staatliche Standards gebunden sei. „Wir werden versuchen, bei der Ministerin in Rom auch das Argument der Distanz bis zur nächsten Geburtenstation mit Fachgutachten aufs Tapet zu bringen.“ Man hoffe stark, die Ministerin mit einem Alternativvorschlag überzeugen zu können (zum Thema Geburtenabteilung siehe auch Bericht auf Seite 12). Dass es derzeit viel zu wenige Allgemeinmediziner in Südtirol gibt, räumte ­Kompatscher ein. Recht gab er Rauner auch darin, dass das bzw. die Informatiksysteme im Südtiroler Gesundheitswesen derzeit „ein komplettes Versagen“ sind. Man werde diesbezüglich im Rahmen der Gesundheitsreform möglichst rasch Abhilfe schaffen. Wider Erwarten nicht zur Sprache kamen bei der Bürgerversammlung die Themen Verkehr und Umfahrung.
Josef Laner
Josef Laner

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