Bürgermeister Zeno Christanell in der Naturnser Erlebnistherme.

Aufbruchstimmung in Naturns

Der Naturnser Bürgermeister Zeno Christanell über den Gemeindehaushalt, zukunftsweisende Projekte, die thermale Erfolgsgeschichte und vieles mehr. 

Publiziert in 1 / 2023 - Erschienen am 17. Januar 2023

NATURNS - Der Haushalt für das Jahr 2023 in Naturns steht. Ende des vergangenen Jahres wurde der Haushaltsvoranschlag von über 19 Millionen Euro im Gemeinderat genehmigt. Investiert wird in der Untervinschger Mittelpunktsgemeinde vor allem in die Zukunft. So sind zwei große Kindergartenprojekte geplant. 

der Vinschger: Der Naturnser Haushalt ist ein dicker Brocken. Was macht den Löwenanteil aus? 

Zeno Christanell: Insgesamt umfasst der Haushalt ein Volumen von 19.558.924 Euro, davon stehen 6.821.737 Euro für Investitionen zur Verfügung. Den Löwenanteil der Investitionen machen drei große Vorhaben aus: Mitte des Jahres soll mit der Realisierung der neuen Feuerwehrhalle in Tabland losgelegt werden. Das Vorhaben ist mit Kosten von 1.397.432 Euro veranschlagt. Dann investiert Naturns im großen Stil in junge Köpfe: Zum einen der Neubau des Kindergartens in der Schulzone mit einem Gesamtbudget von 6.110.000 Euro, zum anderen die Aussiedlung des Kindergartens beziehungsweise der Neubau der Kitas im Generationenpark für 2.348.231 Euro.

Wenn alles nach Plan läuft, werden also 2023 in Naturns gleich zwei zukunftsweisende Projekte für die Kleinsten der Dorfgemeinschaft angegangen. Wie zuversichtlich sind Sie, dass noch heuer mit den Bautätigkeiten begonnen wird? 

Die Ausschreibung des Kindergartens im Feldweg steht und ist validiert. Die Preise sind fair. Wir werden sicher Firmen finden, die dieses anspruchsvolle, aber vor allem tolle Bauwerk realisieren wollen. Der Ausweichkindergarten im Generationenpark muss vor dem Abbruch des bestehenden umgesetzt werden. Deshalb haben wir uns für eine Holzbauweise entschieden, die umweltfreundlicher und vor allem auch schneller umsetzbar ist. Auch hier ist die Projektierung schon sehr weit fortgeschritten. Die Detailplanung wird dann Teil des Ausschreibungswettbewerbes sein. Wir sind sehr zuversichtlich, dass schon in diesem Jahr Kinderlachen den Generationenpark erfüllt.

Für die neue Kita gibt es über eine Millionen Euro aus dem Wiederaufbaufond (PNRR), fast zwei Millionen Landesbeitrag gibt es für den Kindergartenneubau. Die überparteiliche Haushaltskommission hat in ihrem Bericht die hartnäckige und kreative Arbeit der Gemeindeverwaltung hinsichtlich der Erlangung von öffentlichen Beiträgen begrüßt. Wie konnten diese Förderungen unter Dach und Fach gebracht werden und auf welche weiteren Fördermaßnahmen kann die Gemeinde im kommenden Jahr zurückgreifen? 

Alle Projekte sind schon länger geplant und nun einfach reif. Wir haben versucht, die Förderungen bestmöglich auszunutzen. Dabei kann ich festhalten, dass die Zusammenarbeit mit der Landesregierung aber auch mit den zuständigen Ämtern sehr gut war und wir unsere Argumente immer gut platzieren konnten. Am Ende braucht es natürlich Beharrlichkeit und politische Durchsetzungskraft.

Neben den Großprojekten ist die Nachhaltigkeit ein Schwerpunkt des Naturnser Gemeinderates. Wie „grün“ schätzen Sie Naturns ein? Und was tut die Gemeinde, um noch nachhaltiger zu werden? 

Um die Versorgung mit grüner Energie zu erhöhen, werden auf den Dächern des Rathauses, des Bürgerhauses und des Pflegeheimes Photovoltaikanlagen errichtet. 2024 sollen dann auch die Dächer der Mittelschule folgen. Naturns setzt damit weiterhin auf eine nachhaltige, umweltschonende Stromproduktion und will im laufenden Jahr drei neue Anlagen mit insgesamt 200 kWp in Betrieb nehmen. Aber auch das Sparen von Energie soll verstärkt werden. Deshalb finden bei der öffentlichen Beleuchtung weitere Optimierungen statt. Der Gemeindeausschuss hat vor Kurzem den Austausch der Beleuchtungskörper in der Hauptstraße beauftragt. Damit werden Lampen, die laut Lichtplan in der höchsten Priorität eingestuft sind – welche also am meisten Strom verbrauchen – erneuert. Ebenso wird die Straßenbeleuchtung Richtung Tschirland ausgetauscht. Den größten Schritt machen wir aber sicher durch die Wiederinbetriebnahme der Hackschnitzelanlage – damit wird der Großteil der öffentlichen Gebäude bald wieder mit regenerativer Energie versorgt. Diese Maßnahme fördert die Kreislaufwirtschaft, ist umweltfreundlicher und günstiger – und macht uns nicht zuletzt unabhängiger vom Gas.

Stichwort Nachhaltigkeit. Naturns will sich auch als fahrradfreundliche Gemeinde positionieren. Welche Projekte sind hierfür vorgesehen? 

Der Gemeinderat will die sanfte Mobilität fördern. Aus diesem Grund erhalten im Wohnbereich Fußgänger und Radfahrer „Vorfahrt“. In diesem Sinn wurde auch das Projekt „Fahrradfreundliche Anbindung Naturns West“ mit großer Mehrheit genehmigt. Dieses sieht vor, dass zwischen Kompatsch und dem Dorfzentrum entlang der Hauptstraße zwei neue Fahrradspuren gestaltet werden. Zudem wird der Zaun teilweise ausgetauscht und die öffentliche Beleuchtung ergänzt. Damit wird ein sicherer Bereich für Radfahrer geschaffen. Das führt zu weniger Belastung und steigert insgesamt die Wohn- und Aufenthaltsqualität. Daneben arbeiten wir daran, im ganzen Gemeindegebiet einheitliche Fahrradständer anzubieten. Außerdem soll durch bessere Markierungen die Sicherheit für die Radfahrerinnen und Radfahrer gesteigert werden.

Wie mehrfach berichtet wurde mit der Erlebnistherme Naturns ein Meilenstein gesetzt. Das Thermalwasser, das aus der Quelle „Kochenmoos II“ in Staben am Fuße des Sonnenberges aus einer Tiefe von rund 200 Metern mit Eigendruck und einer Temperatur von 17 Grad Celsius an die Erdoberfläche gelangt, wurde mit Herbst auch der Öffentlichkeit im Erlebnisbad Naturns zugänglich gemacht. Was bedeutet dies für Naturns – und die thermale Zukunft? 

Ich bin sehr froh, dass die intensive Aufarbeitung zur Sicherung der Erlebnistherme Früchte trägt. Ziel war es, die realen Kosten des öffentlichen Schwimmbades im laufenden Haushalt vorzusehen. Das ist gelungen. Daneben ist die zweite „Thermen-Ausbaustufe“ geplant, diese wird rund 1.055.000 Euro kosten. Auf jeden Fall besteht Planungssicherheit und die Anstrengungen haben sich gelohnt. Dieses Fundament ermöglicht die nächsten Schritte. Nun wollen wir die zukünftige strategische Ausrichtung von Naturns als Thermalgemeinde erarbeiten. Unterstützen wird uns dabei die Agentur OAKS. Diese hat unter anderem die neue Marke Meran entwickelt und in den letzten 20 Jahren zahlreiche Markenprojekte in Südtirol begleitet, wie etwa die Dachmarke Südtirol, die Standort- und Filmstandortmarke mit der BLS, die Dachmarke Südtirol Wein und den Auftritt des 3 Zinnen-Gebiets. Wir wollen, dass möglichst viele von den neuen Anwendungsmöglichkeiten profitieren und gleichzeitig durch konkrete Vorteile für die Naturnserinnen und Naturnser die Identifikation gesteigert und die thermale Zukunft als große Chance gesehen wird.

Auch der Recyclinghof soll neu erbaut werden. Wie sehen hierzu die Planungen aus? 

Der Naturnser Gemeinderat hat bei seiner letzten Sitzung auch das Vorprojekt für den Neubau des Wertstoffhofes genehmigt. Damit kann das Projekt für die weitere Validierung an die zuständigen Stellen geschickt werden. Anschließend kümmern wir uns um die Finanzierung. Insgesamt sind die Spesen bei der günstigeren Version mit 2.623.357 Euro veranschlagt. Obwohl der Gemeinderat die Kosten nochmals reduziert hat, wurden beim aktuellen Projekt alle positiven Erfahrungen anderer Anlagen aufgenommen. Naturns wird so einen sehr modernen und absolut kundenfreundlichen Recyclinghof erhalten. Mit einer Realisierung ist aber frühestens ab 2024 zu rechnen. 

In Naturns tut sich immer so einiges. Welche großen Veranstaltungen stehen in diesem Jahr auf dem Programm? 

Unter dem Motto „verdeckt – entdeckt“ 1923 – 2023 werden 100 Jahre Freilegung der frühmittelalterlichen Fresken in der St. Prokulus Kirche mit einem umfangreichen Jahresprogramm gewürdigt. Hier gibt es sicherlich einige Höhepunkte – nicht zuletzt die Realisierung der Kunstinstallation „Der Schaukler“ von Eduard Habicher. Ein sportliches Highlight ist der Alpenplus Ötzi Trailrun am 01. April. Dabei trifft sich zum 3. Mal die Trailrun-Elite, um den Sonnenberg zu erklimmen. Vom 13. bis zum 14. Mai findet der internationale Keramikmarkt – der einzige dieser Art südlich des Alpenkammes – statt. Keramiker aus ganz Europa kommen nach Naturns und garantieren sicher höchstes Kunsthandwerk. Der Sommer hat es dann in sich: Neben der „Nacht der Lichter“, „Beats on the Streets“ und dem „Etschside-Festival“ gibt es Wald- und Kirchtagsfeste. Nach fünf Jahren wird auch das Kompatscher-Fest am 24. Juni wieder stattfinden. Die Musikkapelle lädt zu den sehr beliebten Sommernachtskonzerten am 24. und 25. August ein. Die Speck- und Rieslingtage stehen wieder auf dem Programm, ebenso wie die 24. Ausgabe des internationalen Humorsommers „Naturns lacht!“ – und vieles mehr… Naturns pulsiert und hat sicherlich auch 2023 für jede und jeden etwas zu bieten.

In 3 Sätzen: Was macht Naturns für Sie lebens- und liebenswert? 

Naturns hat den Mut, sich immer wieder neu zu erfinden – Innovatives anzugehen, ohne dabei seine Wurzeln zu vergessen. Es gibt viele zeitgemäße öffentliche Einrichtungen, die eine hohe Lebensqualität für Jung und Alt schaffen. Nicht zuletzt machen über 100 Vereine mit einer unglaublichen Anzahl von ehrenamtlich Engagierten unser Dorf bunt und lebendig – gleichzeitig sozial und solidarisch.

Michael Andres
Michael Andres

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.