Authentische Landschaft ist touristisches Potential

Publiziert in 37 / 2013 - Erschienen am 21. Oktober 2013
Die Problematik des intensiven Obstbaus (Teil 2 von 6) Obervinschgau - Mit den gravierenden landschaftlichen Veränderungen der letzten Jahre (Beregnungsbau auf der Malser Haide, Ausbreitung des Obstanbaus, Schutznetze) droht dem Obervinschgau der Verlust seiner in Jahrhunderten gewachsenen Authentizität. Veränderungen sind ein normaler Vorgang im Leben wie in der Natur und betreffen logischerweise auch den Obervinschgau, doch dürfen sie nicht so schnell, unüberlegt und zerstörerisch sein. Hier zeigt es sich wie vorausschauend und verantwortungsvoll die Politik, v.a. die Landwirtschaftspolitik, ist. Der unvermeidliche Wandel in der Kulturlandschaft darf nicht der Willkür einzelner Profiteure überlassen werden, vielmehr ist er im Sinne der Nachhaltigkeit durch ein Landschaftsentwicklungskonzept zu lenken. Dieses Konzept hat sich am Gemeinwohl zu orientieren, das über Einzel­interessen zu stellen ist. Für den Tourismus und damit auch für die Bevölkerung ist die am seidenen Faden hängende intakte Kulturlandschaft des Obervinschgaus das größte Kapital, das auch langfristig und nachhaltig wirkt und das nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden darf. Da dürfen uns Zahlenspielereien mit einem Zugewinn von 20 Mio. Euro pro Jahr im Obervinschgau durch den Ausbau des intensiven Obstbaus, wie sie uns die Politik (Herr Andreas Tappeiner, der Vinschger 22/13) vorrechnet, nicht verleiten, da in dieser Rechnung die Einbußen an Gesundheit und Wohlbefinden für das Gemeinwohl sowie der Verlust unseres Landschaftskapitals für den Tourismus nicht eingerechnet sind und uns letztendlich viel teurer zu stehen kommen dürften (obwohl nicht alles in Zahlen zu fassen ist). Das folgende Zitat (der Vinschger 14/04) sollte uns Denkanstoß sein: „In intakter Flora und Fauna liegt ein touristisches Potential für die Zukunft“. Dies bestätigt auch eine von der Eurac Bozen vorgestellte Studie mit 6.000 Befragten zu den Zukunftswünschen für unsere Landschaft. Dort heißt es: „Extensiv genutzte Flächen erbringen die meisten von der Gesellschaft gewünschten Ökosystemleistungen“. Diese sind zwar allgemein anerkannt, lassen sich aber nicht leicht in Zahlen fassen. Was kann getan werden? • Wesentlich ist die Lenkung des steten Wandels der Kulturlandschaft durch ein Landschaftsentwicklungskonzept im Sinne der Nachhaltigkeit. Das Landschaftsentwicklungskonzept ist unter Beteiligung aller Akteure zu erstellen unter Berücksichtigung des Gemeinwohls, das über Einzelinteressen zu stellen ist. • Verlagerung der Förderungen vom Obstbau der Tallagen hin zu Viehzucht und Getreideanbau im Berggebiet und dort verstärkte Berücksichtigung der verantwortungsbewussten extensiven Wirtschaftsweise; die extensive Wirtschaftsweise muss viel stärker gefördert werden, da sie neben der Produktion hochwertiger Futtermittel auch für die Biodiversität eine große Rolle spielt. Man denke nur an den Zusammenhang zwischen Honigbiene und Blumen (Blüten als Nahrungsquelle). • Wichtig sind auch der Schutz und die verstärkte Förderung von Elementen der Kulturlandschaft (Trockenmauern, Hecken, Feldgehölze,…). Joachim Winkler, Mals, Herbst 2013

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