„Bären und Wölfe…
…haben bei uns nichts zu suchen“
Vinschgau - Nicht nur die Berglandwirtschaft, sondern auch die Tourismusbranche wehrt sich verstärkt geben die Ausbreitung von Bären und Wölfen in Südtirol. Wir sprachen mit dem HGV-, Tourismus- und Wirtschaftsvertreter Karl Pfitscher.
der Vinschger: Herr Pfitscher, das Auftreten von Bär und Wolf im Tourismusland Südtirol wird immer häufiger. Nachdem unlängst ein Bär im Wandergebiet Quadrat in Partschins über Nacht Bienenstände zerstört hatte, wandte sich ein Feriengast, der nach einer langen Covid-19-Zwangspause endlich wieder für einen Urlaub in den Vinschgau kommen konnte, an unsere Zeitung und beklagte sich darüber, dass sich seine Frau nicht mehr zum Wandern und Biken in die Wälder und in höhere gelegene Gegenden wagt. „Zuerst Corona und jetzt der Bär“, sagte er wörtlich. Was antworten Sie diesem Gast?
Karl Pfitscher: Es kann nicht sein, dass wir es zulassen, dass bei uns Bären in den Wäldern und Wiesen sind. Wir als Touristiker werden und müssen uns einsetzen, dass Bären bei uns nichts zu suchen haben. Da bin ich auch der gleichen Meinung wie die Imker. Südtirol bietet keinen Lebensraum für Bären, was auch die Bären-Übergriffe auf Bienenstöcke gezeigt haben. Ebenso gilt das für den Wolf.
Ist das vermehrte Auftreten von Wolf und Bär eine echte Gefahr für den Tourismus?
Ja, das sehe ich so und das ist nicht nur für uns als Touristiker so, sondern vor allem auch für die Bergbauern ein großes Problem, mit dem sich die Politik endlich befassen muss.
Sie sind nicht nur HGV-Gebietsobmann, sondern auch Präsident des Tourismusvereins Schlanders-Laas und Vertreter in weiteren Tourismus- und Wirtschaftsorganisationen. Sind der Bär und der Wolf überhaupt ein Thema in diesen Gremien?
Selbstverständlich war und ist das für uns als HGV und als Tourismus immer wieder ein Thema. Leider ist es so, dass man von Seiten der Politik und der zuständigen Amtsstellen nichts erreichen konnte. Es wurde und wird immer wieder auf Gesetze aus Rom und Brüssel hingewiesen. Leider haben diesen Herren in den Städten als Beamte keine Ahnung, wie es bei uns im Alpenraum ausschaut, wo - vor allem wie bei uns - noch Menschen auf den Bergbauernhöfen leben und unsere so wichtige Kulturlandschaft erhalten und pflegen. Es mag schon sein, dass es in Mittelitalien in den Apenninen noch anders ist, wo es zum Teil keine Höfe gibt und wo keine Menschen leben.
Was sollte die Politik Ihrer Meinung nach unternehmen?
Die Politik soll einfach die Schneid haben, das Problem in die Hand zu nehmen und sich dafür einzusetzen, dass bei uns Bären und auch Wölfe nichts zu suchen haben. Dafür müssen wir uns alle als Bürger einsetzen. Vor allem aber müssen sich unsere Vertreter im Land, in Rom und speziell auch in Brüssel dafür stark machen, dass bei uns weder der Bär noch der Wolf sein darf bzw. zu dulden ist. Solche Tiere können und sollen sich dort aufhalten, wo weit und breit keine Menschen leben wie zum Beispiel in Kanada und anderen Gebieten.
Im Trentino, wo es nicht gerade wenige Bären gibt, hat sich die Tourismusbranche anscheinend damit abgefunden, dass wieder vermehrt Bären in der Region vorkommen. Bisweilen wird damit sogar Werbung gemacht. Können Sie sich eine ähnliche Entwicklung auch im Vinschgau bzw. in ganz Südtirol vorstellen?
Wenn das so ist, dann habe ich wahrscheinlich etwas nicht verstanden Ich kann mir nicht vorstellen, dass man in einem Tourismusgebiet wie im Trentino mit Bären usw. Werbung machen kann. Wenn in diesem Gebiet, wie ich gehört habe, über 100 Bären unterwegs sein sollen, dann gute Nacht.
Haben Sie persönlich ein mulmiges Gefühl, wenn Sie zum Beispiel allein im Schlandrauntal oder anderen abgelegenen Tälern unterwegs sind?
Sollte ich das Glück oder das Pech haben, in Schlanderaun oder sonst irgendwo einem Bären zu begegnen, würde ich sicher ein mulmiges Gefühl haben. Im ersten Moment würde ich nicht wissen, was ich tun soll. Auf jeden Fall hat eine meiner Mitarbeiterinnen, Melanie Längerer vom Tourismusverein Schlanders- Laas, bei einer Wanderung in Schlandraun vor einigen Wochen einen Bären gesehen. Sie war dermaßen erschrocken, dass es ihr erst gar einfiel, ein Foto machen. Also „Nein, danke!“ zu Bär und Wolf. Das müssen wir als Touristiker, Bauern und Bürger nicht haben. Die Bären und Wölfe haben bei uns nichts zu suchen.