Bahn und Straße
Elektrifizierung voll im Gang. Umfahrungs-Bau beginnt im Herbst.
Naturns/Kastelbell-Tschars - Zwei wichtige Projekte für die Mobilität im Vinschgau standen am 8. August bei einer Besichtigungs- und Vorstellungs-Tour mit Landeshauptmann Arno Kompatscher und Landesrat Florian Mussner im Mittelpunkt des Interesses. Am Bahnhof in Naturns wurde über den Fortschritt der Arbeiten zur Elektrifizierung der Vinschger Bahn informiert. Der Bahnhof in Naturns nur einer von 9 entlang der Bahnstrecke, wo die Bahnsteige verlängert werden. Für 2019 kündigte STA-Generaldirektor Joachim Dejaco weitere Arbeiten an, so etwa die Begradigung einer Teilstrecke bei Laas und den Ausbau der Remise in Mals. Auch die ersten von insgesamt rund 1.500 Masten für die Oberleitung sollen im Herbst 2019 aufgestellt werden. Noch heuer im Herbst wird die Haltestelle Staben verschoben. Kompatscher, Mussner, STA-Präsident Martin Ausserdorfer, der Naturnser Bürgermeister Andreas Heidegger, der Vizepräsident der Bezirksgemeinschaft Vinschgau, Dieter Pinggera, der Burggräfler Bezirkspräsident Alois Kröll und weitere Redner stimmten darin überein, dass die Vinschger Bahn zu einem unvergleichlichen Erfolgsmodell geworden ist.
Erfolgsmodell Vinschger Bahn
Mit der Elektrifizierung, die insgesamt über 66 Mio. Euro kostet, werde die Fahrgast-Kapazität nahezu verdoppelt. Zumal die Züge in Zukunft entlang der elektrifizierten Bahnstrecke im Halbstundentakt verkehren und überall halten werden, wird es keine Express-Züge mehr geben. Um dieses Problem in den Griff zu kriegen, wird bereits daran gedacht, einige Teilstrecken der Bahnlinie doppelgleisig auszubauen. Die Elektrifizierung der Vinschger Bahn ist laut dem Landeshauptmann nur einer von vielen Bausteinen des Südtiroler Mobilitätskonzeptes. Auch auf den geplanten Ausbau der Strecke Bozen-Meran wies er hin und auf weitere Verbesserungen des öffentlichen Personennahverkehrs.
Anbindung an die Schweiz?
Eine Vision, an die Arno Kompatscher nach wie vor fest glaubt, ist eine Anbinung der Vinschger Bahn an das Bahnnetz in der Schweiz: „Anfang September werden uns zu diesem Thema mit der Regierung von Graubünden treffen und später hoffen wir auch auf eine Aussprache mit der Bundesregierung.“ Ziel sei es, dass das Projekt der Zug-Anbindung Vinschgau-Schweiz in der Prioritätenliste der Schweizer Bundesregierung „weiter nach oben gereiht wird.“
Tunnel-Bau steht bevor
Nicht weniger wichtig als die Elektrifizierung der Bahn wurde wenige Stunden nach der Baustellenbesichtigung am Bahnhof in Naturns die Umfahrung von Kastelbell und Galsaun bei einer Projekt-Vorstellung im Schloss Kastelbell bezeichnet. Die Arbeiten für die Errichtung des zweitlängsten Tunnels Südtiorls sollen im Herbst anlaufen. Bürgermeister Gustav Tappeiner blickte auf die lange Planungszeit zurück und dankte der Vorgängerverwaltung mit dem ehemaligen Bürgermeister Josef Alber. Nur aufgrund der geschlossenen politischen Unterstützung des Vinschgaus sei es möglich geworden, das Vorhaben nun umzusetzen, „und Landeshauptmann Arno Kompatscher und Landesrat Florian Mussner haben Handschlagqualität bewiesen“, freute sich Tappeiner. Die Umfahrung sei eine Herausforderung, „bringt aber auch Chancen für eine positive Entwicklung des ländlichen Raums, für die Wirtschaft und die Lebensqualität in unseren Dörfern.“
Jahrhundertprojekt
Florian Mussner sprach von einem Jahrhundertprojekt. Läuft alles nach Plan, dürfte es 4 Jahre dauern, bis die 3,36 Kilometer lange, insgesamt knapp 59 Mio. Euro teure Umfahrungsstraße gebaut ist. Sie beginnt von Westen kommend kurz vor dem Schloss Kastelbell und mündet im Osten auf der Höhe der Gewerbezone Galsaun wieder in die Staatsstraße. Zur Umfahrung gehören ein 2.495 Meter langer Tunnel, je 4 Fluchtstollen und Pannenbuchten sowie 2 neue Anschlusspunkte an die Staatsstraße. Den Zuschlag für die Arbeiten hatte die Bietergemeinschaft E.MA.PRI.CE AG (Bozen) und PASSEIERBAU GmbH (St. Martin in Passeier) erhalten. Vorgetrieben wird der Tunnel durch Sprengung und Grabung, wie Ressortchef Valentino Pagani ausführte. Es ist mit einer Aushubmenge von rund 500.000 Kubikmetern zu rechnen. Rund die Hälfte davon wird laut Pagani vor Ort wiederverwendet, der Rest wird an Firmen im Umkreis verkauft bzw. zu Schotterverarbeitungsstätten gebracht.
Gesamtlösung Forst-Töll-Rabland?
Auch auf Schloss Kastelbell bettete Kompatscher die Umfahrung in ein breiteres Umfeld ein. So kündigte er für den Bereich Rabland-Töll-Forst „eine nachhaltige Gesamtverkehrs-Lösung“ an. Unerwähnt blieben allerdings Umfahrungs-Vorschläge für den Obervinschgau im Großraum Schluderns-Glurns-Mals. Rückblickend auf die auslaufende Amtszeit der Landesregierung sagte Kompatscher nicht ohne Stolz, dass es gelungen sei, die 3 „großen Brocken“ der Vinschger zu erledigen: Nationalpark-Verwaltung zum Land, Elektrifzierung der Vinschger Bahn und Umfahrung Kastelbell-Galsaun.
