Bangen um Jagd-Autonomie
Publiziert in 10 / 2015 - Erschienen am 18. März 2015
„Grüne Zunft“ steht vor großen Herausforderungen. Appell an Politik.
Schlanders - „Die Rekurse gehen die Jagd nehmen zu. Die Gerichte nehmen viele Rekurse an. Wir Jäger schütteln den Kopf. Wer kennt sich noch aus? Haben wir noch eine Autonomie?“ Es waren klare Worte, mit denen Bezirks- und Landesjägermeister Berthold Marx bei der Eröffnung der Bezirkshegeschau im Kulturhaus in Schlanders der Politik „den Weg wies“. Diese solle den Ernst der Lage erkennen, „denn auf die Selbstständigkeit unseres Jagdwesens können und wollen wir nicht verzichten.“ Marx bezog sich vor allem auf die Gefahr, dass die Jagd in den Naturparks verboten werden könnte. Ins Rollen gebracht wurde der Stein mit einem Rekurs zweier Tierschutzorganisationen im Trentino. Nun ist es das Verfassungsgericht, das über eine jagdliche Entnahme in Naturparks befinden soll. Marx verwies darauf, dass landesweit ein Drittel der Jagdreviere betroffen wären. 20% der Jagdflächen liegen in Naturparks. Rund 9.000 Hektar des Reviers Schnals befinden sich im Naturpark Texelgruppe. Landesrat Arnold Schuler räumte ein, „dass die Ausgangssituation schwierig ist.“ Man werde aber mit der Unterstützung der Landeshauptmänner von Südtirol und dem Trentino sowie der Parlamentarier alle Hebel in Bewegung setzen, „um zu einer Lösung zu kommen und unsere Befugnisse bei der Jagd beibehalten zu können.“ Abgesehen von den rechtlichen Schwierigkeiten ging Schuler noch auf weitere Themen ein. Die Akzeptanz der Jagd in der Gesellschaft müsse weiter gesteigert werden: „Wir müssen erklären, dass Jagd nicht ein Hobby ist, sondern dass sie notwendig ist, um die Wildbestände und die Lebensräume zu erhalten.“ Auch zum Zusammenhalt innerhalb der Jägerschaft rief der Landesrat auf: „Intern kann diskutiert werden, auch hart, aber am Ende ist Zusammenhalt gefragt. Das Schlimmste ist, wenn man in der Öffentlichkeit aufeinander losgeht.“ Besorgt über die rechtlichen Schwierigkeiten zeigte sich auch Altlandeshauptmann Luis Durnwalder: „Die Autonomie muss auch im Bereich der Jagd greifen. Zentralistische Angriffe gegen unser Jagdsystem dürfen wir uns nicht gefallen lassen.“ Es sei eine klare Regelung zu finden, „die auch vor dem Verfassungsgericht hält.“
Gutes Jagdjahr
Abgesehen von den rechtlichen Unsicherheiten konnte Berthold Marx mit vielen positiven Zahlen zum Jagdjahr 2014 in den 12 Revieren des Bezirks Vinschgau aufwarten. So wurde im Vinschgau der landesweit stärkste Zuwachs bei der „grünen Zunft“ verzeichnet. Zurzeit gibt es im Bezirk 31 Jägerinnen und 853 Jäger. Die Abschusspläne wurden durchwegs zufriedenstellend erfüllt, beim Rotwild lagen sie bei über 90%. „Die Jägerschaft unternimmt alles, um die Pläne zu erfüllen“, so Marx. Wenn im Vorjahr zum Beispiel 1.198 Stück Rotwild erlegt wurden, „bedeutet das, dass allein dafür zwischen 7.000 und 8.000 Jagdgänge unternommen wurden.“ Insgesamt kamen bei einer Schalenwildstrecke von 2.263 Stück fast 100 Tonnen hochwertiges Wildbret zusammen. Einen besonderen Dank zollte Marx den 11 Jagdaufsehern. Zu den wichtigsten Aufgaben der Jägerschaft gehöre weiterhin die Imagepflege. Als Beitrag dazu kann auch das Rahmenprogramm der Hegeschau bezeichnet werden. So gab es zum Beispiel Kinderveranstaltungen mit Quiz und Fotoausstellungen. Außerdem wurde der Wildfilm „Spielhahnbalz“ von Karl Andersag gezeigt. Gruß- und Dankesworte an die Jägerschaft überbrachten BM Dieter Pinggera und Luciano Scacchetti vom Jagdverband. Zu den Ehrengästen zählten hochrangige Vertreter des Bauernbundes, der Forstbehörde, der Landesverwaltung und des Nationalparks.
Sepp

Josef Laner