Baustopp in Kurzras
Publiziert in 30 / 2016 - Erschienen am 31. August 2016
Arbeiten für neue Talabfahrt und Skiverbindung eingestellt
Kurzras - Die Schnalstaler Gletscherbahnen AG hatte am 23. August mit dem Bau einer neuen Talabfahrt und einer Skiverbindung nach Lazaun begonnen. Zwei Tage nachher mussten die Arbeiten eingestellt werden. Der Grund: Das Verwaltungsgericht hatte einen Rekurs des AVS und des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz angenommen. Die Gletscherbahnen AG bezeichnet das Vorgehen der Kläger in einer Aussendung als „familien- und wirtschaftsfeindlich“. Ziel des Bauvorhabens „war die Beseitigung einer vom Fachplan des Landes aufgezeigten Schwachstelle, nämlich die fehlende Verbindung zwischen den einzelnen Skizonen: Skifahrer, die von der Gletscher- auf die Lazaun-Seite wechseln wollen oder umgekehrt, müssen heute die Skier abschnallen und die Strecke zu Fuß bewältigen.“ Zudem sei die über 7 km lange Gletscher-Talabfahrt im Schlussteil eng und steil und daher eine „Schwarze Piste“, die schwächere Skifahrer, vor allem Frauen und Kinder, oft vor Probleme stelle. „Wir haben daher im Rahmen eines Gesamtkonzeptes zur Aufwertung des Skigebietes eine neue Piste als Alternative zum Schlussteil der heutigen Talabfahrt geplant sowie eine Skiverbindung über einen teils bestehenden Forstweg nach Lazaun“, sagt Direktor Elmar Pichler Rolle. Die Machbarkeitsstudie sei von der Landesregierung genehmigt worden. Pichler Rolle: „Es gab dazu parallel zwei behördliche Verfahren mit mehreren Lokalaugenscheinen, etlichen Sitzungen, vielen Gutachten und zahlreichen weiteren Dokumenten. Der positive Beschluss der Landesregierung wurde von Dachverband und Alpenverein angefochten.“ Das in der Zwischenzeit erstellte Ausführungsprojekt sei von allen zuständigen Ämtern positiv bewertet worden. „Das war eine rein technische und absolut keine politische Bewertung. Wir haben zudem 28 Vorschriften auferlegt bekommen, um im Gelände so achtsam wie möglich vorzugehen. Wir haben diese Auflagen erfüllt, und aus diesem Grund waren und sind wir sehr zuversichtlich“, gibt sich Pichler Rolle kämpferisch. „Wir haben in Schnals als größter Arbeitgeber in dem von Abwanderung bedrohten Tal sehr viel Lob und Zuspruch erfahren, daher ist die Enttäuschung jetzt groß“, so der Direktor. Eine erste inhaltliche Gerichtsentscheidung soll am 27. September fallen.
„Baustopp notwendig
und rechtens“
Als „notwendig und rechtens“ erachten den Baustopp hingegen Klauspeter Dissinger vom Dachverband und Georg Simeoni vom AVS. Den Vorwurf, wonach der Dachverband und AVS gegen Sicherheit, Familien und Arbeitsplätze seien, weisen sie zurück. Dazu stehe im vor Monaten eingebrachten Rekurs keine Silbe, „sehr wohl wird aber eine Reihe von formalen und inhaltlichen Gründen angeführt, die schon zu einem einstimmig negativen Gutachten des UVP-Beirates bei der Genehmigung der Machbarkeitsstudie geführt haben.“ Der Rekurs beziehe sich auf Plan- und Projektunterlagen des Bauwerbers selbst, „die feststellen, dass auch auf der neuen Talabfahrt schwierige geologische Verhältnisse herrschen und Maßnahmen gegen Lawinen zu treffen seien.“ Mit dem beanstandeten Landesregierungsbeschluss habe sich die Landesregierung ein weiteres Mal über negative Gutachten von Fachkommissionen, in diesem Fall des Umweltbeirates, hinweggesetzt.“ Die Machbarkeitsstudie sei vom Umweltbeirat einstimmig abgelehnt worden. Wenn sich Pichler Rolle so sicher sei, „dass der Verfahrensablauf rechtens und alle Genehmigungen auf rein technischen Überlegungen basieren, dann hat die Schnalstaler Glescherbahnen AG vom Rekurs absolut nichts zu befürchten“, so Dissinger und Simeoni. Pichler Rolle verweist in Reaktion auf die Äußerungen von Dissiniger und Simeoni auf die technischen Schlussfolgerungen zur Machbarkeitsstudie des Amtes für Landesplanung: „Für das Amt für Landesplanung sind die strategische Ausrichtung der Studie und die umfassende Strukturierung der für die kommenden Jahre geplanten Investition von großer Bedeutung. Aus dem Bericht geht hervor, dass die Liftgesellschaft im Sinne eines schlüssigen Gesamtkonzeptes plant und nicht nach dem kurzfristigen Bedarf. Dies ist auf jeden Fall zu begrüßen und als positiv anzusehen.“
„Schlüssiges Gesamtkonzept“
Unter dem touristischen und somit auch wirtschaftlichen Gesichtspunkt seien die geplanten Investitionen in die Attraktivität der Skizone sehr wichtig und „spielen eine entscheidenden Rolle für die Unterbrechung des negativen Trends der letzten Jahre bzw. sichern somit langfristig die Existenz des Betriebes zu. Das Vorhaben entspricht den Empfehlung aus dem Fachplan und wird also in diesem Sinne begrüßt.“ Abgesehen von einigen Sicherheitsproblemen, die auf Projektebene zu lösen seien, „ist das Gesamtkonzept skitechnisch schlüssig.“ Unter Berücksichtigung der in den Gutachten enthaltenen Auflagen wurde die Machbarkeit des Vorhabens positiv bewertet. „Diese Bewertung bezieht sich nicht auf die Gutachten jener Fachbereiche, die im Rahmen des SUP-Verfahrens (Strategische Umweltprüfung) vom Umweltbeirat geprüft werden.“ sepp
Josef Laner