„besser.leben“
Publiziert in 22 / 2014 - Erschienen am 12. Juni 2014
Die Gemeinde Mals ist eine der 29 Kandidaten für den „Europäischen Dorferneuerungspreis 2014“. Juroren sind beeindruckt.
Mals - Dörfer und Landgemeinden in ihrem Engagement bestätigen, sie zu weiteren Aktivitäten motivieren und den Erfahrungsaustausch mit anderen ländlichen Gemeinden in Europa fördern. Das ist das Ziel des „Europäischen Dorferneuerungswettbewerbs“, den die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung seit 1990 im Zweijahresrhythmus ausschreibt. Der Wettbewerb 2014 steht unter dem Motto „besser.leben“. 29 Dörfer bzw. Gemeinden aus 12 verschiedenen Staaten von Bulgarien bis zu den Niederlanden nehmen daran teil. Mitmachen kann nur eine Gemeinde pro Region. Für Südtirol ist das Mals. Um sich ein konkretes Bild vor Ort machen zu können sowie Gespräche mit den Verwaltern und der Bevölkerung zu führen, begaben bzw. begeben sich die Mitglieder der internationalen und interdisziplinären Wettbewerbsjury gruppenweise auf Tournee. In Mals war es am 5. Juni soweit. Drei Juroren aus Belgien, Deutschland und Österreich waren vor Ort, um zu überprüfen und zu bewerten, ob die Wirklichkeit mit dem, „was uns in den Bewerbungsunterlagen übermittelt wurde, auch tatsächlich überreinstimmt“, wie es Peter Schawerda, der Juror aus Österreich, dem der Vinschger gegenüber auf den Punkt brachte. Bewertet werde in erster Linie, „wie die teilnehmenden Dörfer bzw. Gemeinden auf die am Beginn des Entwicklungsprozesses festgestellten Stärken und Schwächen sowie internen und externen Gefahren und Chancen reagiert haben.“ Dabei gehe es einerseits um konkrete Maßnahmen und Projekte im Sinne einer wirtschaftlichen Entwicklung, der Schaffung zeitgemäßer sozialer Einrichtungen, der Architektur, Siedlungsentwicklung, Ökologie und Energieversorgung sowie um kulturelle Initiativen und Weiterbildungsaktivitäten. Aber auch die gewählten Methoden und verfolgten Strategien werden beleuchtet, die von einem ganzheitlichen Ansatz, einer Orientierung in Richtung Nachhaltigkeit sowie von Bürgerbeteiligung, Eigeninitiative und Kooperationsbereitschaft gekennzeichnet sein sollen. Der in Mals begutachtete Zeitrahmen umfasst laut Schawerda die Zeit seit dem Amtsantritt von Bürgermeister Ulrich Veith und seinen Mitverwaltern im Jahr 2009 bis jetzt.
„Harte“ und „weiche“ Kriterien
Nach welchen konkreten Kriterien werden die Bewertungen vorgenommen? Schawerda: „Es gibt so genannte harte Kriterien, bei denen all das unter die Lupe genommen wird, was wir als Juroren sehen, messen und feststellen können.“ Aber auch nach „weichen“, aber deswegen nicht weniger wichtigen Kriterien werden die Entwicklungen in den Teilnehmergemeinden beurteilt. Es gehe darum festzustellen, ob sich die Bevölkerung tatsächlich mit neuen Strukturen, Projekten, Vorhaben und Entwicklungsansätzen identifiziert. „Eine Struktur zum Beispiel kann noch so schön ausschauen, aber wenn sie nur von oben angeordnet oder aus privater Profitgier errichtet wurde, steht sie als Fremdkörper da, als etwas, hinter dem die Menschen nicht stehen.“ Auf die Frage, was ihn in Mals am meisten beeindruckt hat, meinte der Juror: „Die Bemühungen um Transparenz und aktive Mitbeteiligung der Bürger auf möglichst allen Ebenen. Das war auch einer der wichtigsten Punkte im Wahlprogramm von Ulrich Veith im Jahr 2009.“ Positiv überrascht worden seien die Juroren noch von vielen weiteren Dingen, so etwa von der Nutzung alter Bausubstanz, der Aufwertung des Bahnhofs mit Carsharing (Gemeinschaftsautos), Elektro-Mobilität und weiteren Ansätzen im Sinne einer zeitgemäßen, nachhaltigen Mobilität. Als besonderes Novum sei von allen die geplante Volksabstimmung bezüglich des Verbotes von Pestiziden auf Gemeindeebene empfunden worden.
Pestizide: „Eine super Thematisierung“
„Ich war zunächst sehr skeptisch, weil ich der Meinung war, dass hier einer Mehrheit erlaubt wird, über eine Minderheit abzustimmen“, sagte Schawerda. Nach näherem Hinsehen aber und nach dem Bekanntwerden der Details, etwa jenem, dass begüterte Obstbauern von auswärts Grünflächen in Mals kaufen, um Obst anzubauen, habe er seine Einstellung dazu geändert: „Ob das Ganze juristisch hält, weiß ich nicht, jedenfalls ist es zu einer europaweit wohl einmaligen, super Thematisierung gekommen., wobei die Gesundheit im Mittelpunkt steht.“ Der Einsatz von Pestiziden sei ein europa- und weltweites Thema.
Entscheidung fällt Ende Juni
Der Gewinner des Europäischen Dorferneuerungspreises 2014 wird Ende Juni in München ermittelt. Neben dem eigentlichen Preis sind auch Auszeichnungen für „Herausragende ganzheitliche Entwicklungsprojekte“, für „Besondere Leistungen in mehreren Bereichen der Dorfentwicklung“ sowie für „Besondere Leistungen in einzelnen Teilbereichen der Dorferneuerung“ vorgesehen. Die Preisverleihung erfolgt im Rahmen einer mehrtätigen Veranstaltung am 12. September 2014 in Vals in der Schweiz, der Siegergemeinde des Wettbewerbes 2012. Sepp
Josef Laner