„Bin seit 8 Jahren in Wohnung eingesperrt“

Publiziert in 21 / 2016 - Erschienen am 1. Juni 2016
Gabi Gurschler: „So kann ich nicht weiterleben.“ WOBI: „Neuer Vorschlag für andere Wohnung.“ Schlanders - Kein Aufzug, zu enge Türen, kein Fluchtweg, kein Treppenlift: diese und viele andere Umstände machen ein menschenwürdiges Wohnen für Gabi Gurschler-Manderfeld seit vielen Jahren so gut wie unmöglich. Sie wohnt seit etlichen Jahren zusammen mit ihrem Mann Heiko in einer Wohnung im ersten Stock eines Wohnhauses des Wohnbauinstitutes (WOBI) im Holzbruggweg in Schlanders. Bis 2008 konnte sich Gabi noch einigermaßen auf Krücken bzw. mit einem Elektro-Scooter im Freien fortbewegen. Seit etwa 8 Jahren ist die pflegebedürftige Frau, die krankheitsbedingt ziemlich korpulent ist, an den Rollstuhl gefesselt und wird von ihrem Mann gepflegt. „Ich bin seit 8 Jahren in dieser Wohnung, die alles eher als behindertengerecht ausgestattet ist, eingesperrt“, klagte Gabi kürzlich dem der Vinschger gegenüber. Sie habe wiederholt und mehrfach beim WOBI interveniert, „aber keine andere geeignete Wohnung zugewiesen bekommen. Jetzt reicht es. Ich gehe an die Öffentlichkeit.“ „Jetzt reicht es“ Zu besonders untragbaren Zuständen komme es immer dann, wenn sie für Behandlungen ins Krankenhaus muss. Gabi: „Das kommt leider nicht selten vor, denn ich habe Herzprobleme und viele andere Beschwerden.“ Erst im vergangenen April musste sie wegen eines Herzproblems ins Krankenhaus gebracht werden. Die Rettungshelfer sahen sich angesichts des Umstandes, dass die Patientin mit einer Liege aufgrund der räumlichen Enge, speziell der Eingangstür der Wohnung und der Enge des Hausganges, nicht transportiert werden konnte, dazu gezwungen, einen zweiten Einsatzwagen anzufordern. Schließlich gelang es 4 Sanitätern, die Frau mit einem Stuhl vom ersten Stock auf die Straße zu tragen. Solche und ähnliche Fälle gab es in der Vergangenheit mehrmals. So gut wie unmöglich gewesen wäre ein Transport laut Gabi Gurschler während einer mehrmonatigen Schließung der Außentreppe wegen Instandhaltungsarbeiten im Jahr 2014. Einen rollstuhlgerechten Zugang besitzt das Wohnhaus nicht. Außerdem gibt es weder einen Fahrstuhl, noch einen Fluchtweg. „Ich möchte mir gar nicht ausmalen, was geschehen könnte, wenn es hier zum Beispiel zu einem Brand käme, oder wenn man mich sehr schnell ins Krankenhaus bringen müsste“, so Gabi. „Alltag ist kaum zu bewältigen“ Abgesehen von nicht tragbaren Zuständen im Falle von Transporten ins Krankenhaus ist laut Gabi Gurschler auch der Alltag in der derzeitigen Wohnung kaum zu bewältigen. Auch deshalb nicht, weil es sich bei ihrem Rollstuhl nicht um ein Standartmodell handelt, sondern um einen eigens für sie maßgeschneiderten, also breiteren Rollstuhl. Gabi: „Ich möchte einfach ein Leben mit etwas Lebensqualität haben. Es ist nicht dasselbe, ob man sich auf den Balkon begeben kann, oder ob man nur das Fenster oder die Tür zum Balkon öffnet. Hier in dieser Wohnung kann ich mich ohne die Hilfe meines Mannes kaum rühren. Wenn wir zum Körper­waschen ins Bad müssen, ist es jedes Mal eine Prozedur, und es gelingt nur mit Hilfe von drei Garten­stühlen.“ Als zusätzliche Belastungen nennen Gabi und Heiko die vielen schlaflosen Nächte an Wochenenden, an denen Lärm von außen in die Wohnung dringt. Sie beziehen sich auf den Lärm der Besucher der angrenzenden Diskothek. Auch über sehr hohe Strom­rechnungen klagt das Paar. Wonach sich Gabi sehnt, ist eine behindertengerecht ausgestattete Wohnung, „in der ein menschenwürdiges Leben möglich ist.“ An die Adresse der Gemeindeverwaltung richtet sie die Frage: „Ist es möglich, dass in der ganzen Gemeinde Schlanders keine geeignete Wohnung für eine Person wie mich zu finden ist?“ Die Gemeindereferentin Monika Wielander Habicher sagte dem der Vinschger, dass die Möglichkeiten der Gemeinde insofern eingeschränkt seien, als dass die Wohnung nicht der Gemeinde, sondern dem WOBI gehört. „Mir und auch dem Bürgermeister ist die Situation von Gabi Gurschler bekannt“, so die Referentin. Die Möglichkeiten zum aktiven Eingreifen seien allerdings begrenzt. Das, was in die Zuständigkeit der Gemeinde falle, werde unternommen. Die Stellungnahme des WOBI Nach Angaben des WOBI könnte eine Adaptierung der derzeitigen Wohnung nur über eine externe Hebebühne auf den Balkon erfolgen und sei extrem aufwendig. Das einzige Gebäude des Wohnbauinstitutes in Schlanders mit Aufzug ist in der Bahnhofstraße. „Dieses verfügt über einen behindertengerechten Aufzug. Da dieser jedoch für die Sondermaße des Rollstuhles von Frau Gurschler zu schmal ist, werden wir davon absehen, ihr neuerlich eine Wohnung in diesem Gebäude anzubieten. Wir haben ihr mittlerweile eine ­Wohnung im Nachbargebäude angeboten, welche im Zuge der anstehenden Sanierungsarbeiten behindertengerecht angepasst wird, sofern Frau Gurschler die Wohnung akzeptiert“, so das Wohnbauinstitut. Sepp
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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