Bruchlinien einer Dorfgemeinschaft
Das ehemalige Hotel Adler weckte Erwartungen, das Messnerhaus spaltete.
Morter - Niemand hatte sich diesen Zuspruch zur Bürgerversammlung erwartet. Weit über 100 Bürgerinnen und Bürger drängten sich in den Versammlungsraum. Dabei wies die Tagesordnung nur 3 Punkte auf: das ehemalige Hotel Adler, das Messnerhaus und die Radwegtrasse Goldrain-Morter-Martell. Nach einer Einführung durch die für Morter zuständige und aus Morter stammende Referentin Sonja Platzer ging Bürgermeister Helmut Fischer auf die Vorgeschichte des „Adlers“ ein. In die Schlagzeilen gekommen sei es zum letzten Mal als mögliche Unterkunft für Flüchtlinge. Seither sei die Baufälligkeit rasch vorangeschritten. Inzwischen gäbe es einen Versuch des Eigentümers, die Hypo-Bank Vorarlberg, den Adler wieder zu revitalisieren. Damit es sich lohne, müsste der Besitz links und rechts der Gemeindestraße vereint werden. Möglich sei dies nur durch die Verlegung der Gemeindestraße. Es könnte nur eine Aufwertung für Morter sein, wenn wieder Leben in die Zone käme, sei die Meinung des Gemeinderates gewesen, berichtete Bürgermeister Fischer. „Die Art des Projekts und deren Größe sind noch nicht spruchreif, auch wenn es derzeit bereits 2 Konzepte gibt“, meinte er. „Ich frage euch Morterer, was ihr davon hält, ob es ein Problem ist, die Straße durch Grundtausch zu verlegen.“ Es gab Einwände zu nicht genau festgelegten Grundstückgrenzen, Bedenken zur zukünftigen Einfahrt in die Landesstraße und zu den Kosten. Man wollte wissen, wie breit der vorgesehene Fuß- und -Radweg zu den Sportanlagen werde und sorgte sich, ob wohl 2 Kinderwagen nebeneinander Platz fänden. Gemeinderat Christian Stricker, Fraktionsvorsteher in Morter, brachte auch im Namen des Ratskollegen Harald Plörer zur Kenntnis, dass man sich sehr viel Gedanken gemacht habe über den neuen Gehweg, aber auch über die Entschleunigung der Landesstraße. Grundsätzlich sei er aber der Meinung, dass es im Interesse des Dorfes sei, wenn das Projekt vorangehe. Ein Bürger schlug vor, die neue Straße zu vertiefen, um die Lärmbelastung in Grenzen zu halten.
Angst ums Messnerhaus
Nicht mehr ganz so sachlich blieb es beim Thema „Messnerhaus“. Kaum hatte Referentin Platzer erklärt, dass weder betreutes, noch gefördertes Wohnen möglich seien; kaum hatte sie ihre neuesten Bemühungen um eine sinnvolle Verwendung angeführt, ergriff Fraktionsvorsteher Christian Stricker das Wort und blickte weit in die „unendliche Geschichte“ zurück. „Wir kopfen schon seit 30 Jahren“, kam es aus dem Publikum. Von Altenwohnungen über eine 2. Kindergartensektion bis zum Dorfladen sei alles durchgespielt worden, erinnerte Stricker. Immerhin stünden 230.000 Euro aus dem Verkauf der Messner-Güter zur Nutzung parat. „Und die können wir nicht jedes Jahr weiterschieben“, warf Platzer ein. „Wichtig ist, dass Morter das Sagen hat“, merkte Stricker an. „Wir müssen jederzeit in der Lage sein, einem Messner eine Wohnung anzubieten.“ Eine Bürgerin schlug vor, die Messner-Wohnung in das Widum und den Jugendraum ins Messnerhaus zu verlegen. Ein junger Familienvater rief: „Machen wir doch eine Kita!“ Dagegen wandte sich Referentin Platzer aus finanziellen Gründen und weil in der Kita in Latsch demnächst Plätze frei werden. „Warum müssen wir Morterer immer fahren?“, kam eine Frage. Stricker meinte: „Wenn uns nichts Sinnvolles einfällt, sollten wir noch zuwarten mit einer Zweckbestimmung.“ Es kam zum Teil zu lautstarken Wortwechseln um den Jugendraum, um einen Leihvertrag mit dem Jugenddienst, um die fehlende Eintragung in den Kataster und um unbeantwortete, schriftliche Eingaben bei der Verwaltung. Man warf dem früheren Pfarrgemeinderat vor, nichts unternommen und nur Prügel in den Weg gelegt zu haben. Ein junger Bürger fasste zusammen: „Im Widum kann man nichts unternehmen und im Messnerhaus darf die Jugend nicht einziehen.“ Zum Thema Widum stellte Gemeinderat Harald Plörer klar, dass von der Kurie keine größeren Förderungen zu erwarten seien. „Wir bunkern halt weiterhin 230.000 Euro“, erinnerte Bürgermeister Fischer.
