Burgeis

Publiziert in 4 / 2004 - Erschienen am 26. Februar 2004
[F] Reiseziel und Malmotiv [/F] [K] Ortsnamensbedeutung: Erstmals erwähnt 1160 als "Burgus, Burgüs, Burgusium", Mundart: "Burgeis", amtl. ital. Name: "Burgusio". Das Dorf erhielt seinen Namen von einer Befestigung, die sich oberhalb von Burgeis befand. Quellen: “Die Ortsnamen Südtirols und ihre Geschichte”, von Egon Kühebacher 1991 Motiv für Maler "Geschichte der Dorfgemeinschaft Burgeis", von Martin Angerer 1984 "Die Kirchen in der Pfarrei Burgeis", von Martin Angerer 1996 Informationen: Anton Punt, Martin Angerer [/K] [F] Historisches [/F] Die Geschichte von Burgeis ist untrennbar mit jener des Klosters Marienberg verbunden. Das Kloster wurde ursprünglich 1090 in Schuls gegründet, wollte dort aber nicht so recht "gedeihen", weswegen die Gründer, die Edlen von Tarasp das Kloster nach Burgeis verlegten. Goswin, einem Pater des Klosters im 14. Jh. verdanken wir zahlreiche historische Aufzeichnungen des obersten Vinschgaues, so auch von Burgeis. 1186 übernimmt das Kloster die Seelsorge von Burgeis. Im Zuge dieser ist auch die kostbare romanische St. Nikolauskirche entstanden (1199). Doch nicht alle in der Gemeinde waren mit den deutschsprachigen Seelsorgern einverstanden, denn Burgeis war zu dieser Zeit noch rätoromanisch, doch die Uneinigkeiten konnten beigelegt werden. Das 14. Jh. war keine gute Zeit für Burgeis. Eine Heuschreckenplage 1340, aber auch Erdbeben 1344, Lawinen und ein großer Dorfbrand 1364 sind uns überliefert. Das furchtbarste Ereignis aber war die Beulen-Pest. Kaum ein Sechstel der Bevölkerung überlebte. Die Gemeindeordnung von Burgeis entstand im Jahre 1575, in ihr waren die Siedlung sowie die Flächennutzung geregelt. 1781 wurde die Ordnung, die streng überwacht und eingehalten wurde, den veränderten Umständen angepasst. Aber nicht nur weltliche Wirren zeigen sich in der Vergangenheit von Burgeis, so gab es zur Zeit der Reformation Anfang des 16. Jh. Bauernaufstände. Auch hatte ein reformierter Prediger in Burgeis eine Zeit lang das Amt des Pfarrers inne. [F] Dorfzahlen [/F] In Burgeis leben 810 Menschen, diese Einwohnerzahl ist relativ konstant. Im Dorf gibt es eine Musikkapelle, die Feuerwehr, den Sportverein, die Sängergruppe, sowie einzelne kleinere Vereine. Die Schützenkompanie hat ihre Tätigkeit eingestellt. [F] Dorfleben [/F] Das Leben in Burgeis folgt einem eigenen Rhythmus. Der Lauf der Jahreszeiten gibt dabei den Takt vor. In den warmen Monaten finden sich die Touristen im Dorf ein, um in Wanderungen die Natur zu erleben, wie etwa im sagenumwobenen Zerzertal. Im Winter lockt der Pistenspaß. Dabei überwiegen italienische Urlauber gegenüber solchen aus Deutschland oder Österreich. Viele von ihnen haben das malerische Dorf so ins Herz geschlossen, dass sie seit Jahren immer wieder kommen. Ruhig wird es im Dorf nur in den Zwischensaisonen, wie etwa im November. Aber auch in der Landwirtschaft bestimmt der Jahreslauf das tägliche Leben. 57 landwirtschaftliche Betriebe gibt es im Dorf mit dem beachtlichen Viehbestand von circa 850 Tieren. Die Wiesen werden dabei noch immer über das alte Waalsystem mit Wasser versorgt, ein Beregnungsprojekt hat es zwar schon öfters gegeben, doch bisher sind die Projekte gescheitert. Im Sommer werden 140 Stück Vieh auf die zwei Almen des Dorfes, die Brugger- und die Oberdörfer Alm gebracht. Hier wird auch noch traditionell Käse und Butter hergestellt, die Sennerei im Dorf selbst wurde bereits vor Jahren von der Mila übernommen. Obwohl die Burgeiser das ganze Jahr über recht gesellig sind und eine gute Dorfgemeinschaft pflegen, bilden doch einzelne Festtage die Höhepunkte. Das Patrozinium, der Kirchtag, fällt zwar auf den 08. Dezember (unbefleckte Empfängnis), das Dorffest wird aber am ersten Sonntag im September (Schutzengelsonntag) gefeiert. Am eigentlichen Kirchtag findet seit einigen Jahren ein Preiskarten statt. Für die Buben ist der 22. Februar ein besonderes Datum. Da treffen sie sich zum alljährlichen Schellenrennen, an dem sich allerdings nicht mehr so viele Kinder wie einst beteiligen. Gemeinsam ziehen die 15 bis 20 Buben durch das Dorf und erhalten Süßigkeiten oder kleine Geldbeträge. Am Ende der Runde wird die "Beute" aufgeteilt. Vermutet wird, dass dieser uralte Brauch heidnische Wurzeln hat. Später wurde das Schellenrennen dann auf den Tag der Petri Stuhl - Feier verschoben, an dem früher jedes Jahr die Gemeindeversammlung stattfand. Neben den Feiertagen trifft sich Jung und Alt auch an ganz gewöhnlichen Tagen regelmäßig zum "Karterle". In Burgeis hat sich auch das Parloggn erhalten, ein Kartenspiel, das in anderen Vinschger Dörfern nur mehr selten gespielt wird. Die Seelsorge wird nach wie vor vom Kloster übernommen. Insgesamt beschreiben die Burgeiser das Verhältnis mit dem Kloster als sehr gut und sehen mit Besorgnis, dass heute längst nicht mehr so viele Pater wie früher dort leben. Während das Kloster auf Neuzugänge hofft, gedeiht die Fürstenburg prächtig. So sind die Heimschüler am Nachmittag oder frühen Abend recht zahlreich im Dorf anzutreffen. Die Fürstenburg, die im 13. Jh. durch die Churer Bischöfe entstand, befindet sich im Besitz des Klosters und beherbergt seit gut 50 Jahren die Landwirtschaftsschule. Neben den historischen Bauwerken Fürstenburg und Kloster Marienberg sind auch alte Häuser und Höfe im Dorf selbst sehr interessant. Ein Gang durch den Ortskern offenbart unzählige Kleinode. Viele der alten Bauwerke sind mit schönen Fresken und Gemälden verziert. Aber auch bei der Gestalung neuerer Ortskerne wurde auf das Erscheinungsbild großen Wert gelegt, sodass sich Neues und Altes harmonisch ineinander fügt. Insgesamt bietet Burgeis ein sowohl bauliches, als auch sozial stimmiges Gesamtbild. [F] Wanderung [/F] Das almenreiche Zerzertal mündet in den Bereich des Haider Sees in den Vinschgau. Um dorthin zu gelangen, folgt man ab Burgeis dem Radweg (hier verlief früher der alte Venostenweg) bis zum unteren Ende des Sees. Dort zweigt eine Forststraße in das Zerzertal ab, das man nach einigen Kehren erreicht. Für die Strecke von Burgeis zur Oberdörfer Alm benötigt man etwa 3 Stunden und überwindet fast 800 Höhenmeter.

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