„Jeder einzelne ist gefordert“
Für ein klimaneutrales Südtirol. Lokal handeln, gemeinsam wirken.
Schlanders - Unter dem Motto „Lokal handeln, gemeinsam wirken“ fand in der Bibliothek Schlandersburg am 26. November eine KlimaLand-Veranstaltung zum Klimaplan Südtirol 2040 statt, zu der das Landesressort für Umwelt-, Natur- und Klimaschutz eingeladen hatte. „Die Veranstaltung steht unter einem einfachen Gedanken. Klimaschutz kann nur gemeinsam gelingen“, unterstrich Moderatorin Anna Toggenburg vom zuständigen Landesressort. Es brauche alle, in der Politik sowie im Kleinen. Roselinde Gunsch, die Präsidentin der Bezirksgemeinschaft Vinschgau, schlug in dieselbe Kerbe: „Jeder einzelne ist gefordert.“ Auch im Vinschgau seien die Auswirkungen des Klimawandels deutlich spürbar. „Das Land hat sich mit dem Klimaplan 2040 zum Ziel gesetzt, bis 2040 klimaneutral zu sein. Unsere Bezirksgemeinschaft mit den 13 Gemeinden schließt sich dem an“, so Gunsch. Auf Bezirksebene stehe jedes Jahr ein bestimmtes Thema im Vordergrund, zuletzt sei dies das Heizen gewesen. Man versuche so einiges zu tun, „viel geht über Sensibilisierung“, betonte Gunsch. Aber auch der direkte Einsatz nachhaltiger Energie usw. werde gefördert. Mit dem Marteller Bürgermeister Georg Altstätter gibt es im Bezirksrat einen Nachhaltigkeitsbeauftragten. Eine wichtige Rolle spielen zudem die Klimateams in den jeweiligen Gemeinden. „Diese Veranstaltung ist ein Schritt für die Zusammenarbeit mit dem Land, aber auch um zu verstehen, was die Ziele sind, damit wir sie vor Ort umsetzen können“, erklärte Kunhilde von Marsoner, Gemeindereferentin und Vorsitzende des Klimateams in Schlanders.
Spielerischer Beginn, hehre Ziele
Noch vor den Vorträgen konnten die Besucher/innen der Veranstaltung, darunter zahlreiche Abordnungen aus Vinschger Gemeinden, ihr Wissen im Rahmen eines Quiz unter Beweis stellen. Mit 12 von 15 richtigen Antworten konnte sich der Naturnser Peter Erlacher durchsetzen. Ressortdirektor Alexander Gruber hätte wohl leichtes Spiel gehabt, schließlich oblag es ihm, den Klimaplan Südtirol 2040 vorzustellen. Dieser will als Teil der Nachhaltigkeitsstrategie „Everyday for Future“ das Land bis 2040 in die Klimaneutralität führen und versteht sich als eine Weiterentwicklung des „Energieplan – Südtirol 2050“. Ziele sind u. a. die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien, die Reduktion der Treibhausgasemissionen in den Sektoren Wärme und Verkehr sowie die Senkung der Emissionen in der Landwirtschaft. Um die Ziele zu erreichen, solle verstärkt auf Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien gesetzt werden. Fossile Heizsysteme sollten ersetzt, Anreize für erneuerbare Energiequellen geschaffen werden. Die nachhaltige Mobilität müsse weiter gefördert werden. Zudem sei Kommunikation und Sensibilisierung ein wichtiges Thema. „Der Verkehr ist mit 44 Prozent hauptverantwortlich für unseren CO2-Ausstoß in Südtirol. Leider gibt es nur 5.500 Elektrofahrzeuge von etwa 350.000 Pkw, die hier unterwegs sind“, brachte Gruber ein Beispiel, das zeigt, dass vor allem in Sachen Mobilität noch ein Umdenken stattfinden müsse. In Sachen Photovoltaik solle massiv aufgerüstet werden. Bis 2030 sollen gemäß Klimaplan Südtirol zusätzlich 400 Megawatt an Photovoltaikanlagen installiert werden. „Wir wollen aber keine Photovoltaik auf grüner Wiese, sondern da, wo es schon Nutzung gibt“, so Gruber. Bei Agri-PV gebe es daher klare Gestaltungskriterien, der Schutz des Landschaftsbildes und die Beibehaltung landwirtschaftlicher Nutzung seien mit ausschlaggebend. Zudem setze man auf lukrative Förderungen, um den Umstieg von fossilen Heizsystemen auf klimaneutralere Energieträger zu erleichtern. Mit einer Wärmepumpenoffensive im Frühjahr konnten die Anträge hierfür verdreifacht werden.
Naturns vorbildhaft
Klimahaus-Generaldirektor Ulrich Santa informierte über den Status quo der kommunalen Klimapläne. Der Lananer Bürgermeister Helmut Taber berichtete über die Energieeffizienz der gemeindeeigenen Gebäude und Mobilität. Der Naturnser Bürgermeister Zeno Christanell erklärte, was seine Gemeinde alles tue, um zu einem möglichst energieautarken Betrieb zu werden. „Wir sind schon sehr weit“, unterstrich Christanell. Die Gemeinde bemühe sich, die eigenen Strukturen weitgehend mit regenerativen Energiequellen zu versorgen. „Der CO2-Ausstoß der gemeindeeigenen Gebäude, Anlagen und des Fuhrparks belief sich im Jahr 2024 auf insgesamt 222,17 Tonnen. Damit sind die CO2-Emissionen im Vergleich zum Vorjahr um 60 Prozent gesunken“, erklärte der Bürgermeister anhand des Energieberichts. Ausschlaggebend dabei war die Umrüstung des Fernheizwerks auf Biomasse Ende 2023. „Dadurch wird der Energiebedarf nun zu rund 76 Prozent durch Hackschnitzel aus den lokalen Wäldern gedeckt“, so Christanell. Im Vergleich zu 2020 konnten die CO2-Emmissionen sogar bereits um 64 Prozent reduziert werden. Naturns sei damit „den Zielen voraus“, wenn man das im Klimaplan Südtirol 2040 festgehaltene Bestreben des Landes, die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2030 (gegenüber dem Stand von 2019) um 55 Prozent zu senken, betrachte. „Dies wurde bereits im Jahr 2024 erreicht – aber es bleibt immer noch viel zu tun“, so Christanell. Anschließend konnte diskutiert werden, bei einem kleinen Umtrunk stand noch das so wichtige Netzwerken auf dem Programm.