Da blühte er so richtig auf
Göflan/Morter - Er war 16 Jahre alt, als er mithalf, einen US-Bomber zu entsorgen, der am 20. April 1945 beim „Koflerhof“ in Göflan abgestürzt war. Gustl Angerer, geboren am 26. Jänner 1929, absolvierte zu dieser Zeit seine Lehre beim Göflaner Schmied Franz Tappeiner. Dieser war vom Südtiroler Ordnungsdienst (SOD) beauftragt worden, den 4-motorigen Bomber des Typs Boeing B-17G, der von einer Flugabwehrkanone getroffen worden war und notlanden musste, zu entsorgen. Der Pilot und der Navigator hatten schwere Verletzungen erlitten und wurden in das Krankenhaus nach Meran gebracht. Die weiteren 8 Crew-Mitglieder waren vorab mit Fallschirmen abgesprungen. Wie lebendig die Erinnerungen des mittlerweile 95-jährigen Gustl Angerer an den Bomber-Absturz sind, zeigte sich, als ihn seine Töchter kürzlich mit einem besonderen Geschenk überraschten. Sie luden ihn am 15. Juni in das Kulturhaus nach Morter ein, wo Manfred Haringer einen Power-Point-Vortrag zum Thema „US-Bomber Absturz in Göflan am 20. April 1945“ hielt. Haringer hat über viele Jahre hinweg Dokumente und Gegenstände zur Bomber-Notlandung gesammelt und auch Zeitzeugen befragt. Als er beim Vortrag mit Hilfe von Bildern zeigte, wie die Bomber gebaut und eingesetzt wurden, wie man sie mit Flugabwehrkanonen beschoss und für welche Zwecke man die Überreste des in Göflan abgestürzten Bombers verwendete, hörte und schaute Gustl Angerer mit größtem Interesse hin. Er blühte so richtig auf, erinnerte sich an viele Details und wollte mit dem Erzählen gar nicht mehr aufhören, obwohl er abends normalerweise die Ruhe bevorzugt. Aus Gummitanks des Bombers wurden übrigens Güllefässer, die Propellerblätter dienten als Pflugscharen und Teile der Flugzeugflügel wurden in Balkonträger, Deichseln oder andere Geräte umgewandelt. Nicht minder angetan war Gustl, als er im Anschluss an den Vortrag, den eine Gruppe von rund 20 Personen miterlebte, im Hofmuseum von Manfred Haringer in Morter das „Bomber-Zimmer“ besuchen durfte. Detail am Rande: Im Zeugnis, das ihm der Schmied Franz Tappeiner ausstellte, heißt es, dass sich der Lehrling während der ganzen Zeit vom 1. November 1943 bis 1. November 1946 „brav und fleißig aufgeführt hat.“ Gustl sei „treu und redlich“ und könne „als tüchtiger Gehilfe“ jedermann bestens empfohlen werden. Besonderen Fleiß zollte ihm Franz Tappeiner als Hufschmied. Auch seine „Kenntnisse an Motoren und Maschinen“ wurden im Zeugnis lobend hervorgehoben.