Damit die Dörfer lebendig bleiben
Publiziert in 43 / 2016 - Erschienen am 3. Dezember 2016
Plattform Land setzt sich für die Stärkung des ländlichen Raumes ein.
Goldrain - Die Plattform Land hat es sich zum Ziel gesetzt, als Partner, Motivator und Moderator alle Akteure im ländlichen Raum mit nachhaltigen und umsetzungsorientierten Initiativen zu unterstützen. „Der Leitgedanke ist die Hilfe zur Selbsthilfe“, sagte der derzeitige Sprecher der Plattform Land und Präsident des Gemeindenverbandes, Andreas Schatzer, am 23. November im Rittersaal des Bildungshauses Schloss Goldrain. Dort erlebte die von der Plattform Land ins Leben gerufene, landesweite Veranstaltungsreihe „Kooperationen im ländlichen Raum – Beste Beispiele aus Südtirol“ ihren Auftakt. In der Plattform Land sind der Bauernbund und der Gemeindenverband als Leadpartner gemeinsam mit den Wirtschaftsverbänden, dem Raiffeisenverband und der Handelskammer Bozen zusammengeschlossen. „Wir möchten alle Akteure im ländlichen Raum bei der Umsetzung von nachhaltigen Initiativen unterstützen“, sagte Schatzer.
Alle Akteure vernetzen
Es gehe darum, diese Akteure zu vernetzen und Projekte auf den Weg zu bringen. Zudem soll das öffentliche Bewusstsein für die Belange der ländlichen Gebiete gestärkt und geschärft werden. Das einleitende Impulsreferat bei der gut besuchten Veranstaltung, zu der u.a. viele Gemeindepolitiker sowie Vertreter des Bauernbundes und anderer Wirtschaftssparten gekommen waren, hielt der ehemalige Landeshauptmann Luis Durnwalder. Einen geeigneteren Referenten hätte die Plattform Land kaum einladen können, denn die Entwicklung und Stärkung des ländlichen Raums gehörten zu den wichtigsten Zielen der jahrzehntelangen politischen Arbeit von Durnwalder. „Wenn unser Land heute allgemein als Wohlstandsregion mit Modellcharakter dasteht, ist das keine Selbstverständlichkeit“, sagte Durnwalder. Er ziehe den Hut vor jenen, die in den 1920 und 1930er Jahren unter schwierigsten Bedingungen ihren Beitrag für die Heimat geleistet haben, er ziehe den Hut vor jenen, die nach 1945 das Beste gegeben haben, um nach dem damaligen Nichts wieder neu anzufangen, und er ziehe den Hut vor Nicht-Optanten und Optanten, die nach dem Krieg wieder zusammengefunden und zusammengearbeitet haben. Respekt zollte Durnwalder auch allen, „die uns die Autonomie gebracht haben.“ Dadurch entstand die Möglichkeit, die Entwicklung des Landes mitzugestalten. Durnwalder: „Wir konnten als Politiker endlich Nägel mit Köpfen machen und Entwicklungskonzepte für den ländlichen Raum auf den Weg bringen.“ Eines sei für ihn und seine Mitstreiter von Anfang an klar gewesen: „Wenn wir wollen, dass die Dörfer und Täler nicht ‚sterben’, müssen wir nicht nur die Arbeitsplätze in das ländliche Gebiet hinausbringen, sondern auch Schultypen und weitere Infrastrukturen.“ Dass es dafür auch Grundflächen brauchte, habe die Landwirtschaft eingesehen.
„Mit Herz, Verstand und Händen“
Den Schlüssel der bisherigen erfolgreichen Entwicklung sieht Durnwalder in der Bereitschaft jedes Einzelnen, „an seinem Platz seinen Beitrag zu leisten.“ Wenn die Menschen bereit sind, „auch heute mit dem Herzen, dem Verstand und den Händen das Beste zu geben und zusammenzuarbeiten“, sehe er für den ländlichen Raum nicht schwarz.
Erfolgreiche Beispiele
Dass Kooperationen erfolgreich angestoßen und gelebt werden können, veranschaulichte der Sarntaler Bürgermeister Franz Locher mit der Vorstellung der Dachmarke bzw. Initiative „Mir Sarner“. Über 100 Qualitätsbetriebe der Bereiche Handwerk, Handel, Tourismus und Landwirtschaft arbeiten seit Jahren erfolgreich zusammen. Besonders wichtig sind laut Locher das Gefühl und die Einstellung, eine Einheit zu sein und zusammenzugehören. Auf die Aspekte der Gemeinsamkeit, der Netzwerkarbeit und der Beharrlichkeit verwies auch Christiane Warasin, die Koordinatorin der seit 10 Jahren bestehenden, ganzjährigen Veranstaltungsreihe „s’ Terner Schmelzpfandl“ in Terenten. Auch mit Tipps für die Umsetzung derartiger Initiativen wartete Warasin auf: Zeit einplanen, gemeinsam am Projekt arbeiten, kleine und schlagkräftige Arbeitsgruppen für die Umsetzung, ausgeglichenes Team, gegenseitiger Respekt und neutrale Koordination. Eine Regel sei besonders wichtig: „Was mit dem Projekt nichts zu tun hat, muss vor der Tür bleiben.“ Welche Bedeutung die Kleinst- und Kleinbetriebe sowie mittlere Unternehmen für den ländlichen Raum haben, unterstrich Thomas Mathà, der Direktor der Vergabeagentur. Er informierte über das Landesvergabegesetz und die darin enthaltenden Bestimmungen, die den ländlichen Raum direkt oder indirekt stärken sollen.
Weitere Veranstaltungen
Weitere Abendveranstaltungen mit dem Thema „Unsere Zukunft auf dem Land“ folgen im Dezember in Sarnthein, im Jänner 2017 in Kloster Neustift und im Februar 2017 in der Fachschule Dietenheim. Auch drei ganztägige Exkursionen sind im Zeitraum von Dezember 2016 bis März 2017 geplant, bei denen die besten Beispiele von Kooperationen besichtigt werden können. Weitere Infos bzw. Anmeldungen bei der SBB Weiterbildungsgenossenschaft (Tel. 0471 999 368 oder weiterbildung@sbb.it). Sepp
Josef Laner