Udo Thoma, Joachim Winkler und Günther Wallnöfer (v.l.). auf dem bisher noch nicht gemähten Teilstück einer Wiese in Laatsch. Wenn das Gras länger stehen bleibt, steigen die Chancen für die Wiesenbrüter.
Ein „Heupferd“
Der Wachtelkönig gehört zu den besonders gefährdeten Wiesenbrütern.

Damit die Wiesenbrüter nicht verschwinden

Interreg V-Projekt als Schutzmaßnahme. Mitarbeit von Bauern ist gefragt.

Publiziert in 24 / 2019 - Erschienen am 9. Juli 2019

Obervinschgau - Es ist zwar nicht so, dass es sie nicht mehr gibt, aber die Lebensraumvoraussetzungen für Wiesenbrüter haben sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten arg verschlechtert. Auch auf Grünwiesen im Obervinschgau sind typische Wiesenbrüter wie Feldlerche, Braunkehlchen, Wachtel oder Wachtelkönig immer seltener anzutreffen. Der Hauptgrund dafür ist die zunehmende Intensivierung der Landwirtschaft. Um die Wiesenbrüter zu schützen bzw. ihnen wieder bessere Brutbedingungen anzubieten, hat der Interreg-Rat kürzlich ein eigenes Kleinprojekt genehmigt. 

Wiesenbrüter in der Terra Raetica

Als Trägerin des Interreg V-Projektes (Italien-Österreich 2014-2020) „Wiesenbrüter in der Terra Raetica“ konnte die Gemeinde Mals gewonnen werden. Das Hauptziel des grenzüberschreitenden Projektes im Dreiländereck ist es, vorhandene Daten zu den verbleibenden Gebieten von Wiesenbrütern in der Terra Raetica aufzuarbeiten und zusammenzuführen. Wie die Biologen Joachim Winkler und Udo Thoma kürzlich bei einer Feldbegehung nicht unweit der Calven-Brücke in Laatsch übereinstimmten, breche der Bestand der Wiesenbrüter europaweit immer weiter ein. Im Rahmen des jetzt laufenden Projektes sind Erhebungs- und Kartierungsarbeiten geplant. Die Ergebnisse sollen als Basis für bewusstseinsbildende Maßnahmen sowie zur Erarbeitung von Managementplänen zum Schutz der Wiesenbrüter und zur Entwicklung von abgestimmten landwirtschaftlichen Betriebsmodellen dienen. Unerlässlich für den Erfolg des Projektes, das u.a. auch von der Arbeitsgemeinschaft für Vogelkunde und Vogelschutz Südtirol (AVK) mitgetragen wird, sei die Mitarbeit von Bauern. Es wurde bereits mit mehreren Bauern im Raum von Laatsch und Mals bis hinauf nach St. Valentin a.d.H. Kontakt aufgenommen. 

Gemäht wird ca. drei Wochen später

Bereits aktiv mit dabei ist der Biobauer Günther Wallnöfer aus Laatsch, seines Zeichens auch Referent für Landwirtschaft sowie für Natur- und Umweltschutz der Gemeinde Mals. Wallnöfer hat ein rund 1.500 Quadratmeter großes Teilstück einer von ihm gepachteten Wiese, wo die obgenannte Feldbegehung stattfand, im Gegensatz zum Rest der Wiese bisher nicht gemäht: „Ich werde dieses Teilstück erst in rund 3 Wochen mähen, und zwar mit einer Mähmaschine, und nicht mit einem Tellermäher“, kündigte er am 4. Juli an. Die Mahd mit Mähmaschinen wirkt sich auf Kleinlebewesen, wie Insekten, weniger zerstörerisch aus. Laut Joachim Winkler und Udo Thoma brauchen Wiesenbrüter pflanzen- und insektenreiche Wiesen. Speziell die frühe Mahd könne die Überlebenschancen der Küken von Wiesenbrütern einschränken. Günther Wallnöfer steht mit Überzeugung hinter dem Projekt: „Ich bewirtschafte insgesamt 18 Hektar Grünland. Wenn ich einen kleinen Teil davon etwas später mähe, ist das so gut wie kein Schaden. Das Heu verliert zwar etwas an Qualität, kann aber ohne weiteres zum Beispiel an Galtvieh verfüttert werden. Gleichzeitig kann ich der Natur einen Bruchteil von dem, was ich von ihr bekomme, zurückgeben.“

Einsaat von Blumen geplant

Im Anschluss an die Mahd will der Biobauer auf dem derzeit „überreifen“ Teilstück Wiesenblumen einsähen, um die Artenvielfalt zu steigern. Nicht unerwähnt ließ er auch den Umstand, „dass wir uns hier im Gebiet des Nationalparks befinden.“ Je größer die Pflanzen- und Blumenvielfalt ist, „umso größer ist die Vielfalt der Insekten und damit steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass Wiesenbrüter erfolgreich brüten“, ergänzt Winkler. Für Bauern, die sich aktiv am Projekt beteiligen, seien Vergütungen vorgesehen. Bei den Wiesenbrütern handelt es sich übrigens um Zugvögel. Es sind Vogelarten, die ihr Nest am Boden bzw. in Bodennähe bevorzugt auf Wiesen anlegen. Am meisten gefährdet ist derzeit der Wachtelkönig. Der laute schnarrende Balzruf der Männchen ist überwiegend nachts zu vernehmen. Damit im Dreiländereck auch in Zukunft „Crex crex“ zu hören ist - so lautet nicht von ungefähr der lateinische Name des Wachtelkönigs - sind Schutzmaßnahmen notwendig. Der Wachtelkönig trifft in der Regel zwischen Ende April und Anfang Mai aus dem tropischen Afrika in den Brutgebieten ein. Er ist ein echter Langstreckenzieher. Auf der Roten Liste Bayerns wird er übrigens als „stark vom Aussterben bedroht“ geführt.

Info-Abend in Burgeis

Am Dienstag, 16. Juli um 20.30 Uhr findet im Kulturhaus in Burgeis ein Informationsabend für Grundbesitzer und Bauern zum Wiesenbrüter-Projekt statt.

Josef Laner
Josef Laner

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