Die Münsterländer Helga und Wolfgang Pein zieht vor allem der Flair der Glurnser Stadtmauer an.

Damit Glurns nicht das Gesicht verliert

Publiziert in 12 / 2013 - Erschienen am 4. April 2013
Vorgestellt wurden Pläne und Bilanzen, aber lebendig wurde es im ­­Stadt- und Gemeinderat erst, als es um die Stadt Glurns und ihr ­„Gesicht“ ging. Glurns - Im Abstand von drei Monaten zur letzten Gemeinderatssitzung hatte sich auch im Städtchen Glurns so einiges an Beschlüssen, Vorstellungen, Rekursen und Genehmigungen angesammelt. Der lange Abend der Präsentationen wurde mit dem Haushaltsvoranschlag, dem Endergebnis und den Bilanzen samt Tätigkeitsbericht der gemeindeeigenen Einrichtungen „Projekt Glurns 2020“ und „Stadtmarketing“ eingeleitet. Es folgten Überlegungen zum Gemeindezivilschutzplan, denen der Experte Toni Gögele den mahnenden Titel „In ruhigen Zeiten für Krisen vorbeugen“ gegeben hatte. Bürgermeister Erich Wallnöfer musste sich dabei nicht nur eine Bestätigung der bürgermeisterlichen Allmacht und Verantwortung bei Katastrophen anhören, sondern bekam auch ganz praktische Tipps. Unter anderem, die elektrische Sirene durch eine elektronische auszutauschen, denn die funktioniere auch bei Stromausfall. Nach der Auseinandersetzung mit allgemeinen, Gemeinden übergreifenden Gefahrensituationen führte Ingenieur Dietmar Baldauf den Glurnser Volksvertretern den hydrogeologischen Gefahrenzonenplan zu Gemüte. Bürgermeister Wallnöfer erklärte stolz, dass Glurns als erste Gemeinde im Vinschgau den Gefahrenzonenplan erstellt und genehmigt habe. Das reibungslose Handaufheben hatte aber in dem Moment ein Ende, als laut Tagesordnung unter Punkt 6 die Einsprüche von 10 Grundbesitzern gegen die inzwischen nicht nur in Glurns diskutierte Schutzzone von 100 Metern Durchmesser rund um die Stadtmauern behandelt wurden. Dazu erklärte der Bürgermeister die Entschlossenheit der Verwalter, an dem Mehrheitsbeschluss festhalten zu wollen. Das Ziel sei, sogenannte Kunstbauten der Landwirtschaft vom historischen Gemäuer aus dem 16. Jahrhundert fernzuhalten. „Der Schutzstreifen muss sein, damit nicht Betongerüste für Hagelnetze oder mit PVC-Folien eingedachte Kirschanlagen bis an die Mauern heranrücken“, sagte Wallnöfer. Es gehe aber auch um den derzeitigen Baumbestand mit dick- und hochstämmigen Obstbäumen und um einen Schutz vor den Spritzmittelbelastungen im Zuge des zunehmenden, intensiven Obstbaus. Sogar der Ortsbauernrat habe sich für den Bannstreifen ausgesprochen. Dagegen argumentierten die Gemeinderäte Doris Bayer (SVP) und Armin Bertagnolli (Freiheitliche), dass man sich hier über Privateigentum hinwegsetze und zur Wertminderung von Grundbesitz beitrage. Auf die Frage: „Was habt ihr an Entschädigungen vorgesehen?“ meinte Bürgermeister Wallnöfer: „Wie für denkmalgeschützte Objekte sind auch in diesem Falle keine Entschädigungen vorgesehen.“ Die Diskussion mündete in Hinweisen, dass der übermäßige Schutz der Landwirtschaft in der Bevölkerung zunehmend auf Befremden stoße. Günther Schöpf
Günther Schöpf
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