Beim Festakt im Haus der Bezirks­gemeinschaft; im Bild rechts die Marmorbüsten zu Ehren von Alfons ­Benedikter und Otto Saurer.

Das Miteinander trägt Früchte

Publiziert in 2 / 2013 - Erschienen am 23. Januar 2013
Seit 50 Jahren arbeitet der Bezirk in vielen Bereichen gemeindeübergreifend zusammen. Schlanders - Wenn in einem Tal Arbeitsplätze Mangelware sind, wenn die Berghöfe keine Zufahrt haben, wenn Schulen und andere Infrastrukturen fehlen und wenn die Wirtschaft kaum Perspektiven hat, ist es um die Zukunft dieses Tals schlecht bestellt. So ein Tal war vor 50 Jahren der Vinschgau. Dass es dem Bezirk gelungen ist, sich aus der damaligen Notlage herauszustrampeln und der Bevölkerung neue Perspektiven zu öffnen, ist maßgeblich auf die Gründung der Talgemeinschaft Vinschgau (später Bezirksgemeinschaft) zurückzuführen. Der 50-jährige Geburtstag der Bezirksgemeinschaft wurde am Samstag am Sitz der Bezirksgemeinschaft in Schlanders gefeiert. Genau 5 Jahrzehnte vorher (19. Jänner 1963) war die Konsortialversammlung der Talgemeinschaft Vinschgau gegründet worden. Wie Bezirkspräsident Andreas ­Tappeiner ausführte, war es damals nicht üblich, sich gemeindeübergreifend zu organisieren. Die Gründung der Talgemeinschaft war ein Novum. Der Vinschgau übernahm damit eine landesweite Vorreiterrolle. Vordenker, Gründervater und erster Talschaftspräsident war der damalige Schlanderser Bürgermeister Erich Müller. Um seine Verdienste zu würdigen, hatte der Bezirksrat im Vorfeld des Festaktes einstimmig beschlossen, das Haus der Bezirksgemeinschaft nach ihm zu benennen. Als einen der Hauptursachen für die Gründung der Talgemeinschaft nannte der ehemalige Langzeitpräsident der Bezirksgemeinschaft Kristian Klotz (1978 bis 2000) die Finanzierung des Krankenhauses: „Die Finanzierung der Baukosten des Krankenhauses war damals ebensowenig ge­sichert wie jene der Folgekosten.“ Einige Aspekte der gemeindeübergreifenden Zusammenarbeit hob Klotz besonders hervor. So etwa die Erschließung der Berghöfe auf Betreiben der 1965 gegründeten Bergbonifizierung. Damit konnte erreicht werden, dass die Bergbauern nicht abwanderten. Im Anschluss an das zweite Autonomiestatut (1972) wurden in Bozen einschneidende Gesetze verabschiedet. Hand in Hand mit neuen Kompetenzen flossen auch Geldmittel. Klotz nannte etwa das Berggesetz, das allgemeine Bautengesetz, das Abfallbewirtschaftungskonzept, das Grenzpendler-Gesetz und die Neuorganisation der Sozialdienste. „Es wurde Großartiges geleistet. Das Wir-Gefühl im Vinschgau wuchs stark, es konnten Probleme und Anliegen, die es zuhauf gab, gelöst werden,“ so Klotz, der die Gründung und Entwicklung der Bezirksgemeinschaft als Erfolgsgeschichte bezeichnete. Auch die EU-Maßnahmen (Leader- und Interreg-Programme) hob er hervor, den Vinschger Einsatz in den Bereichen Umwelt und Energie sowie die Wiederinbetriebnahme der Bahn. Dass es mitunter auch nicht leicht war, Spannungen zwischen dem Ober- und Untervinschgau zu überwinden, belegte Klotz mit Anekdoten. „Der Vinschgau hat sich gut entwickelt“ Landeshauptmann Luis Durnwalder holte weit aus. Dank der Weitsicht und des Einsatzes von Persönlichkeiten wie Erich Müller sei es gelungen, den Bezirk, der zu den ärmsten Gebieten Südtirols gehörte, in vielen Bereichen positiv zu entwickeln, etwa in der Landwirtschaft, im Tourismus oder im Schulwesen. Ausschlaggebend war die Überzeugung der Vinschger, „dass wir selbst anpacken und aufbauen müssen.“ Durnwalder blickte aber auch nach vorn. Was der Vinschgau - „dieses Tal ist in mehrfacher Hinsicht das vielfältigste unseres Landes“ - derzeit noch brauche, seien Arbeitsplätze im Handel, Handwerk und in der Kleinindustrie. Das Tal verfüge über Voraussetzungen für Betriebsansiedlungen. Was es unter anderem noch brauche, sei eine zeitgemäße Straße, vor allem für die Betriebe. Durnwalder mahnte ein Konzept „von der Forst bis zum Reschen“ an. Speziell von Spondinig aufwärts „weiß niemand, was man wirklich will.“ Dass es bereits seit Jahren ein von der Bezirksgemeinschaft genehmigtes Verkehrskonzept, erstellt von Hermann Knoflacher, gibt, ist dem Landeshauptmann offensichtlich nicht bekannt. Zwei herausragende Persönlichkeiten An die Verdienste des Politikers Alfons Benedikter (1918-2010) sowie an jene des Ex-Landesrates Otto Saurer aus Prad erinnern jetzt im Eingangsbereich des Hauses der Bezirksgemeinschaft zwei Marmorbüsten. „Alfons Benedikter hat die Geschichte und Ge­schicke Südtirols im 20. Jahrhundert maßgeblich mitgeprägt,“ sagte der Schlanderser BM Dieter Pinggera in seiner Laudatio, etwa im Bereich der Raumordnung. Pinggera würdigte Benedikter als geradlinig, konsequent und absolut unbestechlich. Die Laudatio für Otto Saurer hielt der Prader BM Hubert Pinggera. Saurer sei ein herausragender Sozial- und Gesundheitspolitiker gewesen. Er trage seit jeher das Soziale im Herzen. Ein besonderes Anliegen sei ihm die Aufwertung der Peripherie gewesen, vor allem was die soziale und gesundheitliche Versorgung betrifft. Saurer zeigte sich erfreut über die Ehrung. Den Dank im Namen der Familie Benedikter überbrachte Rudi Benedikter, jenen der Familie Müller Heinrich Müller. Musikalisch umrahmt hat den Festakt eine Bläsergruppe der Bürgerkapelle Schlanders. Sepp Laner
Josef Laner
Josef Laner

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