Während die Arbeiten zum Umbau des Bettentraktes voranschreiten, sind die Ängste, Unsicherheiten und Sorgen um den Erhalt aller bisherigen Abteilungen und Dienste im Krankenhaus Schlanders nach wie vor groß.

Dauerbrenner Krankenhaus

Publiziert in 36 / 2015 - Erschienen am 14. Oktober 2015
Aussprachen am laufenden Band. Leistungskatalog soll Profil definieren. „Die Lage wird derzeit als sehr dramatisch gefühlt.“ Schlanders - Die Situation werde derzeit zwar als „sehr dramatisch gefühlt“, aber die Wirklichkeit sehe doch etwas beruhigender aus. „Dabei will ich keineswegs irgendetwas schönreden“, sagt der Schlanderser Bürgermeister Dieter Pinggera, mit dem der Vinschger über mehrere Treffen sprach, die kürzlich in Schlanders stattgefunden haben. So war die Zukunft des Krankenhauses das Schwerpunktthema eines Treffens der Vinschger Bürgermeister-Runde mit Landeshauptmann Arno Kompatscher. Die Erhaltung der 7 Krankenhausstandorte ist und war laut Kompatscher immer das klare Ziel. Ebenso halte die Landesregierung auch weiterhin an der Gewährleistung der medizinischen Grundversorgung in der Peripherie fest. Es gehe nun darum, einen verpflichtenden Leistungskatalog für die einzelnen Krankenhäuser zu erarbeiten. Es wurde auch intensiv über das Organisationsmodell „Ein Krankenhaus - Zwei Standorte“ diskutiert, wie etwa Bruneck-­Brixen oder Schlanders-Meran. Bei einem auf zwei Standorte aufgeteilten Primariat könne dabei in Schlanders die Leitung sowohl für den Vinschger Standort als auch für Meran liegen oder umgekehrt, sagte Kompatscher. Dieses Modell wird von den lokalen politischen Vertretern des Vinschgaus nicht akzeptiert. Am Treffen nahm auch der Kammerabgeordnete Albrecht Plangger teil. Plangger setzt sich in Rom dafür ein, dass für Südtirol bezüglich der Geburtenstationen Ausnahmeregelungen erreicht werden. Auf die Entscheidung der dafür zuständigen Fachkommission heißt es derzeit allerdings weiter zuwarten. Dieter Pinggera gibt sich in Bezug auf den Erhalt der Geburtenstation in Schlanders insofern zuversichtlich, „als dass italienweit ein Mangel an Fach­ärzten besteht und auch große Regionen entsprechenden Druck auf die Regierung ausüben bzw. auf Änderungen der derzeit geltenden Standards pochen.“ Angst, Verunsicherung und Zorn Gleich drei aufeinanderfolgende Treffen zum Thema Krankenhaus haben am 5. Oktober stattgefunden. Zunächst waren es rund zwei Dutzend Vertreter der „Freunde des Krankenhauses Schlanders“, welche vor Vertretern der SVP-Arbeitsgruppe, die sich seit einiger Zeit mit dem Krankenhaus befasst, Klartext sprachen. Der Arbeitsgruppe gehören die ­Vinschger Mandatare Albrecht Plangger, Richard Theiner und Sepp ­Noggler an, sowie Bezirkspräsident Andreas Tappeiner, Dieter Pinggera als Bürgermeister der Standortgemeinde des Krankenhauses und Bürgermeister Helmut Fischer. Die „Freunde des Krankenhauses“ sagten, dass die Ängste und Verunsicherungen derzeit sehr groß sind. Es gebe kaum oder nur wenige Informationen. Ebenso seien noch keine Entscheidungen gefallen. Kritisiert wurde zudem, dass es ständig widersprüchliche Signale gebe. Dies und mehr habe das Vertrauen in die Politik erheblich geschwächt. Auch die Glaubwürdigkeit habe Schaden genommen. Zur harschen Kritik an die Adresse der Politik gesellte sich zum Teil auch Zorn. „Nichts tun wäre das Schlimmste“ Im Anschluss an das Treffen mit den „Freunden des Krankenhauses“ trafen die Vinschger Bürgermeister bzw. deren Vertreter sowie Mitglieder der SVP-Arbeitsgruppe mit Landesrätin Martha Stocker, dem Gesundheits-Ressort­direktor ­Michael Mayr, dem General­direktor Thomas Schael, dem Sanitätsdirektor Oswald Mair und der Bezirksdirektorin Irene Pechlaner zusammen. Die Ressort- und Betriebsvertreter stimmten darin überein, dass die Reform notwendig und richtig sei. Nichts tun wäre das Schlimmste. „Wir haben die Sorgen und Ängste der ‚Freunde des Krankenhauses’ mit der gleichen Vehemenz vorgetragen, wie sie auch wir vernommen haben“, bestätigt Pinggera. Den Vertretern des Ressorts und des Sanitätsbetriebes habe man in aller Deutlichkeit vorgeworfen, „dass es nicht gelungen ist, positive Aspekte der Reform als solche zu kommunizieren.“ Es sei immerhin eine Tatsache, „dass 80%, wenn nicht sogar 90% unseres Krankenhauses nicht in Frage gestellt sind.“ Der größte Teil der bisher angebotenen Leistungen und Dienste bleibe von der Reform unberührt; man versuche sogar, sämtliche heutigen Angebote zu erhalten. Um genau festzulegen, welche Dienste wo angeboten werden, soll nun laut Pinggera in den nächsten Wochen und Monaten ein detaillierter Leistungskatalog erarbeitet werden, „und zwar mit einem breiten Beteiligungsprozess auf der Ebene der Bezirke Vinschgau und Meran.“ Es gehe im Wesentlichen darum, die Profile der Krankenhäuser von Meran und Schlanders zu definieren. Der Leistungskatalog soll innerhalb 2015 fertiggestellt und sodann als Grundlage für das neue Landesgesundheitsgesetz und den Landesgesundheitsplan dienen. Dass wichtige stationäre Dienste wie Chirurgie und Medizin bzw. auch der Erste-Hilfe-Dienst und andere Leistungen weiterhin auch in Schlanders erhalten bleiben, stehe außer Frage, „jetzt geht es darum, die genauen Inhalte schriftlich und verbindend festzulegen.“ Bereits fest stehe, dass das Krankenhaus Schlanders zu einem landesweiten Kompetenzzentrum für Hand­chirurgie werden soll. Knackpunkt Primariate Als derzeit größten Knackpunkt wertet Pinggera den Erhalt der Primariate. Zur Sprache gebracht wurde dieses Thema vor allem beim dritten und letzten Treffen am 5. Oktober. Fast alle Primare, deren Stellvertreter sowie auch Oberärzte waren gekommen. „Die Vertreter der Ärzteschaft haben glaubhaft und überzeugend vermittelt, unter welchen Umständen derzeit im Krankenhaus teilweise gearbeitet werden muss“, resümiert Pinggera. Auch die Ärzteschaft habe auf gravierende Mängel in der Kommunikation verwiesen sowie auf Fehlentwicklungen bzw. Lücken, die sich zum Teil schon vor Jahren gebildet haben. Martha Stocker hat sich die Sorgen und Befürchtungen der Ärzte notiert. Mittlerweile allen klar ist laut Pinggera, dass das Krankenhaus Schlanders anders ist und nicht auf eine Ebene mit Innichen oder Sterzing zu stellen sei. sepp
Josef Laner
Josef Laner

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