Demokratie ist lustig
„Wir brauchen eine kritische und ehrliche Kunst“
Mals - „Demokratie ist lustig“. Diese Worte schrieb der deutsche Aktionskünstler Joseph Beuys (1921–1986) quer über ein Zeitungsfoto, das zeigte, wie ihn die Polizei abführte. Beuys war 1972 von der Düsseldorfer Kunstakademie als Professor entlassen worden, weil er abgewiesene Studenten in seiner Klasse aufnahm. Er war mit dem elitären Akademiebetrieb nicht einverstanden. Das Fluxus-Multiple „Demokratie ist lustig“ ist das Motto eines interdisziplinären Kunstprojektes, das am 14. Mai in Mals eröffnet wurde und noch bis 29. Mai läuft.
Kunst im „Einhorn“
Im ehemaligen Gasthaus „Einhorn“ im Ortszentrum von Mals wurde eine interdisziplinäre Ausstellung für mehr Demokratie und Kunst eingerichtet, die am Mittwoch, Samstag und Sonntag von 10 bis 12 Uhr und von 16 bis 20 Uhr besucht werden kann sowie am Donnerstag und Freitag von 16 bis 20 Uhr. Die Idee und das Konzept stammen von Erika Inger und Wolfgang Wohlfahrt, beide aus Lana. Bei der Eröffnung der Ausstellung am 14. Mai führten Inger und Wohlfahrt in das Konzept der Ausstellung ein. Einen großen Dank zollten sie allen, die das Kunstprojekt mittragen bzw. unterstützen: Gemeinde Mals, Kulturamt des Landes, „Malser Weg“, Bürgergenossenschaft Obervinschgau, LanaArt, Umweltschutzgruppe Vinschgau und Stiftung Südtiroler Sparkasse. Bei der Planung eifrig mitgeholfen haben der Kulturreferent Andreas Pobitzer, Johannes Fragner-Unterpertinger („Malser Weg“) und Armin Bernhard (Bürgergenossenschfat Obervinschgau). Andreas Pobitzer und Bürgermeister Josef Thurner dankten den Initiatoren für die Organisation dieses besonderen Projektes und hoben die Bedeutung von Kunst und Demokratie hervor. „In Zeiten wie diesen ist das Thema Demokratie besonders wichtig. Wir müssen aufpassen, dass sie erhalten bleibt“, sagte Thurner. Die Kunst sei ein „Treiber“ der Demokratie.
Was hat Kunst mit Demokratie zu tun?
„Die Demokratie braucht mehr Kunst, vor allem kritische und ehrliche Kunst,“ sagte Erika Inger. Die Welt der Kunst sei eigentlich ein Spiegelbild der politischen, „demokratischen“ Welt. Die wertvolle Errungenschaft der Demokratie bedeutet laut Inger Freiheit: Pressefreiheit, Meinungsfreiheit und Kunstfreiheit. „In den letzten Jahren wurden diese Grundrechte ganz schleichend abgebaut, so dass man es kaum merkt. Das ist sehr beunruhigend“, so die Künstlerin. „Wir brauchen wieder mehr Demokratie. Deshalb möchten wir hier ein Zeichen setzen, ein Bewusstsein dafür schaffen.“
9 Positionen zur Demokratie
9 Künstlerinnen und Künstler aus Südtirol, Österreich, der Schweiz und Deutschland zeigen in der Ausstellung im „Einhorn“ ihre Positionen zur Demokratie von heute: Erika Inger und Wolfgang Wohlfahrt, Esther Glück, Thomas Sterna, Andreas Zingerle, Wil-ma Kammerer, Pascal Lampert, Hannes Egger und Gertrude Moser-Wagner. Wolfgang Wohlfahrt stellte die Werke im Detail vor. Parallel zur Ausstellung fanden bzw. finden noch verschiedene andere Veranstaltungen auf dem Hauptplatz im Freien statt. Für den 19. Mai war eine Diskussionsrunde mit den ehemaligen Bürgermeistern von Mals (Ulrich Veith) und von Lana (Christoph Gufler) zum Thema „Vorteile und Grenzen der Demokratie“ angesagt. Am 26. Mai ab 18 Uhr gibt es eine weitere Diskussion mit Andi Gross aus der Schweiz, einem international anerkannten Kenner der direkten Demokratie, und mit Stephan Lausch („Initiative für mehr Demokratie“). Am 22. Mai gab es eine Lesung mit Lorena Pircher aus Taufers im Münstertal mit musikalischer Begleitung von Gernot Niederfriniger. Am 27. Mai ab 18 Uhr werden 4 Bläser aus Mals ein Balkonkonzert bestreiten und am 29. Mai um 18 Uhr wird Resümee gezogen, wobei David Frank mit seiner Ziehharmonika ein Konzert geben wird. Für die Online-Übertragungen der Diskussionsabende konnte das junge Team von „Basis Vinschgau Venosta“ gewonnen werden.