Den Vinschgau sozial gestalten
Startschuss für ESF-Projekt „Mehr als Wohnen im Vinschgau“
Schlanders - Viele Menschen verspüren auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt Benachteiligung. Auch im Vinschgau; wobei besonders die Wohnungsnot und die damit verbundenen Probleme äußerst prekär sind. Um dieser Tatsache entgegenzuwirken, fiel am 7. Juni der Startschuss für das ESF-Projekt „Mehr als Wohnen“, dessen Trägerin die Bezirksgemeinschaft Vinschgau ist. Die Eurac Bozen, die Caritas und die Genossenschaft für Regionalentwicklung und Weiterbildung Sarntal konnten als Partner gefunden werden, die das Projekt begleiten und evaluieren werden. „Mit dem Projekt ‚MeWo’ wurde eine neue Achse für soziale Integration geschaffen“, sagte Karin Tschurtschentaler, Direktorin der Sozialdienste der Bezirksgemeinschaft, bei der Vorstellung des ESF-Projektes. „Wir möchten ein Angebot schaffen für Menschen mit Migrationshintergrund, für Obdachlose, auch für einheimische Mitmenschen, die auf der Straße oder in prekären Wohnsituationen leben und bei uns im Sprengel um Hilfe bitten“, so die Direktorin. Finanziert wird das Projekt über den Europäischen Sozialfonds. Es umfasst ein Budget von 440.000 Euro und ist mit einem Jahr befristet. „Wir möchten innerhalb dieses Jahres zwischen 70 und 80 Personen betreuen“, so Projektkoordinatorin Barbara Wopfner. „Zwei Vollzeitmitarbeiterinnen stehen im Dienst des Projektes, hinzu kommen Referenten und Mitarbeiterinnen, welche punktuell Aufgaben übernehmen. Das Projekt könnte auch Anreiz sein, kleinere Aufgaben zu übernehmen, da endlich freiwillige Begleitungen professionalisiert und finanziell beglichen werden können“. Das Projekt sei jedoch nicht kurzfristig ausgerichtet, es solle nachhaltig weiterwirken, waren sich alle Anwesenden einig.
Es fehlt an Wohnraum
„Es fehlt an Wohnraum, u.a. auch für Menschen mit unbefristeten Arbeitsverträgen bei großen Industriebetrieben“, stellte Barbara Wopfner klar. „Es kann doch nicht sein, dass jeden Tag Busse die Menschen von Bozen in den Vinschgau zur Arbeit bringen“. Wohnungsbesitzer hätten eine große Scheu, Menschen mit Migrationshintergrund oder anderer Hautfarbe aufzunehmen. Gerade deshalb sei das Projekt so wichtig, um mit den Wohnungsbesitzern ins Gespräch zu kommen, um ihnen als öffentliche Institution zur Seite zu stehen und so ein Vertrauensverhältnis zwischen allen Parteien aufzubauen. Damit habe man gute Erfahrungen gemacht, bestätigte auch Leonhard Voltmer von der Caritas, der es sehr bedauerte, dass es im Vinschgau immer noch kein Arbeiterwohnheim gibt. Neben den alltäglichen Fragen um die Wohnungssuche sollen die Betroffenen auch Begleitung bei Behördengängen, bei Arztvisiten oder Sprechstunden bekommen. Geplant sind Sprachkurse, Rechtsberatung, psychologische Beratung, Arbeitssicherheitskurse mit Übersetzung, Hilfe bei Bewerbungsschreiben usw. Wesentlich sei auch die praktische Unterstützung in der Reinigung, Haushaltsführung, in Bürgerkunde und beim Kennenlernen der lokalen Kultur.