Der erste „Olivenbauer“ im Vinschgau
Publiziert in 9 / 2016 - Erschienen am 9. März 2016
Rabland - Groß war die Freude von Herbert Hofer, als er unlängst am Gardasee erstmals seine eigenen Oliven mahlen und pressen lassen konnte. Gewachsen waren die Oliven am Biohof Niedereben in Rabland, wo Herbert Hofer und seine Familie seit über 20 Jahren die Grundsätze des biologischen Anbaus täglich aus voller Überzeugung befolgen. Für die Äpfel gilt das ebenso, wie für das Gemüse, den Wein, das Fleisch von Rindern und Schweinen und natürlich auch für das Olivenöl. „Die ersten Olivenbäume habe ich schon vor über 30 Jahren gepflanzt“, berichtet der Biobauer. Und zwar auf jenen Flächen am Niederebenhof, die inmitten von Trockenmauern eine Art Klimainsel bilden. Herbert Hofer: „Während der Boden überall sonst am Hof gefroren ist, gefriert er hier so gut wie. Es ist fast immer warm.“ Zurückzuführen sei das vor allem darauf, dass dieser Bereich „vom Wind und von der Kälte, die von Süden her kommen, geschützt ist.“ Inmitten des regelrechten Olivenhains gedeihen auch Garda-Zypressen, Mandelbäume, Oleander, Kakteen, Kapern, Palmen und viele andere Bäume, Blumen und Pflanzen, die der Gegend ein typisches mediterranes Flair verleihen. Herbert Hofer hat schon immer gerne gepflanzt, „aber immer nur das, was ich auch draußen lassen kann.“ Die Oliven sind zum Teil bereits stattliche Bäume. Zu einigen Problemen sei es bisher nur 1986 gekommen, als es außergewöhnlich kalt war und die Temperaturen auf bis zu minus 25 Grad sanken. Die Wurzeln der Bäume blieben aber dennoch unbeschadet. Bitterkalt werden kann es übrigens auch in der Toskana, einem Stammgebiet für Olivenbäume. Von den Ästen geholt hat der Biobauer seine Oliven in der Zeit von Ende Oktober bis Anfang November 2015. Es kamen über 100 kg zusammen. Kürzlich hat Hofer seine Olivenernte zu einem befreundeten Olivenölhersteller zum Gardasee gebracht. Dort wurden die ersten Vinschger Oliven gemahlen und gepresst. Mit der Ölmenge, die sich auf ca. 17 Liter belief, ist der Biobauer ebenso zufrieden wie mit der Qualität. Aufbauend auf diesen kleinen Erfolg der ersten Herstellung von Olivenöl aus dem Vinschgau möchte Hofer nun weitere Olivenbäume pflanzen und den Hain erweitern. Er ist bereits auf der Suche nach einer alten, typischen Olivenmühle und eine Presse, sodass er die hofeigenen Oliven auch direkt am Hof mahlen und pressen kann. Der Niederebenhof-Bauer gehört zu den Pionieren des Bioanbaus im Vinschgau und in ganz Südtirol. Er beliefert schon seit vielen Jahren die Genossenschaft „Biokistl Südtirol“. Zudem sind er und seine Frau Elisabeth Mitglieder von Bio Vinschgau bzw. Bio Südtirol. „Als ich kürzlich an der Jahresversammlung von Bio Vinschgau am Sitz der VI.P in Latsch teilnahm, waren rund 250 Personen anwesend. Vor ca. 20 Jahren waren wir insgesamt nur rund ein Dutzend Leute, die sich der biologischen Anbauweise verschrieben hatten“, erzählt Hofer. Dass mittlerweile immer mehr Betriebe auf Bio umstellen, sei einerseits zu begrüßen, andererseits aber auch kritisch zu hinterfragen, „denn wenn jemand nur des Geldes wegen umstellt, und nicht aus innerer Überzeugung heraus, ist das nicht das Wahre.“ Das „Wahre“ aus seiner Sicht hat Herbert Hofer gesagt, als er vom „Biokistl“ im März 2015 zum Landwirt des Monats gekürt wurde: „Ich bin Biobauer, weil mir die Natur am Herzen liegt und es mir eine Freude ist zu sehen, wie kleine Pflanzen auch ohne Chemie wunderbar wachsen und ihr gutes und intensives Aroma entfalten.“ Und auch mit einem Tipp für den Garten wartete er auf. Demnach führt ein ausgewogener Fruchtwechsel zu einem gesunden und ertragreichen Boden. Sepp

Josef Laner