Der neue Prader Bürgermeister Karl Bernhart

Der Herr Karl und die Demokratie

Publiziert in 19 / 2015 - Erschienen am 20. Mai 2015
Karl Bernhart ist von Bürgers Gnaden zum Bürgermeister gewählt worden. Daher könnte die Demokratie im Rathaus von Prad durchaus zum Ernstfall werden. der Vinschger: Wann und wie haben Sie von Ihrem Wahlglück erfahren? Karl Bernhart: Es muss gegen Mitternacht gewesen sein. Da läutet mich einer an und sagt: Du Karl, jetzt spinnst du komplett, du bist Bürgermeister! Der hat mir dann auch erzählt, dass die SVP-ler im „Zentral“ sitzen und „schiach“ die Mundwinkel hängen lassen. Mein erster Gedanke galt gar nicht meinem Abschneiden, sondern dem meiner Liste. Wird jetzt alles anders werden im Prader Gemeinderat? Was heißt hier anders. Anders werden muss die Einstellung zur Demokratie. Die kann nie von oben herab funktionieren, sondern muss von unten kommen. Wenn ich vom Bürger erwarte, dass er meine Entscheidung mitträgt, muss er auch informiert werden, vor allem muss er früher informiert werden. Es hat Stimmen gegeben, die den Karl Bernhart als Buchstabenreiter eingestuft haben. Hetzig. Ich bin kein I-Tüpfelreiter, aber als Oppositioneller muss man sich halt ein Protokoll genauer anschauen. Müssen die Prader jetzt öfter zu Ratssitzungen gehen? Man kann sich auf eine gewisse Zahl einigen. Manchmal ist weniger auch mehr. Wenn man von vornherein Termine festlegt und plant, von mir aus sechs im Jahr, dann müsste das ausreichen. Wichtig ist mir aber, dass rundherum – Beiräte, Kommissionen – alles aufgewertet wird. Ich werde jetzt so vorgehen, dass ich mit jedem einzelnen Gemeinderat ein Stündchen zusammensitze und mir seine Vorstellungen und Ideen anhöre und ob er oder sie sich mit dem anfreunden könnte, was ich mir vorstelle. Werden sie mit vier Referenten verwalten oder stocken sie den Ausschuss auf? Das geht ja erst nach Änderung der Satzung und darf auch nicht mehr kosten. Der Wählerwille sollte sich im Ausschuss schon auch niederschlagen. Dann regieren sie mit vier oder fünf Referenten der Volkspartei? Das kann es auch nicht sein, aber ich bin offen für alles. Der ­Wählerwille drückt sich auch in den Listenstimmen aus und nicht nur in den Vorzugsstimmen einzelner Personen. Alle unsere 27 Kandidaten, aber auch die 14 der Süd-Tiroler Freiheit haben Stimmen erhalten. Mehr Informationen über die Zusammensetzung des Ausschusses kann man Ihnen nicht entreißen? Es ist noch verfrüht. Die Ge­spräche, die wir derzeit führen, sind unverbindlich. Schade ist nur, dass die Frauen so schwach abgeschnitten haben. Wir haben nur zwei Gemeinderätinnen. Umso mehr tut mir das Ausscheiden jeder Rätin leid. Aber der Bürger hat entschieden. Wird in Zukunft alles in Fraktions­sitzungen abgehandelt? Mir wäre am liebsten, wenn es die gar nicht mehr geben müsste. Man könnte in vorher einberufenen Sitzung vieles klären. Wenn man dann doch anderer Meinung war oder ist, kann man das immer noch in der Ratssitzung öffentlich machen. Wenn jede Gruppe auf den eigenen Standpunkt beharrt, kommt man nie zusammen. Gibt es Lieblingsbereiche, die sich der Bürgermeister vorbehält? Das hängt von den Fähigkeiten der anderen ab. Jetzt werde ich auch im Rathaus zu dem, was ich bin, zum Berufsberater. Werden die teilweise unendlich langen Gemeinderatssitzungen in Prad jetzt kürzer? Wenn uns der angestrebte „Einheitsbrei“ gelingt (lacht), geht es sicher schneller. Außerdem sind Rat und Ausschuss verkleinert. Interview Günther Schöpf In der Berichterstattung über den Ausgang der Wahlen in Prad haben sich Fehler eingeschlichen. Dafür entschuldigen wir uns. Die Stimmen verteilen sich wie folgt auf die SVP 50,4%, auf die Liste Gemeinsam für Prad 35,9%, auf die Süd-Tiroler Freiheit 13,7%. Gemeinsam für Prad ist mit 7 Kandidaten vertreten, darunter auch mit Daniel Primisser. ­Michaela Platzer und nicht Thomas Wieser vervollständigen die Riege der SVP-Räte. Die Süd-Tiroler Freiheit vertreten Alfred Theiner und Ronald Veith.

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