„Der Krieg darf nie ein Mittel der Politik sein“
Publiziert in 20 / 2015 - Erschienen am 28. Mai 2015
Laas - Mit einem Gedenkgottesdienst, einer Kranzniederlegung, einer Ehrensalve und einer beachtenswerten Gedenkansprache von Herbert Raffeiner wurde am Pfingstsamstag in Laas der rund 90 Männer aus dem Gemeindegebiet von Laas gedacht, die im Ersten Weltkrieg gefallen sind. Zum Gedenken eingeladen hatten die Schützenkompanien von Laas, Tschengls und Eyrs in Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung, der Musikkapelle Laas, dem Chor und weiteren Vereinen. In seiner Predigt ging Pfarrer Artur Werth auf das Pfingstfest ein. Der Heilige Geist solle die Menschen mit Mut und der Kraft des Feuers erfüllen, „doch heute ist bei vielen der Ofen aus.“ Werth stellte auch die Frage: „Sind wir Kinder des Zeitgeistes oder des Heiligen Geistes?“ - Herbert Raffeiner führte eingangs in die Zeit vor dem Ausbruch des Krieges zwischen Italien und Österreich-Ungarn ein. In Italien habe es zwei große Meinungsgruppen gegeben: die Neutralisten und die Interventionisten, die glaubten, dass Italien mit dem Krieg an Größe und Einfluss in Europa gewinnen könnte. Durchgesetzt haben sich die Interventionisten. Italien nahm Gemeindeverhandlungen mit der Entente (England, Frankreich und Russland) auf und trat am 3. Mai 1915 aus dem Dreibund aus, worauf Kaiser Franz Joseph die Italiener „Raubgesindel“ und „Banditen“ schimpfte. Mit dem Kriegseintritt Italiens am 23. Mai 1915 tat sich die Südfront auf, die von Kärnten bis zu den Dolomiten und zur Ortlergruppe reichte. Die ca. 9.000 Mann, die an der Front vom Stilfserjoch über den Ortler zum Cevadale im Einsatz waren, haben laut Raffeiner große Leistungen erbracht. Er meinte damit weniger die militärischen Leistungen, sondern die Selbstbehauptung in Kälte, Schnee und Eis, die alpinistische Geschicklichkeit, die persönlichen Initiativen und das Auftreten der Standschützen in der alten Tiroler Tradition der Heimatverteidiger. Dies alles sollte aber nicht in die Heldenverehrung führen und davon ablenken, „dass dieser Krieg eine einzige Katstrophe war, der den Menschen und unserem Land aus der damaligen Sicht nur Nachteile erbracht hat und insgesamt 10 Millionen Menschenleben gekostet hat. Und aus diesem Weltbrand entstanden nicht mehr Gerechtigkeit, sondern Diktaturen und ein nächster Krieg.“
„Wir müssen wissen wollen“
Um zu verstehen, wie dieser Krieg in unsere Gesellschaft und Familien hineingewirkt hat, „müssen wir wissen wollen, wie es damals war.“ Österreich habe viel vom Krieg geredet und Begeisterung verbreitet, „die es so nur in der Propaganda gegeben hat, aber es hat eine schlechte Kriegsvorbereitung betrieben und eine noch schlechtere Kriegswirtschaft organisiert, die Millionen von Menschen in den Hunger getrieben hat.“ Laut Raffeiner sind mehrere Schlussfolgerungen zu ziehen: „Wir müssen Bedauern entwickeln, dass die damalige Führung nicht imstande war, Land und Leute vor dieser Katastrophe zu bewahren. Und wir müssen Erbarmen entwickeln für die vielen Opfer, die dieser Krieg direkt und indirekt gefordert hat. Der Krieg darf nie ein Mittel der Politik sein, und es gibt keinen Anlass, auf diesen Krieg stolz zu sein.“ Die Ereignisse der damaligen Zeit sollen uns lernen, „ein selbstbewusstes und tolerantes Miteinander und Nebeneinander zu entwickeln, in dem alle Menschen Platz haben, die ein Leben in Frieden und Glück gestalten wollen.“ Schließlich sei eine Erinnerungskultur aufzubauen, „die vor dem Vergessen bewahrt und zum Verstehen führt. Zu dieser Erinnerungskultur trägt die heutige Veranstaltung sicher bei.“ Sepp

Josef Laner