Der „Malser Weg“ geht seinen Weg
Auf dem Malser Weg wird Fahrt aufgenommen. Man bewegt sich auf internationalem Parkett.
Mals - Die Sternredakteurin Petra Gasslitter nannte Mals „Dörfchen im Westen Südtirols, irgendwo zwischen Bergen und Wäldern und Apfelplantagen“. Das war einmal. Heute kennt man Mals im US-Bundesstaat Vermont ebenso wie in Brüssel oder im indischen Delhi. Inzwischen ist es schwer zu unterscheiden, ob die „pestizidfreie Gemeinwohlregion“ prominente Unterstützer braucht oder ob sich nicht inzwischen prominente Pestizidgegner von Mals motivieren lassen. Darüber haben sich die gut 100 Akteure, Unterstützer, Sympathisanten und Interessierten mit „Major of Mals“, Bürgermeister Ulrich Veith, nicht den Kopf zerbrochen. Koen Hertoge für PAN-Europa und die Gemeinde Mals hatten zum Vortrag „Der Malser Weg - eine internationale Perspektive“ mit dem französischen Senator Joel Labbé und dem US-amerikanischen Biobauern, Universitätsprofessor und Buchautor Philip Ackerman-Leist ins Kulturhaus geladen. In seinem Referat zeichnete Senator Labbé den Weg seines Gesetzesvorschlages nach - vom Einreichen im Oktober 2012 bis zur offiziellen Veröffentlichung am 18. August 2015. Unter anderem führte Labbé Frankreich als „Weltmeister“ im Einsatz von Pestiziden an. Dieser Titel stehe dem Land Südtirol zu, korrigierte Johannes Fragner Unterpertinger als Sprecher des Malser Promotorenkomitees. Tierarzt Peter Gasser wollte hören, wie es gelungen sei, eine Mehrheit zuerst im Senat und dann in der Nationalversammlung zu erhalten. „Es gibt kein Geheimnis“. übersetzte der junge Eyrser Elias Telser, „sondern nur die Strategie, Vertreter möglichst vieler Parteien und Strömungen einzubeziehen.“ Fragen von Urban Gluderer, Goldrain, und eines Gastes aus Stuttgart ergaben ein differenzierteres Bild und machten klar, dass die kontrollierte und erfolgreiche Umsetzung des Anti-Pestizid-Gesetzes auch in Frankreich schwierig sein würde. Eine humorvolle Wendung nahm der Abend durch die Ausführungen von Ackerman-Leist, der mit seinem Buch „A Precautionary Tale“, eine vorausschauende Geschichte, und der Ausstellung „Toppling Goliath“, stürzender Goliath, durch die Welt tourt, um für den Malser Weg eine Lanze zu brechen. Die 18 großformatigen Fototafeln mit Texten in Englisch und Wortschöpfungen in Deutsch wie „Aktenmauerbauer“ für Bürgermeister Veith oder „Überdeneigenentellerrandschauer“ für die Selbstversorgerinnen waren bis 3. September in der Malser Bibliothek zu sehen. Als passenden Spruch in Vorwahlzeiten zitierte Senator Joel Labbé den Kapuziner Abbé Pierre: „Politik ist die Kunst, das möglich zu machen, was notwendig ist“. Bürgermeister Veith beschloss die von Friedrich Haring moderierte Diskussion mit der Feststellung: „Solche Senatoren wünschen auch wir uns in Rom.“