Bei der Tagung (v.l.): Ugo Parolo, Arno Kompatscher, Roberto Maroni, Ugo Rossi und Roger De Menech.

Der Pass soll verbinden, nicht trennen

Publiziert in 28 / 2015 - Erschienen am 29. Juli 2015
Einvernehmens-Protokoll für die Aufwertung des Gebietes rund um das Stilfserjoch unterzeichnet. Studie über Eisenbahntunnel. Stilfserjoch - Der Pass am Stilfserjoch soll nicht als Grenze, sondern vielmehr als verbindendes Element zwischen den Grenzgemeinden fungieren. Dieses einmalige Berggebiet gilt es einerseits zu schützen, andererseits aber auch zu stärken und nachhaltig weiterzuentwickeln. Dies war der Grundtenor einer politisch hochkarätig besetzten Tagung, die am 27. Juli im Hotel Pirovano am Stilfserjoch stattgefunden hat. Die Tagung kann als Fortsetzung des grenzüberschreitenden Treffens gewertet werden, bei dem im Herbst 2014 in Prad auf Einladung des Rotary Clubs über die Idee einer Eisenbahnverbindung Vinschgau-Val Müstair-Bormio diskutiert worden war. Wie Landeshauptmann Arno Kompatscher am Stilfserjoch ausführte, sei bisher in der Öffentlichkeit leider fast nur von der Tunnel-Studie gesprochen worden. In Wirklichkeit gehe es um viel mehr, „in erster Linie um die nachhaltige Entwicklung und Aufwertung dieser Region.“ ­Kompatscher bezog sich auch auf die Aufwertung des Nationalparks. Es sei für Südtirol eine große Herausforderung, seinen Parkanteil in Zukunft eigenständig zu verwalten: „Vorher waren wir gewissenmaßen von oben herab zur Mitarbeit gezwungen, in Zukunft können wir frei mitarbeiten“. Das Berggebiet rund um das Stilfserjoch berge viel Potential, das es nachhaltig auszuschöpfen gelte. Als positives Beispiel nannte er die ­Großglockner Hochalpenstraße. Neben neuen touristischen Akzenten werde auch an Entwicklungen in anderen Bereichen gedacht: Mobilität, Breitband und weitere Maßnahmen, um der Abwanderung entgegenzuwirken. Im Einvernehmens-Protokoll zwischen der Lombardei und dem Land Südtirol, das auf der Drei­sprachenspitze unterzeichnet wurde, ist auch die Erstellung einer Machbarkeitsstudie festgeschrieben. Es sollen die Möglichkeiten der Errichtung eines ganzjährig nutzbaren Eisenbahntunnels untersucht werden. „Entscheidungen werden nur mit Einbeziehung der Gemeinden und Zuständigen vor Ort getroffen“, sagte Maroni. Deshalb werde eine Zugverbindung angestrebt, kein Straßentunnel. Man habe bereits eine Weiterverbindung nach Bormio angedacht. „Für uns kommt aus heutiger Sicht auf jeden Fall nur eine Zugverbindung in Frage“, bestätigten Kompatscher und Landesrat Richard Theiner dem der Vinschger. In der Studie, die mit Mitteln aus dem Grenzgemeinden-Fonds finanziert wird, gehe es um die technische ­Machbarkeit und um die möglichen Auswirkungen auf die Umwelt. Neben Kompatscher hatten bei der Tagung auch der Präsident der Region Lombardei, Roberto Maroni, der Trentiner Landeshauptmann Ugo Rossi, der Untersekretär der Region ­Lombardei, Ugo Parolo, sowie Roger De Menech, der Koordinator des Grenzgemeinden-Fonds, unterstrichen, dass die Autonomie als Entwicklungsfaktor anzusehen sei. Nicht minder wichtig seien das Schmieden von Allianzen, die Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg, der Einsatz der Bürgermeister der betroffenen Gemeinden und die Miteinbindung der Bevölkerung. „Wenn es um die Autonomie geht, müssen wir alle mit derselben Sprache sprechen, egal, welchen Parteien wir angehören“, mahnte Ugo Rossi. „Wir nehmen heute die Zukunft vorweg“, meinte Roberto Maroni mit Blick auf die „Makro­region Alpen“. Eines der konkreten Anliegen ist die Eintragung der Stilfserjoch-Passstraße als technisches UNESCO-Weltkulturerbe. Auch über die Idee eines Rundwanderweges rund um den Ortler wurde am Stilfserjoch gesprochen. Stephan Gander, Mitorganisator der Tagung, kann sich im Sinne einer „guten Nachbarschaft“ mit dem Veltlin u.a. gemeinsames Kartenmaterial für Wanderer und Biker vorstellen, Sprachkurse und Schüleraustauschprojekte. Sepp
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.