Der Senn und die 35 Geisslein

Publiziert in 28 / 2016 - Erschienen am 27. Juli 2016
Im Schlandrauntal ist derzeit die einzige BIO-Alm Südtirols in Betrieb Kortsch - Es ist später Nachmittag. Nadja, die Praktikantin auf der Kortscher Alm treibt die 35 Milchziegen von der Weide zum Melken in den Stall. Jonas und Florian, die beiden Junghirten folgen mit den 36 Milchkühen. Alle Tiere stammen aus Bioland-Betrieben aus dem Vinschgau und dem Pustertal. Stefan Recla, der Senn und Pächter des Almgebäudes und der Stallung, begleitet mich zu den 22 Molkeschweinen und zur Muttersau. Eigentlich ist der Pusterer Stefan Recla Lehrer für Milchverarbeitung und Heimerzieher in der Fachschule für Landwirtschaft in Dietenheim. Doch im Sommer zieht es ihn auf die Alm. Es ist dies bereits sein zwölfter Almsommer, erzählt er mir. Er war schon in Cadore und im Ahrntal; im Vinschgau war er noch nie. Sein junges Almteam besteht aus Nadja aus Auer, Jonas aus dem Pustertal und Florian aus Ostdeutschland. In der Küche und beim Aufschank hat er noch abwechselnd eine zusätzliche Hilfskraft. Stefan Recla hat die Kortscher Alm von der Fraktion Kortsch für 5 Jahre gepachtet; die Personalkosten und die Fixspesen gehen auf seine Rechnung. Doch nicht nur allein deshalb ist der Senn sehr bemüht, gute Milch und einen guten Käse zu produzieren. „Die Biobauern haben ihre Tiere bisher zwar gealpt, jetzt bekommen sie erstmals ein biozertifiziertes Endprodukt“, erklärt mir Stefan Recla. Und das kann sich wahrlich sehen bzw. verkosten lassen! Ich probiere den Frischkäse und den Hartkäse aus Ziegenmilch sowie den Almkäse, den Weichkäse und den Graukäse aus Kuhmilch. Der Senn bietet mir noch frische Almbutter und einen gemischten Schnittkäse an. Das alles steht auch auf der kleinen Speisekarte der Kortscher Alm. „Auf der Kortscher Alm eine Bio-Alm?“ wundere ich mich. Stefan Recla ist voll des Lobes für die Kortscher Fraktionsverwaltung, die den Mut gezeigt hat, diesen neuen Weg zu gehen. „Die Zeit ist reif für eine Bio-Alm, und ich sehe eine gute Chance für diese Nische“, bestätigt Stefan Recla. Die Bauern bekommen von ihm entweder das ihnen zustehende Milchgeld ausbezahlt oder die Hälfte des Bioprodukts für den Eigengebrauch oder Verkauf. Die Tiere und die Menschen haben sich inzwischen gut eingelebt auf der Kortscher Alm und manch ein Wanderer kehrt nach seinem Übergang vom Schnalstal oder einer Wanderung auf den Kortscher See beim Almteam ein. inge
Ingeborg Rainalter Rechenmacher
Ingeborg Rainalter Rechenmacher
Vinschger Sonderausgabe

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