Am 26. Februar stellte Alois Kronbichler das Tourismusentwicklungskonzept dem Gemeinderat von Schlanders vor.

Der Tourismus in der „Hauptstadt“ schwächelt

Publiziert in 8 / 2015 - Erschienen am 4. März 2015
Entwicklungskonzept vorgestellt. An Ideen und Vorschlägen fehlt es nicht. Betrachtet man das gesamte Wirtschafts­gefüge, steht die Gemeinde Schlanders zwar gut da, doch beim Tourismus hapert es zum Teil ziemlich stark. So sank etwa die Zahl der Gästebetten seit 1991 um ca. 450. Mit derzeit ca. 1.250 Betten und rund 150.000 Nächtigungen hinkt die „Hauptstadt“ auch innerhalb des ohnehin nicht besonders starken Tourismusbezirks Vinschgau deutlich nach. Um die touristische Entwicklung zu fördern, Ziele zu definieren sowie Strategien und konkrete Maßnahmen festzuschreiben, hat die Gemeindeverwaltung ein Tourismusentwicklungskonzept in Auftrag gegeben. Alois ­Kronbichler vom Beratungsunternehmen „Kohl & Partner“ stellte das Konzept am 23. Feburar bei der Vollversammlung des Tourismusvereins Schlanders-Laas im Gasthof „Sonne“ in Kortsch sowie am 26. Februar bei der Gemeinderatssitzung in Schlanders vor. Stärken und Schwächen Das Konzept, entwickelt in Zusammenarbeit mit Kurt Leggeri, Karl Pfitscher, Kurt Sagmeister, ­Karin Meister, Hanspeter Schwemm, Erich Vill, Matthias Tschenett, Hansjörg Telfser, Maximilian ­Pinzger, Brunhilde Kofler, Gertrud Staffler, Reinhard Schwalt, Thomas Wielander und Heinz Fritz, zeigt auf, wo die Stärken und Schwächen liegen. Zu den Stärken zählen u.a. die Fußgängerzone, die Zentrumsfunktion (Ämter, Krankenhaus, Schulen), das kulturelle Angebot, die Landschaft, der Vinschger Radweg, die Vielfalt an Geschäften, der Handel, die Landwirtschaft und das Gewerbe. Als Schwachstellen bei den Rahmenbedingungen ermittelte die Arbeitsgruppe u.a. das fehlende Dorfleben, speziell das „Nachtleben“, die nicht zufriedenstellende Zusammenarbeit zwischen Handel und Dorfleben, die hohen Mietpreise in der Fußgängerzone, zu wenig Innovation und eine allgemein eher geringe Solidarität und Zusammenarbeit untereinander. Bezüglich der touristischen Betriebe heißt es, dass Leitbetriebe fehlen, und zwar in der Hotellerie ebenso wie in der Gastronomie. Die Investitionsbereitschaft der Betriebe sei eher gering. Eine weitere Schwäche seien die teils zu niedrigen Preise. Die Zahl der Gastronomiebetriebe sei insgesamt zufriedenstellend, doch auf den Almen und am Sonnenberg fehlen Jausestationen bzw. Buschenschankbetriebe. Gut aufgestellt ist die Gemeinde hingegen in punkto Freizeiteinrichtungen, kulturhistorische Stätten und Sehenswürdigkeiten. Weiteren Rückgang stoppen Um einem weiteren Rückgang der Zahl von Betrieben und Betten Einhalt zu gebieten, müssen einerseits die Rahmenbedingungen für die Tourismustreibenden verbessert und andererseits investitionswillige Unternehmer unterstützt werden. Dass die Gemeindeverwaltung bereit ist, das in ihren Möglichkeiten Stehende in diesem Sinn zu unternehmen, sicherten bei der Versammlung in Kortsch sowohl der Referent Kurt Leggeri als auch Bürgermeister Dieter Pinggera zu. Man sei sich bewusst, dass der Tourismus eine besondere Unterstützung brauche. „Der Tourismus ist das ‚schwächste Kind’ mit den größten Chancen“, sagte Pinggera. Als Kernkompetenzen von Schlanders werden im Konzept der Handelsstandort mit kleinstädtischem Flair, das kulturelle Angebot sowie das Aktiv-Angebot in einer besonderen Natur- und Kulturlandschaft genannt. Von Aufstiegsanlage bis Campingplatz Auch eine Reihe möglicher Projekte wird im Konzept aufgelistet, die aus der Sicht des Tourismusvereins mit folgender Priorität anzugehen sind: Mountainbike-Routen, Aufstiegsanlage (Richtung Talatsch oder Richtung Tappein), Campingplatz, Aufwertung und Zusatzgebote rund um das ­Nationalpark-Besucherzentrum „avimundus“ sowie Wellness-Anlage. Bezüglich Mountainbike-Routen teilten TV-Präsident Karl Pfitscher und Dieter Pinggera mit, dass nach der Errichtung des Trails „Holy Hansen“ am Nördersberg nun auch ein Einvernehmen für die Route Patsch-Schlanders am Sonnenberg erzielt wurde. Zum Thema Wellness-Anlage meinte Pinggera, dass es gute Argumente für den Bau einer solchen gebe, „aber sie wird sicher nicht gegen den Willen der Bevölkerung gebaut.“ Die Verwaltung wolle in Ruhe und Sachlichkeit mit der Bevölkerung in den Dialog treten. In punkto Campingplatz wurde mittlerweile auf Antrag einer privaten Initiative eine Bauleitplanänderung in die Wege geleitet. Die Gemeinde sei bereit, für alle Investitionswilligen „einen roten Teppich auszurollen.“ Dass die Gemeinde Schlanders im Bereich Tourismus noch Luft nach oben hat, bestätigte auch Vinschgau Marketing-Direktor Kurt Sagmeister. Besonders gefragt seien kreative Köpfe, vor allem auch für das Anzapfen von EU-Fördermitteln. Die Gemeinde Laas habe diesbezüglich in Zusammenarbeit mit der Genossenschaft „Marmor +“ vorbildhafte Arbeit geleistet. Eine Aufstiegsanlage auf den Sonnenberg wäre auch für den Vinschger Höhenweg wichtig, „allerdings braucht es auch einen Gastbetrieb.“ Zurzeit gebe es zwischen St. Martin im Kofel und Tanas keine Einkehrmöglichkeit. Karl Pfitscher rief dazu auf, sich mit Überzeugung und vor allem gemeinsam hinter das Tourismus­entwicklungskonzept zu stellen. Auf die Bedeutung der Zusammenarbeit verwiesen auch die Ehrengäste in ihren Grußworten: Mario Broll vom Forstinspektorat Schlanders, Friedrich Fliri im Namen der Nationalparkverwaltung sowie Christian Gamper und Siegfried Tappeiner im Namen der AVS-Sektionen Schlanders und Laas. Den Namen Nationalpark Stilfserjoch gilt es laut Fliri besser zu nutzen. Der Park biete insgesamt noch viel Potential. Er hoffe, dass dieses Potential in Zukunft mit der eigenständigen Verwaltung des Südtiroler Parkanteils besser ausgeschöpft wird. Thomas Tappeiner informierte über die Instandsetzung und Begehbarmachung der „Brüchlerstiegen“ in Laas und weitere ­Tätigkeiten von „Marmor +“. Arbeitsgruppe soll bestehen bleiben Wie der Bürgermeister bei der Ratssitzung unterstrich, sei das Konzept ein interessantes Arbeitspapier mit Vorschlägen für viele kleine und große Maßnahmen, die es schrittweise umzusetzen gelte. Die Arbeitsgruppe, die das Konzept erstellt hat, sollte bestehen bleiben und sich weiterhin regelmäßig treffen. Gefallen hat vielen Räten folgende Aussage von Kronblicher: „Wenn wir in Infrastrukturen investieren, sollten wir zunächst daran denken, dass wir es für uns tun. Dass dann ein Radweg, ein Freibad oder andere Infrastrukturen auch den Gästen zugute kommen, liegt auf der Hand.“
Josef Laner
Josef Laner

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