Kaspar Platzer, Obmann der Kellerei Meran
Die Weine aus der Vinschgau-Linie der Kellerei Meran werden von den Konsumenten sehr geschätzt.
Die City Vinothek in Meran
Die City Vinothek in Meran
Beim „Sparkling Festival“, dem ersten großen Südtiroler Sekt-Event, möchte die Kellerei Meran den Interessierten die exzellenten Südtiroler Sekte näherbringen.

„Der Vinschgau birgt großes Potential“

Kaspar Platzer, Obmann der Kellerei Meran, spricht im Interview mit dem der Vinschger über die Weinlese 2022, die Herausforderungen des Weinanbaus im Vinschgau und das erste Südtiroler Sektevent am 6. Mai in der Kellerei Meran in Marling.

Publiziert in 7 / 2023 - Erschienen am 12. April 2023

der Vinschger: Herr Kaspar Platzer, Landesrat Arnold Schuler hat kürzlich im Rahmen der Jahresversammlung des Imker-Bezirks Untervinschgau gesagt, dass es derzeit in allen Bereichen der Landwirtschaft Probleme gibt, nur nicht im Weinbau. Warum ist die Weinwirtschaft so gut aufgestellt?

Kaspar Platzer: Derzeit sieht die Marktlage für Südtiroler Weine sehr gut aus, aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir mit den COVID-19-Einschränkungen zwei sehr schwierige Jahre gerade hinter uns haben. Glücklicherweise wird in der Weinwirtschaft bereits seit Jahrzehnten auf Qualität gesetzt. Wein ist in unserer Gesellschaft zu einem Genussmittel geworden und man kann beobachten, dass immer mehr Menschen ein großes Interesse am Thema Wein entwickeln, einmal zu genießen, aber auch um mitreden zu können. Eine weitere prägende Rolle spielt hierbei das veränderte Gesundheitsbewusstsein der Menschen. Es wird weniger getrunken, aber dafür bewusster. Die Weine aus unserer Vinschgau-Linie - aus dem alpin geprägtem Vinschgau mit seinen rekordverdächtigen Wetterbedingungen – werden hier in Südtirol, aber besonders von italienischen Konsumenten sehr geschätzt.

Was können Sie uns zur Weinlese 2022 insgesamt und mit besonderem Bezug zum Vinschgau sagen? 

Das Jahr 2022 war eines der heißesten und trockensten Jahre seit Aufzeichnung der Wetterdaten. Dies führte zugleich zur frühesten Weinleise in der Geschichte der Kellerei Meran. Durch den aufgetretenen Wassermangel reiften zugleich sehr kleine Beeren von besonders herausragender Qualität heran. Auch wenn die Rebe generell eine trockenheitsresistente und sehr anpassungsfähige Pflanze ist, war der gezielte Einsatz von Wasser im Jahr 2022 in den sandigen Böden des alpinen Tales Vinschgau zwingend notwendig, um Trockenschäden zu verhindern. In den höheren Lagen konnten wir zudem beobachten, dass diese Wetterbedingungen zu einem optimalen Reifeprozess und einem gesunden Traubengut mit ausgewogenen Zucker- und Säurewerten geführt haben. 

Wie waren die Auszahlungspreise 2022 und wie lief die Vermarktung? 

Die hohe Qualität der Weintrauben der Ernte 2021, die vor allem durch gemäßigte Zuckerwerte und höhere Säurewerte punkten konnten, führte zu sehr guten Auszahlungspreisen und in allen Märkten wurden starke Umsatzzuwächse verzeichnet. Die Marke Kellerei Meran konnte im Jahr 2022 gut gefestigt werden und lässt uns hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.

Wirkt sich der Ukraine-Krieg, der schon seit über einem Jahr tobt, auf den Absatz aus?

Die Verkäufe nach Russland wurden ausgesetzt, jedoch waren diese auch in Vergangenheit nicht entscheidend für das Gesamtergebnis der Kellerei. Wir verspüren jedoch indirekte Auswirkungen, denn wir merken, dass Kaufentscheidungen nun viel bewusster getroffen werden als zuvor. Dieser leichte Absatzrückgang wird aber weitestgehend durch andere Märkte aufgefangen. Größere Probleme bereiten uns derzeit die gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise, aber mit diesem Kostenanstieg haben wohl fast alle Sektoren zu kämpfen.

Wir haben sehr trockene Monate hinter uns. Was sind die Folgen für den Weinbau, speziell im Trockental Vinschgau? 

Sicherlich werden die trockenen Monate, sollte sich dies als langjähriger Trend herausstellen, einige Herausforderungen mit sich bringen. Reben sind sehr anpassungsfähig und können über die Jahre ein weitläufiges Wurzelsystem entwickeln. Der Vinschgau ist seit jeher eines der trockensten Täler der Alpen, somit ist dort die Trockenheit schon länger ein Faktor, der bei der Errichtung von Neuanlagen beachtet wurde. Solange eine gezielte Notbewässerung in bestimmten Lagen möglich ist, können Trockenschäden, vor allem in alten Ertragsanlagen, fast zur Gänze verhindert werden. Probleme könnte es in Zukunft aber bei jungen Rebanlagen geben, da diese noch kein ausgedehntes, tiefes Wurzelsystem haben und somit schneller in den sogenannten Trockenstress gehen. 

Kann oder sollte der Weinbau im Vinschgau weiter ausgebaut werden?

Der Vinschgau birgt großes Potential, vor allem für mineralische Weißweine und dem Blauburgunder. Durch den Klimawandel profitieren in erster Linie die hohen Lagen über 600 m Meereshöhe, denn dort werden in Zukunft optimale Bedingungen für den Weinbau herrschen. Vor allem am Sonnenberg gibt es viele Möglichkeiten für den Anbau von Neuanlagen, auch wenn nicht alle Lagen auf Grund des kühlen Fallwindes dafür geeignet sind. Die EU-Regelungen schränken eine Erweiterung der Weinbaufläche stark ein. Die Fläche Südtirols darf jährlich um maximal 1% anwachsen, um eine kontrollierte und langsame Erweiterung zu gewähren. Gerne nehmen wir Neumitglieder aus dem Vinschgau auch auf. Wer sich erkundigen will und für ein erstes informatives Gespräch mit uns Kontakt aufnehmen möchte, kann sich jederzeit an uns wenden (Tel. 0473 447137, mitglieder@kellereimeran.it).

Welches sind die großen Herausforderungen im Weinbaujahr 2023?

Das ist aktuell noch schwierig abzuwägen. Ich denke aber, dass das richtige Wassermanagement in Zukunft an Bedeutung gewinnen wird, vor allem dort, wo sandiger Boden ist, da dieser kaum Niederschlag speichern kann. Ein wichtiges Thema ist auch die Goldgelbe Vergilbung, hier gilt es die Krankheit einzudämmen und eine Ausbreitung zu verhindern. 

Was dürfen sich die Besucherinnen und Besucher vom „Sparkling Festival“, dem ersten Südtiroler Sektevent, das am 6. Mai 2023 in der Kellerei Meran in Marling stattfindet, erwarten? 

Hört man Champagner wird man meistens hellhörig, aber die meisten vergessen dabei, dass auch unsere Südtiroler Sekte, nach der klassischen Methode (metodo classico bzw. metodo champenoise) hergestellt und somit nach dem gleichen Verfahren produziert werden. Klarerweise haben Südtiroler Sekte nicht die Tradition der großen und bekannten „Brüder“ aus der Champagne, aber im Südtiroler Sekt steckt sehr großes Potential. Beim ersten großen Südtiroler Sekt-Event möchten wir Interessierten die exzellenten Südtiroler Sekte näherbringen. Bei diesem Sparkling Festival in Marling können sich die Gäste auf einem stimmungsvollen, unterhaltsamen und geselligen Abend mit einer Südtiroler Sektverkostung, Kellerführungen, Musik und einem 4-Gänge-Menü freuen. Informationen und Tickets sind auf der Internetseite www.sparklingfestival.it abrufbar.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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