Der Wunsch nach einem schönen und sauberen Dorf
In einer Informationsveranstaltung in Laas ging es um die Neugestaltung der Vinschgaustraße und deren Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit des Ortes und die Lebensqualität der Bevölkerung.
Laas - „Etwas Neues lässt uns immer auch zweifeln. Aber es wäre ein Fehler, zu glauben, wenn man nichts tut, verändert sich auch nichts“. Mit diesen Worten eröffnete der gebürtige Laaser Uni. Prof. Dr. Gottfried Tappeiner seinen Gastvortrag mit dem Titel „Die Welt ändert sich: Was hält einen Ort lebenswert und wettbewerbsfähig?“ im Rahmen einer Bürgerversammlung in Laas. Zuvor hatte Gemeindereferentin Elfi Kirmaier, die den Gesamtprozess leitet und als Moderatorin des Abends fungierte, einige Punkte des programmatischen Dokuments der Verwaltungsperiode 2020-2025 erläutert, wie beispielsweise die Förderung und den Erhalt einer gut funktionierenden Nahversorgung, Ortskerne lebendig erhalten, das Erscheinungsbild des Dorfes aufzuwerten und zu pflegen, die Erhaltung beziehungsweise Schaffung von sicheren und altersgerechten Wegen sowie die Stärkung der Marke „Marmordorf“. Ein klares Ziel, das sich die politische Verwaltung unter anderem gesteckt hat. Diese Inhalte entsprechen auch den über 1000 Stellungnahmen, welche in einer informellen Bürgerbefragung unter dem Titel „Laas 2030“ abgegeben worden waren, erklärte Elfi Kirmaier. Eine Steuerungsgruppe und eine Arbeitsgruppe bestehend aus Laaser Bürgerinnen und Bürgern, Handelstreibenden, Gastwirten, Touristikern, Künstlern und Kulturschaffenden sowie der Landwirtschaft, haben zusammen mit einem externen Moderator wesentliche Impulse für die „Neugestaltung der Vinschgaustraße“ niedergeschrieben. Die Techniker Ing. Wolfgang Oberdörfer und Arch. Werner Pircher haben das Projekt in groben Zügen erarbeitet, und so konnte es der Öffentlichkeit erstmals vorgestellt werden. Die Gesamtkosten belaufen sich auf ca. 1,4 Mio Euro, davon hat Landesrat Alfreider schon rund 800.000 Euro Finanzierung zugesichert. Die Umsetzung des Projektes wird noch in diesem Jahr erfolgen, so die Bürgermeisterin Verena Tröger.
Was bedeutet Lebensqualität?
„Dörfer gewinnen immer mehr an Wert im Gegensatz zu Städten“, so Gottfried Tappeiner, und zur Lebensqualität eines Dorfes gehören Wohnen, Freunde und soziale Netze, Umwelt und Naherholung, Arbeitsplatz, öffentliche Dienste und Nahversorgung wie Kinderbetreuung, Schule, Arzt und Apotheke, Einzelhandel und nicht zu vergessen das Gasthaus als sozialer Treffpunkt. „Am Budel sind alle gleich, ob Arbeiter oder Arzt“, so Tappeiner. Zu den Trends der Zukunft gehöre neben der Digitalisierung der Verwaltung, der Bildung und des Arbeitsplatzes auch die Klimaneutralität. So werden das Heizen, die Elektromobilität, der öffentliche Personenverkehr und die aktive Mobilität zu den großen Themen der Zukunft. Das Mobilitätsverhalten der Jugendlich habe sich bereits geändert, bestätigte der Referent.
Was bringt Umsatz?
Da die sinkende Wettbewerbsfähigkeit eines der großen Ängste der Laaser Wirtschaftstreibenden nach einer Verkehrsberuhigung war, erläuterte Gottfried Tappeiner die Faktoren, von denen der Umsatz am meisten abhängt: die Kaufkraft der Kunden, die Frequenz, die Kontaktzeit, das Schaufenster als Anreiz und das Erlebnis als Kundenbindung. „Ich kaufe nicht nur ein Produkt, ich kaufe auch das Ambiente“. Das Verkehrskonzept selbst könne die Kontaktzeit erhöhen, da die Menschen vermehrt zu Fuß unterwegs wären, es verbessere das Einkaufserlebnis und somit die Kundenbindung und es biete Potential für Veranstaltungen usw. Die Lebensqualität der Bevölkerung steige in einem verkehrsberuhigten Zentrum, so Gottfried Tappeiner. „Ich würde das Risiko eingehen, aber es soll nicht bei diesem Stück Straße bleiben“.
Zentrale Ergebnisse der Arbeitsgruppe
Beim „Stück Straße“, die neugestaltet werden soll, handelt es sich um die Vinschgaustraße vom Lebensmittelgeschäft Kofler im Oberdorf bis vor die Pfarrkirche. Die zentralen Ergebnisse der Arbeitsgruppe waren folgende: breitere, mit der Straße niveaugleiche Gehwege geben den Fußgängern den Vorrang, Autoparkplätze entlang der Straße auf acht Kurzparkzonen reduzieren, Radabstellplätze schaffen, erhöhte Sicherheit durch Tempo 30, Lärmreduzierung durch Erneuerung des Straßenbelags, Entschärfung der Kreuzung „Schneideregg“, Reduzierung und zeitliche Regelung des LKW-Verkehrs, alternative Parkplätze beim „Koch Zenzl“-Areal schaffen, E-Ladesäulen für Autos und Fahrräder errichten, am Marktplatz ebenfalls Kurzparkzonen schaffen, Erwerb von grünen Plaketten für Dauerparker anbieten, schöne Beleuchtung, Sauberkeit, Marmorskulpturen, Raum für Begegnung schaffen, Blumen und Sträucher, kurzum Laas soll sich als lebenswertes Dorf weiterentwickeln, in dem man gerne verweilt, lebt und arbeitet.
Rege Diskussion
Zahlreiche Wortmeldungen gab es in der anschließenden Diskussion, in der die Gemeindeverantwortlichen und die Techniker Rede und Antwort standen. So wurde ein Gesamtkonzept für das Dorf gefordert und nicht nur das Projekt für eine Straße, worauf Gottfried Tappeiner meinte, man verbaue sich nichts, wenn man bei einer Straße anfange und die nächsten Straßen in derselben Logik weiter entwickle. Besorgt zeigten sich einige Anrainer über die Entlastung des Weißwassers, den rutschigen Marmorbelag, den Schwerverkehr im Dorf, die teils mangelnde Schneeräumung, die allerdings aufgrund der vielen parkenden Autos nicht immer einfach zu gewährleisten ist. Mit dem Marmorkünstler Rainer Stolz hatte es in der Zwischenzeit Gespräche gegeben, seine „Spöttersäulen“ als mögliche Abgrenzung des Kirchplatzes zu installieren, berichtete Elfi Kirmaier. Auch das Thema „Ausfahrt Ost“ wurde aufgeworfen, worauf Ex-Bürgermeister Andreas Tappeiner antwortete, seine damalige Verwaltung habe bereits Verhandlungen mit Landesrat Alfreider geführt, in denen er Geld zugesichert hat, sobald ein fertiges Projekt stehe. Gemeindereferent Arnold Rieger konnte diese Aussage leider nicht bestätigen. Mehrere Treffen mit der Provinz hätten derzeit leider keine konkrete technische Aussführungsmöglichkeit ergeben, die auch finanzierbar wäre. Abschließend baten Bürgermeisterin Verena Tröger und Referentin Elfi Kirmaier um Geduld, Verständnis und Unterstützung der Bevölkerung in der Bauphase.