Dialog zwischen Alt und Neu
„Berufsbildung im Gespräch“ im Laaser Marmorwerk
Laas - Einen passenderen Austragungsort hätte die Landesberufsschule Schlanders für das Veranstaltungsformat „Berufsbildung im Gespräch“ kaum finden können: In der großen Halle des Marmorwerks in Laas, zwischen Blöcken, Platten und Maschinen, konnten die vielen Besucher, darunter zahlreiche Architekten, Planer, Ingenieure, Baubiologen und weitere Vertreter aus der Bauwirtschaft und anderen Wirtschaftszweigen, am vergangenen Freitag hoch-
karätige Vorträge unter dem Motto „Chancen durch Anschluss“ mitverfolgen, diskutieren und sich austauschen. Erich Tscholl, der Betriebsdirektor der Lasa Marmo, freute sich, dass die Lasa Marmo als Gastgeber der Veranstaltung ausgewählt worden ist. Er ließ einleitend kurz die Geschichte der Lasa Marmo Revue passieren. Das Unternehmen habe sich vor rund 10 Jahren neu aufgestellt: „Wir beschäftigen derzeit 65 Mitarbeiter und sich auf der Suche nach zusätzlichen neuen Fachkräften.“
Umbauen im historischen Kontext
Als Referenten konnten Peter Spechtenhauser, der Weiterbildungsbeauftragte der LBS Schlanders, und der Bildungsdirektor Gustav Tschenett zwei international anerkannte Experten begrüßen. Zum einen den Diplomarchitekten Hans-Jörg Ruch von der Ruch & Partner Architekten AG in St. Moritz und zum anderen Elmar Grasser, den aus Laas gebürtigen Technik-Chef des Schweizer Mobilfunkanbieters Sunrise. Ruch sprach zum Thema „Umbauen im historischen Kontext“ und wartete dazu mit konkreten Beispielen auf, die im Bildband „Close-up - Ruch & Partner Architekten 1994–2018“ detailliert beschrieben und mit Fotos dargestellt sind. Das Buch dokumentiert Umbauten, Neubauten und Sanierungen von Wohn- und Privathäusern, Hotels, öffentlichen Gebäuden, Infrastrukturbauten und größeren Wohnsiedlungen im Engadin. Man müsse zunächst einmal versuchen, „die alten Baustrukturen zu verstehen und die Regeln zu erkennen, wie sich das früher entwickelt hat und erst dann soll man versuchen, Neubaulösungen zu finden“, sagte Ruch. Den Laaser Marmor bezeichnete er als „wunderbares Baumaterial“. Ruch bendete sein Referat mit einem Zitat des deutschen Architekten Heinrich Tessenow: „Das Einfache ist nicht immer das Beste, aber das Beste ist immer einfach.“
Digitalisierung als Chance sehen
Das Spezialgebiet von Elmar Grasser ist der Aufbau hochqualitativer und hocheffizienter Telekommunikationsnetze und IT-Infrastrukturen als Basis für die Digitalisierung. Grasser gab sich überzeugt, „dass die Digitalisierung in Zukunft alle Industrien erfassen wird.“ Man müsse die Künstliche Intelligenz, also das Teilgebiet der Informatik, das sich mit der Automatisierung intelligenten Verhaltens und dem Maschinellen Lernen befasst, und die Digitalisierung als Chance sehen, so wie es China und Indien machen, die in diesem Punkt eine weltweite Vorreiterrolle eingenommen haben. Es gebe zwar auch negative Auswirkungen, „aber im Mittelpunkt müssen die Chancen stehen, die mit der Entwicklung moderner Software-Systeme einhergehen.“ Sunrise habe als erster Betreiber in der Schweiz und als einer der ersten Betreiber weltweit den 5G Netzbetrieb aufgenommen. „Bei 5G werden die Effizienz und Kapazität durch massive elektromagnetische Wellen nochmal drastisch gesteigert“, sagte Grasser.
In Südtirol wird 5G auf sich warten lassen
In Italien und vielen weiteren Ländern werde viel zu wenig in die Digitalisierung und in entsprechende Infrastrukturen investiert. In Südtirol werde 5G, die fünfte Mobilfunkgeneration, noch auf sich warten lassen. „Wichtiger und realistischer ist daher eine flächendeckenden 4G Versorgung“, so der Experte. Europa stünde von den Voraussetzungen her nicht schlecht da: „Die Frequenzen, die im 5G-Bereich genutzt werden, stehen in Europa.“ Im globalen Kontext gesehen „ist und bleibt Europa keine Supermacht.“ Ziel müsse es aber sein, „den besten Lebensstandrat weltweit zu halten.“ Bestimmte Ängste bezüglich der neuen Entwicklungen in Sachen Digitalisierung und Künstliche Intelligenz könne er zwar emotional verstehen, „aber rational sind viele Ängste nicht nachvollziehbar.“ Im Anschluss an die Vorträge stellten sich die Referenten der Diskussion mit dem Publikum.
Digitalisierung bei der Lasa Marmo
Zum Thema Digitalisierung informierte auch die Lasa Marmo. „„Laas, der Vinschgau und Südtirol sind für Kunden unserer internationalen Märkte meist schwer erreichbar“, sagte Erich Tscholl, Dabei seien Herkunft, Geschichte, Eigenschaften, Farbverlauf und das besondere Strahlen des Laaser Marmors Besonderheiten, „die man erlebt haben muss.“ Das sei aber nicht immer ganz einfach, „wenn man in New York, London oder Dubai lebt und sich dort für unseren Marmor entscheiden soll.“ Die Digitalisierung komme dem Unternehmen daher sehr gelegen. Als konkretes Beispiel informierte Patrick Pritzi, Projektmanager der Lasa Marmo, über die Visualisierung von Projekten. Das sei vor allem dann wichtig, wenn Kunden und Architekten nicht rein weißes Material bevorzugen und die Venierung Teil des Projekts ist. Pritzi erklärte anhand praktischer Beispiele den Grundgedanken, die Funktion und die Möglichkeiten des sogenannten Virtual Dry Layouts, einer digitalen Vorab-Visualisierung des geplanten und auszuführenden Projektes. Einen weiteren konkreten Einsatzbereich schafft der virtuelle Rundgang im Laaser Weißwasser-Marmorbruch. Hier können Kunden, die in weit entfernten Städten wie New York oder London sitzen, dank moderner 360° Filmtechnik, Drohnenflug und sozialer Netzwerke einen Eindruck vom Ursprungsort des Laaser Marmors gewinnen. Vorgestellt hat das Video Kurt Ratschiller (Product-Management & Communication). Zum Abschluss der besonderen Veranstaltung dankte Peter Spechtenhauser dem Künstler Jörg Hofer, der die Idee gehabt hatte, das Laaser Marmorwerk als Austragungsort zu wählen, der Lasa Marmo mit Erich Tscholl und Kurt Ratschiller an der Spitze, sowie allen privaten Sponsoren und öffentlichen Unterstützern.