Die Angebote stehen, es fehlen die Gäste
Bei der Vollversammlung des Tourismusvereins Schlanders-Laas wurde gelobt, aber auch Klartext gesprochen.
Wiener Sängerknaben in Schlanders - Tourismuspräsident Karl Pfitscher hatte zur Jahresversammlung ins Schwimmbad geladen. Dass er mehr Vereins-, Verbands- und Behördenvertreter als Mitglieder begrüßen konnte, erklärte er mit der ungünstigen Beginnzeit der Versammlung. Pfitscher berichtete über eine Saison, die nur in Bruchstücken stattfand. Einem Aderlass gleich komme der Rückgang von 47,64% der Nächtigungen in den Gemeinden Schlanders und Laas im Jahr 2020. Auf den Vinschgau bezogen wurden um 34,57% weniger als 2019 registriert. Südtirol meldete minus 35,49%. Bescheiden positiv nahm sich dagegen die Verlängerung der Aufenthaltsdauer von 3,8 auf 4,0 Tagen aus. Trotz der Corona-Pandemie mit ihren Einschränkungen und Absagen blickte Pfitscher auf ein erstaunlich vielfältiges Angebot für Gäste zurück. „Wir waren froh, in diesen unsicheren Zeiten in beiden Gemeinden auf ein reichhaltiges Angebot an Wanderungen, Führungen, Bike-Touren, Verkostungen, Kutschenfahrten, vogelkundliche Wanderungen, Ausflügen in den Hochseilgarten und ein geöffnetes Freibad zurückgreifen zu können. Und wir sind stolz über die gute Zusammenarbeit mit den Vereinen und Verbänden in den Gemeinden“, erklärte er. Er erwähnte das Vorhaben, einen Urlaubsberater gemeinsam mit den Tourismusvereinen Kastelbell-Tschars und Latsch-Martell zu erstellen. In Ausarbeitung sei auch eine Bike-Routen-Karte für den Unteren Vinschgau zwischen Partschins und Spondinig und den Oberen bis zum Reschenpass. Er nannte die Erhaltung der Bike-Trails für vorbildlich und erklärte die Verzögerungen beim Bau der Hängebrücke zwischen Patsch und Zuckbichl mit geologischen Untersuchungen. Das für den Vinschger Höhenweg wichtige Seilbahnprojekt Schlanders-Tappein könne nicht weitergehen, weil sich auf Tappein „nichts tue“. Bilanz und Haushaltsvoranschlag trug Aufsichtsratsvorsitzender Helmuth Rainer vor. Bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung wurde die Bilanz genehmigt.
Die Kirchtürme werden niedriger
Über die Positionierung des Vinschgaus durch den Schweizer Tourismusberater Grischconsulta und die IDM-Destinationsmanagerin Greti Ladurner berichtete Mitarbeiter Roman Pircher. Der Vinschgau biete viel Raum; er sei ein Resonanzraum für achtsame Natur- und Kulturliebhaber, waren Kernaussagen einer Zwischenlösung für den Vinschgau bis 2022. Danach plane die Landesregierung eine grundlegende Reorganisation der Tourismusvereine. Bis dahin würde ein Generalmanager, finanziert von IDM, für das „Markenmanagement“ zuständig sein und einen „Markensteuerungskreis“ beraten, den die sieben Präsidenten und Direktoren der Tourismusvereine, Georg Altstätter für die Bezirksgemeinschaft, Karl Pfitscher für den HGV, Dietmar Spechtenhauser für den hds, Erich Pfeifer für die Skigebiete und Raimund Prugger für den Bauernbund bilden. Den Vortrag ließen die Anwesenden fraglos über sich ergehen. Es folgten die Grußworte der Ehrengäste. Tourismusreferent Manuel Trojer legte Wert auf die Zusammenarbeit. Bürgermeister Dieter Pinggera blickte auf ein „zaches Jahr“ zurück, mahnte und plädierte fürs Impfen, betonte die Notwendigkeit, den Vinschgau touristisch aufzurüsten, und bedauerte, dass zum Gemeindeentwicklungsplan noch Durchführungsbestimmungen fehlen und ohne Landestourismuskonzept kein Gemeindetourismuskonzept möglich sei. Bürgermeisterin Verena Tröger war beeindruckt, dass trotz Corona-Pandemie der Tourismusverein so initiativ war. Raika-Obmann Erich Ohrwalder versprach Unterstützung. Laut Dietmar Spechtenhauser, hds Bezirk, habe die Pandemie zur Zusammenarbeit gezwungen. Markus Stocker, hds Schlanders, hoffte auf ein besseres Jahr. Norbert Ratschiller, lvh, war froh, dass Gastwirte und Hoteliers wieder Arbeit vergeben können. Friedrich Fliri, Nationalpark, glaubte, die wichtigsten Wege frei geschnitten zu haben. Christian Gamper, AVS, kündigte als erste größere Aktion das Aufrichten eines Gipfelkreuzes am Hauptgipfel des Zerminigers an zum Jubiläum „50 Jahre Alpenverein“. In der Versammlung wurde es lebendig durch die Frage von Brunhilde Schöpf, warum der Ausschuss des Tourismusvereins nicht vollzählig bei der Jahresversammlung anwesend sei, ob es Gründe für das Desinteresse der Mitglieder gäbe und ob dem nachgegangen worden sei. Claudia Gurschler wollte wissen, warum der Tourismusbegleiter für Schlanders-Laas nicht mehr gedruckt wurde. Christian Oberhofer fand einen Widerspruch zwischen der Bewerbung von Waalwegen und deren mangelnde Wartung. Außerdem wollte er wissen, ob Flächen zur Verfügung stünden, falls jemand Interesse hätte, touristische Einrichtungen zu bauen. Zu den Waalwegen erklärte Pfitscher, dass für die Wartung die Interessentschaft zuständig sei. Zur 2. Frage erklärte Bürgermeister Pinggera, dass man in Schlanders Investoren im Bereich Tourismus einen roten Teppich ausrollen würde.
Kulturgut Wasserwaale
Die Waale bezeichnete Pinggera als „riesiges Kulturgut“, wobei die Gemeinde weder Eigentümer, noch Wasserkonzessionär sei und also keinen Titel habe einzugreifen. „Wir werden alle Systempartner und den guten Willen der Eigentümer brauchen, um die Waale zu erhalten“, erklärte der Bürgermeister. Er verstehe auch den Druck, sie aufzulassen und auf Beregnung überzugehen. Es wurde eine Art Bürgerversammlung, als Brunhilde Schöpf Informationen zum Gemeindeentwicklungsplan wünschte. Der Bürgermeister war in seinem Element und berichtete von den Verhandlungen zwischen dem Rat der Gemeinden und den zuständigen Landesämtern. Als Thomas Stein, der sich als künftiges Mitglied vorstellte, mehr oder weniger direkt meinte, es werde alles von oben herab ausgebremst, und fragte, welche alternativen Ideen man demnächst in Schlanders umzusetzen gedenke, wurde der Tonfall schroffer. Pfitscher entgegnete, dass man die Frage nicht so ohne weiteres beantworten könne, schließlich hänge alles von Privatinitiativen ab. Man könne nicht dem Tourismusverein die Schuld geben, wenn Bars oder Geschäfte schließen. Er habe nicht gesagt, dass der Tourismusverein schuld sei, er stelle nur fest, dass es alternative Lösungen brauche, antwortete Stein. Elfi Sommavilla erinnerte an das Tourismusprojekt „Schlanders 2020“ aus den Jahren 2014/2015 und wollte wissen, was daraus geworden sei. Bürgermeister Pinggera erklärte, warum das Wellness-Programm sich nicht rentiert hätte und warum man mit dem Seilbahnprojekt auf Tappein nicht über die Machbarkeitsstudie hinausgekommen sei. Er machte aber auf viele, kleinere Projekte aufmerksam, die erfolgreich umgesetzt worden sind.