Gruppenbild bei der Spendenübergabe
Auch für das Skigebiet Schöneben-Haideralm endet die Wintersaison 2020/2021 so gut wie mit einem Totalausfall.

Die blanke Not greift um sich

Veranstalter des Reschenseelaufs setzen Zeichen der Solidarität. BM Franz Prieth: „Die ‚kleinen Arbeiter’ trifft es am härtesten.“

Publiziert in 7-8 / 2021 - Erschienen am 4. März 2021

Graun - Die Lifte stehen still, die Straßen sind leer und vor den Hotels sind keine Gäste zu sehen, sondern nur ein paar angelehnte Schneeschaufeln. Und hinter den Türen werden sich so manche Hoteliers und Gastwirte fragen, wie sie nächsten Darlehensraten zahlen. Dass die Wintersaison 2020/2021 abgehakt werden kann, ist mittlerweile auch im Oberland zur traurigen Wahrheit geworden. Allein vom Wetter her wäre der Winter 2020/2021 der schönste und beste seit vielen Jahrzehnten gewesen, aber die Covid-19-Pandemie führte so gut wie zu einem Totalausfall. Nicht nur im Oberland, sondern in sämtlichen Skiorten im Vinschgau, in anderen Landesteilen und darüber hinaus.

Kleiner Tropfen auf den heißen Stein

Dass die Pandemie speziell in der Gemeinde Graun, wo der Tourismus das mit Abstand stärkste Wirtschaftsstandbein ist, von dem der Großteil der Bevölkerung direkt oder indirekt lebt, stark zugeschlagen hat, wurde am Rande der Spendenübergabe unterstrichen, bei welcher der ASV Rennerclub Vinschgau am 2. März auf dem Areal vor dem Alt-Grauner Kirchturm der Vinzenzgemeinschaft Vinschgau einen symbolischen Scheck in der Höhe von 4.000 Euro übergab.

Der Krise getrotzt

Gerald Burger, der OK-Chef des Reschenseelaufs, blickte nicht ohne Stolz auf die Sonderausgabe im Corona-Jahr 2020 zurück: „Wir waren imstande, den Lauf mit einem gut durchdachten Sicherheitskonzept über die Bühne zu bringen.“ Die Teilnehmerzahl wurde auf 2.000 beschränkt, gestartet werden konnte von 7 bis 19 Uhr und das Start- und Zielgelände wurde ausnahmsweise zur Schöneben-Talstation verlegt. Die Rückmeldungen seitens der Teilnehmer seien sehr positiv gewesen „und auch in vielen Medien wurde berichtet, dass es uns gelungen ist, diese große Laufveranstaltung trotz Corona erfolgreich durchzuführen.“ Das Startgeld wurde von 40 auf 15 Euro reduziert, wobei 5 Euro davon für Spendenzwecke an die Veranstalter gingen. Außerdem erhielten die Teilnehmer 10-Euro-Gutscheiene, die in Beherbergungsbetrieben und Geschäften in der Gemeinde eingelöst werden konnten. Die Betriebe und Geschäfte wiederum gaben 5 Euro pro Gutschein an die Veranstalter für Spendenzwecke zurück. Somit kam ein Betrag von 4.000 Euro zusammen. „Mitgeholfen haben die Läuferinnen und Läufer, die Betriebe und Geschäfte und auch die Veranstalter“, sagte Gerald Burger. Er gab sich auch überzeugt davon, dass die Sonderausgabe 2020 zu einer trotz allem erfolgreichen Sommersaison 2020 beigetragen hat. Weitere 4.000 Euro wird der Rennerclub an „Südtirol hilft“ übergeben. „Wir hoffen, dass der 21. Reschenseelauf am 17. Juli stattfinden kann und zwar unter möglichst normalen Bedingungen“, schloss Gerald Burger.

Hilfe für Menschen vor Ort

Die Vinschger Bezirksvorsitzende der Vinzenzgemeinschaft, Regina Marth Gardetto, bedankte sich für Spende, „die wir sehr notwendig für die Unterstützung notleidender Menschen brauchen.“ Sie versicherte, dass die Summe zur Gänze bedürftigen Menschen im Vinschgau zu Gute kommen wird. Einen besonderen Dank zollte sie Alfons Wallnöfer, dem Leiter der am 19. September 2017 gegründeten Vinzenzkonferenz Graun, und seinen Mitstreitern Valentin Paulmichl und Robert Stecher. Die Idee, heuer der Vinzenzgemeinschaft eine Spende zukommen zu lassen, war von Valentin Paulmichl ausgegangen.

„Manche haben die blanke Not“

Bürgermeister Franz Prieth dankte dem OK-Team des Rechenseelaufs und allen freiwilligen Helfern. Ihm hätten zu Beginn zwar etwas die „Knie geflattert“, als er hörte, dass der Lauf trotz Corona stattfinden soll, „aber ihr habt den Umständen getrotzt, keine Mühen gescheut, ein super Sicherheitskonzept erarbeitet und den Lauf erfolgreich veranstaltet.“ Auch den Vertreten der Vinzenzgemeinschaft dankte der Bürgermeister: „Ihr wisst, wo die Not ist. Die Menschen vertrauen euch und schätzen eure Diskretion.“ Im Rahmen einer Bürgermeister-Runde sei vereinbart worden, staatliche Covid-Soforthilfen (Lebensmittelgutscheine) der Vinzenzgemeinschaft, den „Tafeln“ bzw. anderen Hilfsorganisationen zukommen zu lassen. Wie Franz Prieth am Rande bestätigte, hat die Corona-Krise in seiner Gemeinde besonders hart zugeschlagen. Neben den direkt betroffenen Betrieben im Tourismussektor habe die Krise auch nicht wenige Beschäftigte und Saisonarbeiter in eine Notsituation gebracht: „Von den rund 100 Angestellten der Skiliftgesellschaft sind fast alles Einheimische. Viele haben kleinbäuerliche Betriebe und stecken das, was sie im Winter beim Lift verdienen, in ihre kleinen Betriebe.“ Mit am schwersten hätten es schon seit vielen Monaten die sogenannten „kleinen Arbeiter.“ Es gebe auch Familien, in denen beide Elternteile im Gastgewerbe arbeiteten „und plötzlich beide arbeitslos wurden.“ Große Produktionsbetriebe gibt es in der Gemeinde Graun nicht. Noch glücklich schätzen können sich u.a. jene, die in der Schweiz arbeiten. Dass der Milchpreis nicht mehr der ist, der er früher war, wiegt derzeit doppelt schwer.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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