Die Churburg als Filmkulisse mit Adler-Flaggen
„Die 3 Stände“ in der Churburg (v.l.): der Adel mit Alexander von Egen und Johannes Graf Trapp, der Klerus mit dem Prior von Marienberg Pater Philip Kuschmann OSB und die Bürgerschaft mit dem Schludernser Vize-Bürgermeister Peter Paul Trafoier.
Schauplatz Burggarten: Gräfin Cecily und die Beschwörungen des Vorarbeiters
Marlies Nussbaumer am Hammerklavier.
Elmar Peintner und Frau Mia vor dem Bild „Stripes 704GP, 2022“ (links), und „Stripes 706KP, 2023“, beide in Öl auf Papier.

Die Churburg und die Entstehung der Schweiz

Die Freunde der Churburg trafen sich in einer Filmkulisse für Wilhelm Tell.

Publiziert in 18 / 2023 - Erschienen am 10. Oktober 2023

Schluderns - Gräfin Cecily und Graf Johannes Trapp wollten den „Freunden der Churburg“ ein abwechslungsreiches Herbstwochenende bieten. Das Traum-Wetter war eine willkommene Draufgabe. Es war schon Tradition, das Treffen mit einem besonderen Konzert im „Salon“ einzuleiten. Und zwar mit Musik vom Feinsten durch die Pianistin Marlies Nussbaumer Eibensteiner. Virtuos zauberte sie am Hammerklavier des Johann Georg Groebner aus dem Jahre 1814. Es waren Interpretationen von Groebner selbst, von Mozart, Beethoven und Haydn. Nach der Kaffeepause erklärte Graf Johannes, warum die Kamingespräche mit Altlandeshauptmann Luis Durnwalder ausgefallen sind, und stellte fest, dass vom organisierenden Gremium der Churburger Wirtschaftsgespräche nur mehr 6 Personen übrig seien. Die rhetorische Überleitung zum gemeinsamen Mittagessen in der Burgschänke übernahm stimmgewaltig Alexander von Egen. Der Jurist und ehemalige Regionalassessor aus Kaltern betonte die Bedeutung der Churburger Wirtschaftsgespräche und dankte dem Gastgeber für „seine wertvollen, wirtschaftlichen Impulse für den Oberen Vinschgau, aber auch für die Vorbildwirkung im gesamten Tirol von Borghetto bis Kufstein“. Von Egen holte weit aus, indem er auf sämtliche kulturhistorischen Plätze und Sehenswürdigkeiten im Obervinschgau einging und stolz erinnerte: „Man hat in Triest, in Prag, in Zagreb, in Krakau, in Lemberg und im Budapest lernen müssen, dass der 3.905 Meter hohe Ortler in Tirol der höchste Berg der Österreichisch-Ungarischen Monarchie ist. Herzliches Vergeltsgott, lieber Graf, für das, was du Tiroler und Landsmann geleistet hast.“

Die friedliche Eroberung der Churburg
Auf dem Weg zur Burgschänke querte man den Garten der Churburg. Dort waren Mitarbeiter der italienischen Filmproduktionsfirma Groenlandia dabei, das Äußere der Burg und den Garten für das Historiendrama Wilhelm Tell zu gestalten. Im gräflichen Garten waren Mauern aus Pappe errichtet worden. Das Schwimmbad musste von der Bildfläche verschwinden, ebenso der Brunnen mit der Amor-Statue. Sämtliche Zugänge und Treppen wurden mit Erde und Holzspänen abgedeckt. Es wurde hektisch, als Händys gezückt wurden. Der Vorarbeiter war außer sich, als er der Frau Gräfin erklärte, warum keine WhatsApp-Aufnahme zirkulieren dürfe. Auf jeden Fall, die gelb beflaggte Churburg mit dem schwarzen Adler auf den Fahnen, der Obere Vinschgau und das Vinschgauer Oberland dürften die wichtigsten Kulissen werden für das legendenhafte, eidgenössische Unabhängigkeitsstreben im Jahre 1309 und der Ermordung des habsburgischen Reichsvogtes Gessler. Erst die Filmgesellschaft Groenlandia hat die Churburg erobert. Den Eidgenossen ist es 1499 nicht gelungen.

Die Wirklichkeit des Elmar Peintner
Am Ende des Treffens kamen die Freunde der Churburg zu einem besonderen Kunstgenuss. Schon 2014 hatte Graf Gaudenz Trapp, Sohn des Johannes Graf Trapp, aus der Abstellkammer im Ostteil der Churburg wieder den ursprünglichen Kapellentrakt entstehen lassen und den Zugang zu den Archivräumen vorbei am ehemaligen Verließ ermöglicht. Im neu erschlossenen Burgteil stellte der international tätige Zamser Künstler Elmar Peintner seine Werkgruppe „Stripes“ aus. Im faszinierenden Kontrast zu den romanischen Steinmauern versuchte Peintner mit Öl auf Leinwand oder Papier die unscharfe, rätselhafte Wirklichkeit und die dahinter sich auflösende Erinnerung darzustellen. Den Bezug zum Ortler-Massiv hatte der Künstler wohl als Ehrerbietung gegenüber den Schlossbesitzern hergestellt. Alexander von Egen ging in seiner Vorstellung des Künstlers auf die internationalen Aktivitäten des Künstlers und seine eindrucksvolle Reihe von Auszeichnungen, Preisen und Stipendien ein. Der Künstler selbst stellte sich als Geschichtenerzähler vor, der hinter archaischen Figuren, die wie Filmstreifen nebeneinander ablaufen, weitere, verschwindende Wirklichkeiten darstellt. Die Ausstellung ist zu Besuchszeiten der Burg bis November zugänglich.

Günther Schöpf
Günther Schöpf
Vinschger Sonderausgabe

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