Die Effizienz im Bauwesen ist zu steigern
Publiziert in 4 / 2013 - Erschienen am 6. Februar 2013
Lehrgang Baubiologie abgeschlossen - Dominik Matt:
„Am Bau muss es laufen wie in einer Fabrik.“
Glurns - Forschergeist, Bereitschaft zum Risiko, Geld, Spaß an Neuerungen und die richtigen Leute. Wenn diese und weitere Faktoren zusammentreffen, spricht man von Innovation. Einen geeigneteren Ort als die Whisky-Destillerie Puni in Glurns hätte sich die Landesberufsschule Schlanders nicht aussuchen können, um im Rahmen der Reihe „Berufsbildung im Gespräch“ Aspekte von Innovation im Bauwesen zu beleuchten und zugleich den „Lehrgang Baubiologie“ abzuschließen. Schon allein das von Architekt Werner Tscholl geplante Gebäude, in dem aus den heimischen Rohstoffen Gerste, Roggen und Weizen italienweit erstmals Whiskey produziert wird, bespicht mit Innovation: der Baukörper hat die Form von einem Kubus, der mit einer Backsteinhülle umgeben ist, die viel Licht durchlässt. Neu in Südtirol und in ganz Italien ist das Produkt Whisky. Zumal es bei der Herstellung viel, viel Zeit braucht, wird der erste Puni-Whisky erst 2015 an der Theke zu haben sein. Mit zwei „Vor-Produkten“ wartet die Familie Ebenperger bereits jetzt auf. Wie ein roter Faden zogen sich die Themen Innovation und Nachhaltigkeit durch die Veranstaltung mit Impulsreferaten und Diplomübergabe. „Nachhaltigkeit fußt auf den Aspekten Gesundheit, Ökologie und Kosten. Die Baubiologie will genau das umsetzen,“ sagte Bernhard Oberrauch, der Vorsitzende des Vereinigung Baubiologie Südtirol, der auf eine erfolgreiche Abwicklung des „Lehrgangs Baubiologie“ an der LBS Schlanders zurückblicken konnte. Die Baubiologie brauche es in allen Bauphasen. Ziel des Lehrgangs, der rund ein Jahr lang dauerte und 250 Stunden in Theorie und Praxis umfasste, sei es seit jeher, den Teilnehmern auch eine ganzheitliche Sicht der Dinge zu vermitteln. Für den Handwerker könne diese Art der Ausbildung ebenso eine nützliche Handhabe sein, wie für den Planer oder Techniker. Die Berufssparten, denen die aus ganz Südtirol stammenden 16 Diplomträger angehören, sind vielfältig. Die Palette reicht vom Technischen Zeichner über den Zimmerer- und Malermeister bis hin zum Geometer, Architekten und Bauingenieur. Folgende Personen haben den Lehrgang mit Facharbeit und Prüfung erfolgreich abgeschlossen: Armin Angerer (Stilfs), Christoph Gramm (Kaltern), Peter Gruber (Algund), Stefan Gruber (Sarnthein), Anni Gruber (Brixen), Elisabeth Mair (Bruneck), Andreas Mairhofer (Marling), Patrizia Marchiodi (Bozen), Mirko Monauni (Tisens), Helmut Moser (Lana), Michael Schaffler (Riffian), Erich Schütz (Mals), Helmut Seitz (Wertingen in Deutschland), Martin Taschler (Percha), Hubert Telser (Eyrs) und Harry Erwin Thöni (Mals). Peter Spechtenhauser, der Verantwortliche für berufliche Weiterbildung an der Landesberufsschule Schlanders, dankte allen Teilnehmern und Referenten, der Direktorin Virginia Tanzer, dem Koordinator für berufliche Weiterbildung, Martin Stieger, dem LVH-Baugruppenobmann Bernhard Markus, und allen weiteren Beteiligten. Gleichzeitig kündigte Spechtenhauser eine Neuauflage des Lehrgangs an.
„Bauwesen braucht Forschung“
Einen erheblichen Nachholbedarf in punkto Forschung und Innovation gibt es derzeit im Bauwesen. Davon zeigte sich Dominik Matt vom Fraunhofer-Institut überzeugt. Matt leitet das in Bozen angesiedelte Fraunhofer Innovation Engineering Center (IEC), das mit dem Unternehmerverband und der Uni Bozen zusammenarbeitet. Wo es besonders viel zu forschen und verbessern gibt, sei die Abwicklung der Prozesse im privaten Bauwesen. An eine langfristige Krise im Bauwesen in Südtirol und in Italien glaubt Matt zwar nicht, „aber die Arbeitsprozesse müssen effizienter und schlanker organisiert werden, damit die Wettbewerbsfähigkeit erhalten bleibt.“ Die Organisation sei gleichermaßen zu verbessern, wie die Kommunikation zwischen den am Bau Beteiligten und weitere Bauprozesse. „Es muss laufen wie in der Fabrik,“ so Matt wörtlich. In Sachen Effizienz liege das Bauwesen weit hinter der Industrie zurück. Das Potential, im Bauwesen „Verschwendungen“ auszumerzen (lange Durchlaufzeiten, mangelnde Kommunikation, lückenhafte Koordination usw.) liege bei 30 Prozent. Zu verbessern seien in erster Linie die Planungsprozesse und die Baustellenlogistik.
„Geld ist nicht
der wichtigste Faktor“
Mit Grundsatzgedanken und Beispielen innovativer Architektur und Ingenieurskunst aus aller Welt, die teils an Science-Fiction grenzen (zum Beispiel ein Haus aus Fleisch), wartete Ingenieur Ronald Patscheider in seinem Impulsreferat auf. Unter Innovation seien nicht irgendwelche Hirngespinste zu verstehen, sondern Innovation sei schon von der Definition her als Neuerung bzw. Erneuerung zu sehen, bei der eine neue technische, wirtschaftliche, organisatorische oder soziale Problemlösung erstmals wirtschaftlich im Sinne einer ökonomischen Verbesserung der Wissensverwertung angewendet wird. Geld sei wichtig, aber nicht der wichtigste Faktor. Es brauche die richtigen Leute, es brauche Mut und Risikobreitschaft und „das Ganze muss auch spannend sein und Spaß machen.“
Sepp Laner

Josef Laner