„Die Erinnerung muss wachgehalten werden“
Drei Tage lang war Graun der größte Kino-Saal Südtirols. An drei Abenden wurden 2.400 Personen selbst zu Zeitzeugen.
Graun - Viele, sehr viele Oberländer haben sich den Film „Das versunkene Dorf“ mehrmals angesehen. Viele konnten für die Premiere in Meran ein Ticket erhaschen. Noch mehr kamen zur ersten Aufführung im Vinschgau nach Schlanders. Es folgten weitere Aufführungen in Südtirol und wiederum in Schlanders. Die Säle waren mehr als gefüllt; das Interesse blieb groß. Zuerst war es ein Gedanke, dann der kühne Plan. „Wir waren naiv“, gestand Filmemacher und Historiker Hansjörg Stecher. „Wir wollten direkt am Turm den Film zeigen, sozusagen in Augenhöhe mit dem Hauptakteur und dem wichtigsten Zeitzeugen, dem Turm im See.“ Die Ernüchterung folgte, als man zu rechnen begann. Regisseur Georg Lembergh und Partner Stecher kehrten aufs „Festland“ zurück und suchten nach Mitteln und Wegen.
Grauner im Wetterglück
Auf historischem Boden, auf dem letzten Zipfel des ehemaligen Grauner Oberdorfes und symbolträchtig zwischen neuem Friedhof und altem Turm ließen sie die 50 Quadratmeter große LED-Leinwand montieren. Es sei ein glücklicher Zufall gewesen, dass man im 800 Kilometer entfernten Leipzig die Möglichkeit gefunden hat, Südtirols größte Tragödie, den Untergang von Alt auch späteren Generationen zeigen zu können. „Wir haben hoch gepokert“, bestätigte Stecher, „wir hatten keinen wirklichen Plan B und bei schlechtem Wetter, nur einen einzigen Ausweichtermin.“ Diesmal hatten die Grauner Glück. Es regnete nie und wurde von Vorstellung zu Vorstellung wärmer. „Was will man mehr? Bei 14 Grad am späten Abend auf 1.500 Höhenmetern ist Hochsommer“, sagen die Oberländer. Für die sonnenversengten „Unterlandler“ hatten die Organisatoren vorausschauend auch gesorgt. Aus Beständen des Zivilschutzes standen Wolldecken zur Verfügung. Die Maßnahme wurde auch von Landeshauptmann Arno Kompatscher, Kulturlandesrat Philipp Achammer, IDM Präsident Hansi Pichler, DME Direktor Kurt Sagmeister, HGV Präsident Manfred Pinzger, Bürgermeister Heinrich Noggler, seinem gesamten Ausschuss, von den Vertretern der Ferienregion Reschenpass und vielen wichtigen Vinschgern dankbar angenommen. Härter im Nehmen war Zeitzeuge, ehemals Grauner Bürgermeister und jetzt Parlamentsabgeordneter Albrecht Plangger.
800 Zuschauer als Anerkennung
Bevor der Projektor angeworfen und den Zeitzeugen das Wort gegeben wurde, erinnerte sich Moderator Martin Hanni, wie er zum ersten Mal den Turm gesehen habe und dass sein Vater über jeden Berggipfel mehr wusste als über den Turm von Alt-Graun. Hanni lud Filmemacher und Ehrengäste ein, nach vorn zu kommen und bat um "kurzweilige Reden". Bürgermeister Heinrich Noggler und Landesrat Philipp Achammer dankten Hansjörg Stecher und Georg Lembergh für „das so wichtige Projekt und für diese großartige Leistung“. Ein aufgeregter Stecher sprach vom „Wochenende meines Lebens“ und vom „Highlight der gesamten Filmauswertung“. „Für uns sind die 800 Besucher heute die größte Anerkennung und der schönste Dank“, meinte er. Landeshauptmann Kompatscher versprach: „Es wird und es muss aufgearbeitet werden, was die Seestauung damals für die Menschen bedeutet hat und wie das heute in der Erinnerung noch nachwirkt. Die Erinnerung muss wachgehalten werden. Deswegen haben wir uns mit den Gemeindeverwaltern zusammengesetzt und vereinbart, diesen besonderen Platz hier am Turm besser zu gestalten und aufzuwerten.“
Weitere Vorführung
Freitag, 31. August, Innenhof der Tschenglsburg: 20.15 Uhr Zeitzeugen erzählen, 21 Uhr Film ab, Reservierungen 12-14 Uhr und 18-19.30 Uhr bei Hansjörg Stecher 340 83 45 236 / hansjoerg.stecher@albolina.org, Restkarten ab 19 Uhr an der Abendkasse. Je nach Anmeldungen und Witterung, Zusatztermin Samstag, 1. September, ab 20.15 Uhr.
