Die Freunde der Eisenbahn haben es geschafft
Publiziert in 4 / 2015 - Erschienen am 4. Februar 2015
Der „Verein Freunde der Eisenbahn“ mit Sitz in Staben hat wesentlich dazu beigetragen, dass auf den Vinschgerzug abermals rosige Zeiten zukommen.
Staben - An sich ist der Ausdruck „Lobbyismus“ negativ besetzt“, aber es gibt im Vinschgau ein sehr wirkungsvolles „Lobbying“. Immerhin hat es zur Inbetriebnahme der Vinschgerbahn beigetragen und ist dabei, das ganze Land mit dem Eisenbahnvirus zu infizieren. Südtirols erfolgreichste Lobbyisten kennt man als „Verein Freunde der Eisenbahn“. Bei der 14. Jahresversammlung konnte ein selbstbewusster Vorsitzender Walter Weiss auf zahlreiche Initiativen für nachhaltige Mobilität zurückblicken und das Jubiläum „10 Jahre neue Vinschgerbahn“ ankündigen. Den größten Erfolg dieser „Lobby-Tätigkeit“ teilte Mobilitätslandesrat Florian Mussner persönlich mit: „2018/19 werden die Arbeiten zur Elektrifizierung der Vinschgerbahn abgeschlossen sein.“ Dies werde den Landeshaushalt mit 56,5 Millionen Euro belasten. In der Prioritätenliste stehe die Elektrifizierung an erster, die Übernahme des Teilstückes Meran-Bozen an zweiter Stelle. Die gut 130 Besucher des Jahresversammlung lauschten an dieser Stelle sehr aufmerksam den Ausführungen des Landesrates. Über Neuigkeiten im Bahnverkehr Schweiz-Südtirol berichtete Ingenieur Paul Stopper, der ehemalige Projektleiter Verkehr in Chur (GR). So könne man seit Juni 2013 Fahrkarten für alle Bahnhöfe zwischen Mals-Meran-Bozen an allen Schweizer Bahnhöfen kaufen. Meran bleibe mit Abstand das beliebteste Reiseziel der 4.131 Schweizer Bahnfahrer. Stopper fand auch kritische Worte zur Verkehrssituation am Bahnhof von Mals, wo sich Postautos aus der Schweiz und SAD-Busse gegenseitig behindern und wo man zum Lesen der Fahrpläne eine Lupe verwenden müsse. Merans Bürgermeister Günther Januth argumentierte wie die Meraner Aktionäre der Vinschgaubahn von 1906: „Schnelle Bahnverbindungen sind wichtig, damit die Bezirke Burggrafenamt und Vinschgau wirtschaftlich etwas davon haben.“ Landesrat Richard Theiner, ein Bahnbefürworter der ersten Stunde, drückte in seinen Grußworten die Genugtuung aus, als Energielandesrat an der Elektrifizierung der Vinschgaubahn beteiligt zu sein. In den Wortmeldungen wurden die problematischen Radtransporte, die laschen Kontrollen und das Umsteigen in Meran auf den Zug nach Bozen angesprochen.
„Es ist ein Vinschger!“
Schon zwei Mal mussten die Freunde der Vinschgerbahn enttäuscht zur Kenntnis nehmen, dass die Kommission zur Bewertung Südtiroler Bahnhöfe zuerst im Pustertal und dann im Burggrafenamt fündig geworden war. Kein Bahnhof im Vinschgau, im Ursprungsland der Südtiroler „Eisenbahneuphorie“, konnte soviel Bewertungspunkte erreichen wie in Niederdorf 2013 und in Marling 2014. Bei der Jahresversammlung 2015 des Vereins „Freunde der Eisenbahn“ in Staben war es dann soweit. Im 3. Anlauf konnte Jury-Vorsitzender Arthur Scheidle im Namen seiner Mitbewerter Wittfrieda Mitterer (Kuratorium für technische Kulturgüter), Petra Bonini (Amt für Mobilität), Graziano Cracco (Trenitalia) und Günther Januth (Südtiroler Gemeindenverband) erleichtert verkünden: „Es ist ein Vinschger!“ Sinnigerweise durfte Scheidle als großer Freund und Bewunderer der „eisenbahnverrückten“ Eidgenossen genau den Südtiroler Bahnhof als „Bahnhof des Jahres 2015“ vorstellen, der der Schweiz am nächsten liegt. Jury-Präsident Scheidle nannte den Bahnhof Schluderns/Glurns perfekt restauriert, hervorragend beschildert, sauber, mit allen Verkehrsmöglichkeiten vernetzt, gast- und servicefreundlich. In Staben vertraten Gaby Obwegeser, Heiko Hauser und Bürgermeister Erwin Wegmann die „glückliche Gemeinde Schluderns“. s

Günther Schöpf