Bevor es zum biologischen Abendessen ging, vertieften die Versammelten einige wichtige Themen im Rahme eines offenen Dialogs.
Der Ausbau des Weges auf die untere Flimalm in Martell wird von der Umweltschutzgruppe harsch kritisiert.

Die Fühler immer ausgestreckt

Umweltschutzgruppe Vinschgau weist auf „Umweltsünden“ hin. 

Publiziert in 3 / 2025 - Erschienen am 11. Februar 2025

Mals - Als „ehrenamtlichen Anwalt“ für die Natur und Umwelt darf man die Umweltschutzgruppe Vinschgau (USGV) bezeichnen. Wie sich bei der gut besuchten Mitgliederversammlung am 7. Februar unter dem Vorsitz von Josef Gruber im „Bistro Vinterra“ in Mals zeigte, gibt es landauf und landab immer wieder Fälle, bei denen Natur und Umwelt mit Füßen getreten werden und kein Wille zum Schutz festzustellen ist. Konkret wurde u.a. festgestellt, dass es für die beantragte Ausweisung eines neuen Biotopes im Avingatal (Praviert) bisher kein Entgegenkommen gegeben hat. Auf heftigen Widerstand sei die angestrebte Unterschutzstellung von Feuchtwiesen auf der Nörderseite in Tschengls gestoßen.

Kritik an Ausbau des Weges auf die Flimalm

Sehr kritisch sieht die USGV den Ausbau des Weges zur Unteren Flimalm in Martell, speziell die Verbreiterung bzw. Verbesserung des Viehtriebweges im oberen Teil. „Es ist ein Unding, diesen Triebweg mit 20 Serpetinen und zum Teil hohen Zyklopenmauern auszubauen“, beanstandete das Vorstandsmitglied Karl Zerzer. Bei einer Aussprache mit Bürgermeister Georg Altstätter habe sich dieser hinter das Projekt gestellt. Das Anliegen der USGV, vor allem im oberen Teil natur- und umweltschonender vorzugehen, sei auf taube Ohren gestoßen. Mit Strafen belegt worden seien unrechtmäßige Baggerarbeiten, wie es sie in der Prader Sand gegeben habe. „Die Prader Sand ist ein Biotop und muss als solches geschützt werden“, sagte Hanspeter Staffler, seines Zeichens auch Geschäftsführer des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz.

Prader Sand in Bedrängnis

Beanstandet wurde zudem, dass Teile der Prader Sand für Schneeablagerungen bzw. als Parkflächen bei Großveranstaltungen „missbraucht“ würden. Laut Staffler sei in Zukunft mit riesigen Geschiebemengen zu rechnen: „Belief sich die Jahresfracht des Suldenbaches früher auf geschätzte rund 8.000 Kubikmeter pro Jahr, könnten es in Zukunft infolge des Auftauens der Permafrostböden bis zu 50.000 oder gar 100.000 Kubikmeter sein.“ Bezüglich einer illegalen Rodung in Lichtenberg, die schon vor Jahren erfolgt ist, habe das Land laut dem Vorstandsmitglied Eva Prantl zwar von der Gemeinde eine Wiederherstellung verlangt, „doch passiert ist bisher noch nichts.“

Einsatz für Schutzgebiete

Über den seit Jahren laufenden Einsatz für Schutzgebiete im Vinschgau informierte das Vorstandmitglied Ingrid Karlegger. Im Vorjahr habe man sich auf die Suche nach Bachkrebsen gemacht, eine Exkursion in die Schludernser Au unternommen, zum 4. Mal die „Friday for Nature“-Aktion im Biotop „Englisch Moos“ in Naturns zusammen mit dem Jugendzentrum (Beschäftigungsprojekt JuWa) und der Forststation Naturns organisiert, Springkaut in der „alten Etsch“ ausgerissen und zu einem Treffen mit 16 Patinnen und Paten von Schutzgebieten eingeladen. Der Einsatz für Schutzgebiete generell und in Form von Patenschaften werde weiterhin fortgesetzt. Ein großes Problem sieht Karlegger im Fehlen von Biotop-Managementplänen und Schutzzielen. Weitere Patinnen und Paten für Schutzgebiete seien jederzeit willkommen. 

Mobilität und weitere Schwerpunkte

Zu den Tätigkeitshöhepunkten 2024 gehörten u.a. die Vergabe des 11. Ökologiepreises Vinschgau und eine Klausurtagung in Plawenn. Dicht geballt ist das Programm für das heurige Jahr. Im Zuge der Förderung der Biodiversität und der Initiative „Blühender Vinschgau“, bei welcher mit der Bezirksgemeinschaft zusammengearbeitet wird, sind ein Workshop mit der Naturgartengestalterin Ingrid Völker geplant sowie die Teilnahme an den Nachhaltigkeitstagen in Prad mit der Veranstaltung „Naturnaher Hausgarten“. Ein Schwerpunkthema ist die Mobilität. Hierzu befasst sich eine 5-köpfige Arbeitsgruppe mit mehreren Initiativen. Bei einer davon wird die Verkehrsberuhigung auf der Straße auf das Stilfser Joch in den Fokus gerückt. Heuer wird das 200-Jahr-Jubiläum der Passstraße begangen. Ein weiteres Vorhaben ist es, Kinder und Jugendliche in Zusammenarbeit mit der neuen Jugendstelle im Dachverband für Natur- und Umweltschutz für die Natur und den Umweltschutz zu begeistern. Geplant sind ein Sommercamp in Naturns und Naturerfahrungstage in Mals.

Zuwachs von Mitgliedern

Erfreut zur Kenntnis nahm man den Zuwachs der Mitglieder der USGV von 213 auf nunmehr 236. Außerdem konnten 4 neue Vorstandsmitglieder aufgenommen werden. An bewährten Aktionen und Initiativen wird die Gruppe weiterhin festhalten. Abgeschlossen hat der Vorsitzende Josef Gruber die Versammlung mit Dankesworten an die Mitglieder, Spenderinnen und Spender, den Dachverband für Natur- und Umweltschutz, die Biologenvereinigung, den Heimatpflegeverein, die Bezirksgemeinschaft sowie die Landesabteilung für Natur, Landschaft und Raumentwicklung.

Josef Laner
Josef Laner

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.