Sind in Schlanders für die Frauen da: Claudia Pichler (links) und Sara Bagozzi.

„Die spezifische und richtige Anlaufstelle“

Publiziert in 2 / 2023 - Erschienen am 31. Januar 2023

Schlanders - Claudia Pichler und Sara Bagozzi vom Verein „Frauen gegen Gewalt“ leiten die Beratungsstelle in Schlanders und sind für die Frauen da. der Vinschger hat mit den beiden gesprochen. 

der Vinschger: Ist der Bedarf im Vinschgau da? 

Claudia Pichler: Wir schätzen den Bedarf groß ein. Der Vinschgau ist ein großes Tal, mit weiten Strecken. Daher ist es vielleicht auch oft schwierig für eine Frau, die am Reschenpass wohnt, nach Meran zu kommen. Der Bedarf im Vinschgau ist kurz gesagt genau so groß wie im restlichen Südtirol. Die Angebote hier wurden bisher leider nicht so gut abgedeckt. Das soll sich nun ändern. Es gibt aber natürlich unterschiedliche Situationen und sicher auch Vinschgerinnen, die dennoch lieber nach Meran fahren. Das soll je nach Möglichkeit und eigene Wünsche so gemacht werden. 

Wann sollten Frauen Hilfe suchen? 

Sara Bagozzi: Früh genug und auch dann wenn sie sich unsicher sind, ob sie Gewalt erfahren. Egal ob es zu psychischer oder physischer Gewalt kommt. Sicher, die erste Kontaktaufnahme mit der Beratungsstelle ist nicht einfach, denn man muss sich outen, zugeben, dass man Gewalt erfährt und das ist eine schmerzhafte Erfahrung, das eigene Erlebte ist mit Scham verbunden und häufig fühlen sich die Frauen dafür verantwortlich. Die Schuld für das Erlebte gibt der Gewalttäter immer wieder der Frau. 
Claudia Pichler: Leider erzählen uns Frauen auch oft davon, dass sie mit anderen Fachstellen und Fachpersonen versucht haben über ihre Situation zu sprechen und die Gewaltsituationen nicht erkannt wurden. Sie mussten danach erst wieder Mut schöpfen, um Kontakt mit der Beratungsstelle aufzunehmen. Es ist uns daher besonders wichtig zu betonen, dass die Beratungsstelle die spezifische und daher richtige Anlaufstelle ist, für Frauen die Gewalt erfahren haben. 

Was erwartet die Frauen in der Beratungsstelle? 

Sara Bagozzi: Die Mitarbeiterinnen sind darauf vorbereitet vorurteilsfrei zuzuhören. Anonymität und absolute Verschwiegenheit werden garantiert. Entscheidungsträgerin für ihre Situation ist allein die betroffene Frau und die Mitarbeiterinnen geben Auskunft und Unterstützung. Es werden keine Schritte ohne den Wunsch bzw. dem Einverständnis der betroffenen Frau unternommen. Wenn es notwendig ist sich vom eigenen Wohnort zu entfernen, um sich aufgrund der Gewalterfahrung in Sicherheit zu bringen, besteht die Möglichkeit in das Frauenhaus aufgenommen zu werden. Auch dafür stehen die Mitarbeiterinnen unterstützend zur Seite und es ist möglich die Notrufnummer zu kontaktieren. 
Claudia Pichler: Auch nicht direkt betroffene, sondern andere Frauen und Männer, die über häusliche Gewalt Bescheid wissen, können sich an die Beratungsstellen wenden. Damit kann auch eine Kontaktaufnahme der von Gewalt betroffenen Frau unterstützt werden. 

Michael Andres
Michael Andres
Vinschger Sonderausgabe

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